Page 86 - Spielfeld_Mai_2017
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 „MARKUS, DU DARFST DICH JEDEN TAG PRÜGELN“
Lukas: „Wann haben wir uns eigentlich zum letzten Mal gesehen?“
Markus: „Das war vor etwa zwölf Jahren. Ich war bei Deinen Eltern auf der Terrasse. Dein Papa war mein früherer Sportlehrer, ich hatte ihn im Leistungskurs am Gymnasium. Da warst Du noch ein bisschen kleiner. Es muss für Dich doch perfekt sein, hier vor der Haustür Deiner Heimat in Hoffenheim Fußball spielen zu können. Deine erste Profistation war aber woanders?“
Lukas: „Ihr wart damals beschäftigt mit eurer Abi-Feier und habt ein paar Bierchen getrunken. Ja, Du hast Recht, Profi geworden bin ich in Karlsruhe, danach bin ich nach Gladbach gewechselt, habe für Paderborn gespielt und bis zum vorigen Jahr in Stuttgart. Für mich ist es ideal, jetzt bei der TSG zu sein. Interessierst Du Dich eigentlich für Fußball?“
Markus: „Klar, ich bin doch Deutscher! Aber als kräftiger Kerl, der mit 20 schon 105 Kilo wog, war American Football für mich perfekt. Ich bin dann zum Studium an die North Carolina State University gegangen. Dort hat es so gut geklappt, dass ich 2012 einen Vertrag bei den New York Giants bekommen habe. Da war ich 26 und als NFL-Profi ein Spätstarter. Ich habe eine geile Zeit erlebt, auch wenn ich wegen einer Verletzung meine Karriere im Januar beenden musste.“
Lukas:: „Aber Du stehst in den Geschichtsbüchern. Als erster Deutscher, dem in der NFL ein Touchdown gelungen ist.“
Markus: „Stimmt, obwohl das gar nicht meine Aufgabe war. Bei meiner Position des Defensiv Tackle geht es um körperlichen Kampf, Mann gegen Mann, außer es landet einmal ein Ball direkt vor meinen Füßen, den ich zufälligerweise aufheben kann. Das war sensationell, als ich dann einmal den Ball über 26 Yards in die Endzone gebracht habe, wobei ich dabei fast noch ins Straucheln geraten wäre. Hast Du es eigentlich mal mit Football versucht?“
Lukas: „Ich habe mal als Junge Flagfootball gespielt, die eher körperlose Variante. Freunde meinten, ich sollte mal mit dahingehen, weil ich gut fangen konnte und flink war. Doch es war nichts für mich. Fußball gefiel mir doch besser. Wir gehen gleich mal in den Kraftraum und dann zeigst Du mal, was Du im Bankdrücken drauf hast. Ich versuche es mal mit 70 oder 80 Kilo.“
Markus: „In meinen besten Zeiten waren es 200 Kilo. Bei den Kniebeugen habe ich im Training 280 Kilo auf die Schultern geladen. Da habe ich aber noch 145 Kilo gewogen, jetzt bin ich auf 130 und will noch abtrainieren auf 120 Kilo. In der Defense Line bedeutet explosive Kraft alles. Auf sehr kurzer Distanz war ich sicher so schnell wie die besten bei Euch in der Mannschaft.“
Lukas: „Was war Deine Aufgabe bei den Spielen?“
Markus: „Ich war einer von denen, die nur dafür da sind, den Angriff des gegnerischen Teams sofort zu unterbinden. Ich kämpfte in Spielen und auch im Training jeden Tag mit Typen,
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