Page 52 - Spielfeld_Mai_2017
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 TSG-Torhüter Oliver Baumann beim Reaktionstest.
 Diese 0,3 Sekunden Unterschied haben im Fußball enorme Folgen. Umgesetzt auf Laufwege auf dem Spielfeld können es einige Meter sein, die die Gegenspieler heraneilen können, während im Kopf noch nach der richtigen Reaktion gefahndet wird. Die Handlungsschnelligkeit kann durch Übung, sprich stetiges Training, verbessert werden. Aber die erhobenen Werte der Spieler müssen andererseits wie Geheimnisse ge- hütet werden – hier greift natürlich auch der Datenschutz.
„Es ist schon eigenartig, dass einige Medienvertreter nun kommen und meinen, der gute Saisonverlauf unserer Mannschaft sei ja mit der Helix verbunden. Denen sage ich, das haben wir schon vor vier Jahren ge- macht, als wir fast abgestiegen sind.“ JAN MAYER
Auch internationale Besucher und die Medien werden in Zuzenhausen willkommen geheißen. „Es ist schon eigenartig, dass einige Medienvertreter nun kommen und meinen, der gute Saisonverlauf unserer Mannschaft sei ja mit der Helix verbunden. Denen sage ich, das haben wir schon vor vier Jahren gemacht, als wir fast abgestiegen sind. Unsere Arbeit im Bereich Innovation ist jetzt nur stärker in den Fokus gerückt“, sagt Mayer. Allerdings gibt der Diplom-Psychologe auch zu, dass er im Verein komplizierte Phasen erlebt hat.
Sich gemeinsam auf dem Trainingsplatz mit Trainern oder Spielern zu zeigen, war unerwünscht. Das ist schon lange
kein Thema mehr, für die Spieler und vor allem auch für Julian Nagelsmann gehört Jan Mayer zum Team. „Es ist eine super Atmosphäre in der Mannschaft. Ich bin voll integriert. Die Spieler kommen und fragen, hast du nachher mal Zeit. Das ist komplette Offenheit“, schildert Mayer den Umgang mit den Profis.
Der gebürtige Heidelberger hat bei Hans Eberspächer, dem Begründer der deutschsprachigen Sportpsychologie, studiert. Mit Hans-Dieter Hermann, der seit 2004 bei der Nationalmann- schaft als Psychologe tätig ist, arbeitet er seit fast 20 Jahren eng zusammen und hat 2014 das Fachbuch „Make Them Go – Strategien aus der Welt des Spitzensports für Manager“ herausgebracht. Der zweifache Familienvater ist bestens vernetzt, im Deutschen Olympischen Sportbund koordiniert er die sportpsychologische Betreuung in den Spitzenverbän- den. Er selbst hat schon Topsportler im Kunstradfahren, im Radball, im Motorradsport, in der Nordischen Kombination und im Skispringen, im Alpinen Ski und im Freestyle-Ski betreut. Er hat Schützen, Boxer und Rhythmische Sportgym- nastinnen beraten. Bei der Handball- und bei der Eishockey- Nationalmannschaft sowie bei den Adlern Mannheim hat er gearbeitet.
Doch der Job bei der TSG Hoffenheim ist für den umtriebigen Professor, der eine Honorarprofessur in Saarbrücken hat, der absolute berufliche Volltreffer. „Das ist wie ein Sechser im Lotto. Die Rahmenbedingungen sind einmalig. Wir können methodisch und diagnostisch Maßstäbe setzen. Das ist schon außergewöhnlich“, sagt er. Und es soll noch lange so wei- tergehen, Hoffenheim soll das Synonym für fußballerische Innovation bleiben. Jan Mayer hat schon die nächsten Projekte im Kopf. „Virtual Reality“, darin stecke wohl großes Potenzial beim Thema „Schnell im Kopf “.
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