Page 49 - Spielfeld_Mai_2017
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 „Die Leistungsdiagnostik Hals abwärts nach unten macht Sascha, ich mache die Leistungsdiagnostik Hals aufwärts.“
JAN MAYER
„Ich bin ein Undercover Agent“, sagt Mayer lächelnd auf die Frage, was er eigentlich alles tut. Der Job als Sportpsychologe, der auch die Beratung der Profis und Trainer in Stresssituationen einschließt, oder die Angebote zum „mentalen Training“ sind nur einige seiner Tätigkeiten. Sie sind weiterhin wichtig, aber inzwischen auch Routine. „Die neuen Sachen, die wir entwickeln, sind besonders interessant. Unser Hauptthema ist Schnelligkeit im Kopf. Da gibt es noch keine Konzepte, da sind wir Vorreiter“, sagt Mayer. Spieler körperlich fit zu machen und zu halten für den Hochleistungssport, das ist Aufgabe des Trainerstabs um Julian Nagelsmann. Aber die Fitness zu kontrollieren und Hinweise zu geben, wie sie im Training noch gesteigert werden kann, dafür sind Professor Mayer und sein Kollege Dr. Sascha Härtel, der im vorigen Jahr von der Universität Karlsruhe zur TSG kam, die Experten. „Die Leistungsdiagnostik Hals abwärts nach unten macht Sascha, ich mache die Leistungsdiagnostik Hals aufwärts“, sagt Mayer. Er ist also der Mann für die Köpfe und somit für die Hirne der Profispieler.
Die Helix, der Footbonaut und das Wiener Testsystem sind die Werkzeuge, um die Aktivitäten im Kopf zu messen. Die Helix ist eine von SAP erstellte Anlage, mit der in einem spezialisierten visuellen Training die Prozesse des schnellen Erkennens und Entscheidens im Fußball verbessert werden können. Sie ist weltweit einzigartig. Es geht um Wahrnehmung und Aufmerk- samkeit, wenn auf der 180 Grad gebogenen Projektionsfläche die gleich aussehenden Spieler zweier Mannschaften kreuz und quer durch ein virtuelles Stadion sausen und die Testperson
– also der kopf-trainierende Spieler – am Ende der Session beweisen muss, dass er den Überblick nicht verloren hat. Der Prozess, immer wiederholt und immer weiter beschleunigt, schult nachweislich die Fähigkeit, „eine Spielsituation besser zu überblicken“.
Der Footbonaut, den es außer bei der TSG weltweit nur noch in Dortmund, Doha (Katar) und in Astana (Kasachstan) gibt, dient ebenfalls der Steigerung der Handlungsschnelligkeit auf dem Platz. Die eindrucksvolle Apparatur schien, als sie auf den Markt kam, zunächst nur für intensive Stoppen-Passen-Übun- gen gedacht zu sein. Doch die TSG beließ es dabei unter der Regie Mayers nicht. Umgehend wurde ein Programm aufgelegt, wie der Footbonaut mit seinen reichhaltigen Möglichkeiten am besten ausgeschöpft werden kann und wie die Leistungen der Spieler exakt zu messen sind. „Es ist wie ein teurer Kochtopf für 1.000 Euro, der alles kann, aber ohne das Kochbuch weiß man nicht, was man reinschmeißen muss. Für den Footbonaut gab es kein Trainingsbuch“, erklärt Mayer, dessen wichtigster Helfer bei der konkreten Umsetzung vieler Ideen Rafael Hoffner, Koordinator Sport Innovationen, ist. Das perfekt harmonieren- de Team hat mit Erfolg ein umfangreiches, sehr differenziertes Trainingshandbuch für den Footbonaut geschaffen: Alle männ- lichen Teams der TSG von der U12 bis zur U23 sowie einige Profis, darunter die drei Torleute, sowie die Juniorinnen- und Frauenteams kommen jede Woche zu festen Zeiten zum Trai- ning. Jeder Fortschritt bei der Passgenauigkeit wird gemessen und dokumentiert.
Verein
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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 Der Kopf ist sein Freund: Professor Jan Mayer.

























































































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