Page 25 - Spielfeld_Mai_2017
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 Es lief die zweite Hälfte des Spiels gegen den FC Bayern München, als sich Oliver Baumann für einen Sei- tenwechsel empfahl. Nach einem Schuss von Robert
Lewandowski schnellte der TSG-Torhüter empor, flog wie eine Rakete in Richtung Pfosten und lenkte den Ball noch am Tor vorbei. Ein Gemälde von einer Parade. Baumann hätte sich durch die spektakuläre Flugshow eigentlich einen Platz neben der Concorde und der Tupolew auf dem Dach des gegenüberliegenden Auto- und Technikmuseums ver- dient – zwei weiteren Flugobjekten, welche die Menschen in Sinsheim faszinieren.
Doch zur Freude der Hoffenheimer Fans ist der Torhüter noch immer auf der anderen Seite der A6 zu bestaunen. Die Parade gegen Lewandowski wird trotzdem noch zum Ausstellungs- stück. „Ich möchte mir das Bild auf eine Leinwand drucken lassen und bei mir zu Hause aufhängen. Da hängen bislang nur zwei Auszeichnungen für das ‚FIFA Team of the Week‘, das ist ein bisschen wenig“, sagt er lachend. Dabei hätte der Keeper allein in dieser Spielzeit eigentlich genug Material sammeln können, um komplette Zimmerwände zu füllen. Baumann spielt eine überragende Saison und hat großen Anteil am Hoffenheimer Höhenf lug. Das Selbstbewusstsein ist entsprechend groß: „Ich habe vergangene Saison gesagt, dass es meine beste war. Das wollte ich bestätigen und kann sagen: Ich fühle mich noch besser als im Vorjahr.“
Da auch die Feldspieler beeindruckende Leistungskurven hingelegt haben, hat die TSG vor dem Liga-Endspurt die Chance, neben den Bayern in der kommenden Spielzeit auch internationale Top-Mannschaften in Sinsheim zu empfangen. Für Baumann wäre die Qualifikation für die Champions Le- ague „ein Traum“, den er sich „losgelöst von dieser Saison“ irgendwann erfüllen möchte. Als er 2014 vom SC Freiburg zur TSG wechselte, waren internationale Spiele das große Ziel des Keepers: „Ich wollte zur TSG, weil sie das Potenzial dafür hatte. Im ersten Jahr haben vier Punkte gefehlt, die zweite Saison war dann eine Katastrophe. Jetzt können wir etwas Besonderes und sogar etwas ganz Besonderes schaffen. Mal sehen, was am Ende dabei rauskommt. Wir haben alle Bock drauf, wenn man so lange verdient da oben steht, dann will man auch das Maximum erreichen.“
Vor den verbleibenden Spielen kreisen die Gedanken aber nur um den jeweils nächsten Gegner: „Die Zuschauer dür- fen rechnen, wir müssen Woche für Woche unseren Job bestmöglich machen. Qualität und Wille sind da, gegen die direkten Konkurrenten zeigt sich dann, wohin unser Weg führt: Bestehst du gegen sie, hast du es auch verdient.“ Zweifel an der eigenen Stärke existieren dabei nicht: „So viel Qualität, wie wir momentan in der Mannschaft haben, hatte noch kein Team, in dem ich je gespielt habe. Dazu kommt die Qualität von Julian Nagelsmann, die er mit seiner Taktik und Spielidee beiträgt. Das ist insgesamt das Beste in meiner Lauf bahn, auch tabellarisch. Das wollen wir bestätigen und bis zum Ende da oben blieben.“
Gefahr, aufgrund der bislang herausragenden Saison auch außerhalb des Strafraums abzuheben, existiert für Baumann nicht. Im Gegenteil, den früheren DFB-Junioren-Nationaltor- wart beeindruckt die mentale Stärke des gesamten Teams. „Für mich ist der Schlüssel, dass wir auf dem Boden bleiben und nicht denken: Wir sind so geil. Wenn man das denkt, vergisst man die Taktik und die Disziplin, dann geht es bergab. Wir spielen und trainieren alle am Limit und arbeiten mit Selbstvertrauen und Demut. Das ist ganz wichtig.“
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 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM


























































































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