Page 14 - Spielfeld_Mai_2017
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 Und daraus wurde das Projekt Bundesliga?
„Die Idee, dass wir gemeinsam mit Sandhausen und Walldorf einen Bundesliga-Verein etablieren wollten, ist ja bekannt und auch, dass es anders gekommen ist und wir es mit der TSG alleine umgesetzt haben. Tatsächlich haben wir es geschafft, dass mein Traum Wirklichkeit wurde, den eigenen Jugend- spielern bei der TSG Hoffenheim eine echte Perspektive zu bieten. In dieser Saison sind von 24 Profis im Bundesliga-Kader acht Spieler aus unserer eigenen Akademie. Das kann sonst kein anderer Verein vorweisen. Das ist das Besondere und eine Sache, die mich tatsächlich mit Stolz erfüllt.“
War Julian Nagelsmann dann die Initialzündung, die Hoffenheim brauchte, um aus einem guten Mittelklas- seklub etwas Besonders zu machen?
„Wir haben Mut bewiesen, einem so jungen Kerl das Vertrauen zu schenken. Jetzt wird dieser Mut belohnt. Natürlich liegt die gute Saison auch am Trainer. Gemessen an den Spielerbudgets liegen wir in der Bundesliga nur im Mittelfeld. Das wird sich nicht halten lassen, wenn wir tatsächlich in die Champions League kommen. Aber unser Erfolg hat nicht einzig und allein mit Julian zu tun. Er hat ein ausgezeichnetes Funktionsteam an seiner Seite, viele Menschen im Klub tragen ihren Teil zu dieser außergewöhnlichen Saison bei. Es ist ein Erfolg des ganzen Vereins.“
Julian Nagelsmann ist in kurzer Zeit zu einem der begehrtesten Trainer geworden. Joachim Löw traut ihm sogar den Job des Bundestrainers zu. Und dass die Bayern ihn sehr interessant finden, streitet niemand in München ab. Befürchten Sie, dass Sie Nagelsmann verlieren könnten?
„Stand der Dinge ist, dass Julian noch zwei Jahre bei uns Ver- trag hat. Es gibt ja groteske Fälle, in denen sich Trainer mit merkwürdigen Methoden aus dem Vertrag gewunden haben. Aber dafür ist Julian viel zu gescheit. Er weiß, dass wir ihn brauchen. Viele Spieler sind unter ihm besser geworden. Mit seiner Strahlkraft hilft er uns zudem, Spieler zu bekommen, die sonst wohl nicht nach Hoffenheim kämen.“
Uli Hoeneß hat kürzlich in einem Interview preisgege- ben, dass er Nagelsmann, damals Trainer der U19-Juni- oren der TSG, im Jahr 2015 zu den Bayern holen wollte. Stimmt es, dass Sie das verhindert haben?
„Das stimmt. Ich habe dem Uli gesagt: ‚Tut mir leid, aber den kriegst du nicht. Weil er bei uns die Perspektive hat, eines Tages die erste Mannschaft zu trainieren. Bei euch wird er mittelfristig vielleicht die U23 übernehmen.‘ Julian und Uli haben das akzeptiert. Ich glaube, dass die Entscheidung für Julian ein Glück war.“
„Am Abend brachen in der Sinsheimer Messehalle alle Dämme, als wir gemeinsam mit 10.000 Besuchern den Aufstieg feierten. Es war das
,3. WUNDER VON HOFFENHEIM‘.“
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„Das ,4. WUNDER VON HOFFENHEIM‘ geschah im Jahr 2013 unter Trainer Markus Gisdol. Wir waren nach dem 27. Spieltag mit 20 Punkten deutlich abgeschlagen. Düsseldorf, der spätere Absteiger, hatte zu diesem Zeitpunkt neun Punkte mehr als wir. Doch Düsseldorf holte nur noch einen Punkt, die TSG jedoch elf und so kamen wir wundersam auf Rang 16. Die Relegation wurde dann souverän gegen Kaiserslau- tern gewonnen: mit einem 3:1-Heimsieg und einem 2:1-Auswärtserfolg. Das eigentliche Wunder war unser 2:1-Sieg in Dortmund, dem CL-Finalisten.“
 






















































































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