Page 12 - Spielfeld_Mai_2017
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 GESCHICHTSSTUNDE MIT DIETMAR HOPP
„WIR WERDEN NICHT ÜBERMÜTIG“
Vor 28 Jahren begann Dietmar Hopp, 77, seinen Heimatverein TSG Hoffenheim zu unterstützen. In der neuen Saison wird der Klub nun erstmals auf internationaler Bühne vertreten sein.
Im SPIELFELD-Interview spricht der TSG-Gesellschafter über die Anfänge seines Engagements, den Wert der Nachwuchsarbeit, Trainer Julian Nagelsmann und seine Pläne für die Zukunft.
Die TSG 1899 Hoffenheim ist 2007 in die zweite Bundesliga aufgestiegen, nach genau zehn Jahren im Profifußball schafft dieser Klub, der ohne
Ihr Engagement niemals so erfolgreich geworden wäre, den Sprung in den Europapokal. Haben Sie das Gefühl, nun etwas Großartiges geschafft zu haben?
„Ich habe schon ein Gefühl der Zufriedenheit, gepaart mit der Spannung auf die restlichen Spiele und den Wettbewerb, den wir in unserer besten Saison der Vereinsgeschichte am Ende erreichen werden."
Lassen Sie sich auch auf den Gedanken ein, dass die Mannschaft als Tabellendritter vielleicht sogar direkt in die Champions League kommen könnte?
„Es wäre wunderschön, wenn wir Dritter werden können, aber das wäre doch ein bisschen zu viel verlangt vom Fußballgott.“
Immerhin könnte die TSG in der Champions League auf Weltklubs wie Real Madrid oder den FC Chelsea treffen. „Natürlich wäre ein Klub wie Real Madrid ein Traum. Ich glaube, im Estadio Santiago Bernabéu würde auch mir das Herz in die Hose rutschen. Aber ich hoffe, dass wir noch an- dere große Stadien kennenlernen, denn das würde bedeuten, dass wir weit kommen im Europapokal. Ich rechne aber eher damit, dass wir als Vierter der Bundesliga erst einmal in die Champions-League-Qualifikation müssen. Da würde uns eine sehr schwere Aufgabe erwarten. Aber vielleicht haben wir da ja auch etwas Losglück.“
Die TSG steckte vor einem Jahr noch in tiefster Ab- stiegsnot, auch Ihre Sorgen waren groß. Hätten Sie nach dieser Erfahrung damit gerechnet, dass die aktuelle Saison, wie sie nun verläuft, möglich ist?
„Ich bin ein Zahlenmensch. Deswegen habe ich vor der Saison für mich eine Rechnung aufgemacht. Unter Juli- an Nagelsmann hatten wir in der vergangenen Saison in 14 Spielen im Schnitt 1,6 Punkte geholt. Ich habe gedacht: Warum sollte es deutlich schlechter laufen? Ich habe mit einem Punkteschnitt von 1,5 gerechnet, das wären am Saisonende 51 Punkte gewesen. Und die reichen eigentlich immer für die Europa-League-Teilnahme.“
Dietmar Hopp erinnert sich:
„Nachdem wir im Jahr 2000 das Ziel meiner Träume erreicht hatten und in der Oberliga spielten, in der wir als Kandidat für den Abstieg gehandelt wurden, hat Hansi Flick mit seinem Team das ,1. WUNDER VON HOFFENHEIM‘ geschafft. Ein souveräner 3:0- Sieg in Heilbronn bedeutete den sensationellen Aufstieg in die Regionalliga, damals noch die 3. Liga.“
Wie sicher waren Sie sich, dass die Rechnung aufgehen würde?
„Ich habe schon darauf spekuliert, dass wir uns eventuell für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren können. Ich habe sogar darauf gewettet: Platz acht oder besser. Dass wir besagte 51 Punkte allerdings schon nach dem 27. Spieltag mit dem Sieg gegen die Bayern erreichen werden, das hätte ich nicht in den kühnsten Träumen zu hoffen gewagt. Ich hätte auch keinen Cent drauf gewettet.“ (lacht)
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