Page 76 - Spielfeld_April_2017
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 HEIMATKUNDE
1296war das Jahr, in dem auf dem Letzenberg eine erste Wallfahrt stattgefunden ha- ben könnte. Vier Jahre später soll eine Kapelle auf dem Hügel, der damals noch „Bletzenberg“ genannt wurde, entstan- den sein. Wer sich in der Heimatkunde des Kraichgau auskennt, weiß: Die Rede ist von der Wallfahrtskirche in Malsch, für die auf der Autobahn A6 mit einem braunen Landschaftsschild hingewiesen wird. Sicher ist, dass das Gotteshaus südlich von Wiesloch 1548 als „Wendelinuskapelle“ schriftlich erwähnt wurde. 1722 erlaubte der Bischof von Speyer, der den prächtigen Namen Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buch- heim trug, eine Kollekte zur Erbauung einer Kapelle „Zu Ehren des Heiligen Kreuzes auf dem Letzenberg“. Große Pläne, aus denen nichts wurde. Ab 1846 gab es dann regelmäßig Letzenberg-Wallfahrten. Im Mai 1902 wurde der Grundstein zur Kapelle gelegt, die nun den Berg ziert. Den Beschuss durch amerikanisches Artilleriefeuer im Zweiten Weltkrieg überstand die Kapelle weitgehend unbeschadet. In den 80er Jahren erfolgte eine Generalrenovierung der Kapelle, die am ersten Mai-Sonntag das Ziel der Frühjahrs- und am dritten September-Sonntag Endpunkt der Herbst- wallfahrt ist. Am letzten September-Sonntag findet alljährlich die Pferdewallfahrt statt, bei der Mensch
   Wissen für den Stammtisch
DER DACHSENFRANZ
„Dachsenfranz“ ist ein gutes Bier, das aus der gleichnamigen Brauerei in Zuzenhausen kommt. Doch hinter dem Namen verbirgt sich sehr viel mehr. Die Geschichte gehört zur Kraichgauer Folkore, ist aber so ungewöhnlich und zugleich spannend, dass man sie sich immer wieder mal ins Gedächtnis rufen kann. Der Italiener Francesco Regali lebte von etwa 1870 (eventuell aber schon seit 1866) bis 1914 in den Wäldern zwischen Wiesloch und Sinsheim. Angeblich handelte es um einen Fahnenflüchtigen der Armee des italienischen Freiheitshelden Garribaldi, der einen Vorgesetzten getötet haben könnte und deswegen floh. Als Unterkunft dienten ihm Höhlen, vor allem eine in Horrenberg, die sich in der Nähe des heutigen Waldspielplatzes befindet. Der „Dach- senfranz“ jagte Füchse, Marder und Dachse. Das von ihm hergestellte Dachsenfett, damals ein Mittel gegen etliche Gebrechen, verkaufte er ebenso wie Kräutermischungen. Auch seine Dienste als Kammerjäger wurden geschätzt, aber mit seinem strengen Geruch machte er sich kaum beliebt. 1914 verschwand der einsame Waldbewohner, womit die Legende um sein Leben begann.
und Tier gesegnet werden.
ABISZDES
KRAICHGAU-DIALEKTS
Veenusblimmlin:
kleine Pusteln im Gesicht eines jungen Mädchens, treten meist in der Pubertät auf
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© Peter Schmelzle























































































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