Page 73 - Spielfeld_April_2017
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 Sein Erfolg gibt ihm Recht. Als er nach zehn Jahren in Mau- er nach einer neuen Perspektive, einer größeren Aufgabe, einer echten Herausforderung suchte, war der Posten des Oberbürgermeisters in Sinsheim neu zu besetzen. Albrecht bewarb sich, als parteiloser Kandidat, unterstützt von der CDU – und siegte mit mehr als 77 Prozent der Stimmen. Er kann Menschen für sich gewinnen und begeistern. Sei- ne joviale Art macht es dem Gegenüber leicht, keine Spur von Standesdünkel. „Ich lebe das Amt. Es ist keine Pflicht, sondern Berufung“, sagt Albrecht. „Im Grunde mache ich das 24 Stunden. Nur so funktioniert es und so kann ich alle gleichermaßen bedienen.“ Egal, ob es der Weihnachtsmarkt in Weiler ist, das Kirchweihfest in Hilsbach – oder eben das Bundesligaspiel der TSG in der Arena.
Wachsende Identifikation der Bevölkerung
Natürlich weiß Jörg Albrecht, wie wichtig der Klub inzwi- schen auch für Sinsheim geworden ist. Als Wirtschaftsfaktor und Werbeträger. „Den Wert für uns kann man gar nicht messen. Wir sind mit Abstand die kleinste Stadt, die in der Bundesliga dabei sein darf. Dieser Imagegewinn ist mit Geld gar nicht zu bezahlen. Wir haben natürlich mehr Tagesgäste und auch zusätzliche Steuereinnahmen – aber der Wert ist viel größer als das Monetäre.“ Er merkt es ja auch an Kleinigkeiten: dass die Leute ihn im Urlaub auf Hoffenheim ansprechen und nicht auf Heidelberg. „Und die Leute ken- nen nicht nur die Flugzeuge am Auto & Technikmuseum, sondern die Arena.“
„Ich lebe das Amt. Es ist keine Pflicht, sondern Berufung.“ JÖRG ALBRECHT
Albrecht ist Lokalpatriot. Von Amts wegen, aber auch qua seiner Persönlichkeit. Und er stellt fest, dass sich nun auch die eigene Bevölkerung der TSG zunehmend verschreibt, ins Herz schließt und nicht nur den Verstand: „Die Menschen hier identifizieren sich eindeutig viel stärker mit der TSG als noch vor einigen Jahren, es ist eine wachsende Fange- meinde festzustellen. Bis Hoffenheim in der Bundesliga war, hatte ja jeder in unserer Region einen anderen Lieb- lingsverein. Jetzt wächst es – und die junge Generation, die in fünf, sechs Jahren in die Arena pilgert, kennt es ja gar nicht anders.“
Er selbst war, wie alle in der Region, noch anders sozialisiert. Als Kind des SV Sandhausen („Ich bin ja immer noch froh, dass es kein Duell der TSG mit Sandhauen gibt“) – und dank Bulle Roth und Hansi Flick, die für den SVS aufliefen, auch mit einer großen Nähe zum FC Bayern. Doch mit den Jahren wurde die TSG dann seine zweite große Fußball-Liebe. Albrecht weiß, wem er das zuvorderst zuzuschreiben hat: „Wir sind Dietmar Hopp unendlich dankbar.“ Vor zwei Jahren ernann- te die Stadt Sinsheim ihren berühmtesten Sohn zum Ehren- bürger: „Da habe ich in meiner Rede gesagt: ‚Wenn jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, du kannst am Samstag mit dem Fahrrad und dem Blick auf die Burg Steinsberg zu einem Bundesligaspiel fahren, hätte man dich eingeliefert.‘ Manche reduzieren das Engagement von Dietmar Hopp ja auf den Fußball, aber für unsere Stadt und die ganze Region ist seine Arbeit im sozialen Bereich, für Kinder und Jugendliche ab- solut vorbildlich und eine tolle Geschichte.“
Region
  Stolzer Träger der Amtskette: Jörg Albrecht in seinem Büro. SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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