Page 70 - Spielfeld_April_2017
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  MEIN SCHÖNSTER PLATZ
LOKALPATRIOT AUS LEIDENSCHAFT
Seit 2012 ist Jörg Albrecht der Oberbürgermeister der Stadt Sinsheim.
Der 48-Jährige spürt in seiner täglichen Arbeit, wie wichtig die TSG Hoffenheim
für die Stadt und die Region ist. Der gebürtige Sandhäuser verkörpert Bürgernähe, schätzt das Bodenständige – und träumt von einem Duell mit Real Madrid.
  Einzelkämpfer: Jörg Albrecht inmitten des Bayern-Blocks.
„Ich habe gedacht, mein Handy spielt verrückt. Stadträte und Bevölkerung aus Sinsheim, alle haben sich gemeldet.“
JÖRG ALBRECHT
Er schnappt sich den Ball, jongliert, hält ihn hoch. Sechs- oder siebenmal. Und als das Leder verspringt, angelt sich Jörg Albrecht die Pille
gleich noch mal. „Falsche Schuhe“, sagt der 48-Jäh- rige anschließend entschuldigend und blickt auf sein sauber poliertes Fußwerk. Die Krawatte hängt etwas schief. Egal. Albrecht freut sich. Ein Ball in der Nähe weckt in jedem das Kind. Auch bei einem Oberbürgermeister. Erst recht bei diesem Oberbür- germeister. Denn Jörg Albrecht ist der erste Mann von Sinsheim. Große Kreisstadt, 35.000 Einwohner, zwölf Stadtteile, von denen Hoffenheim inzwischen in halb Europa bekannt sein dürfte; Chef einer Verwaltung mit einem Haushalt von mehr als 110 Millionen Euro – und auch der Gemarkung, auf der die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena steht.
ARD-Sportschau machte ihn bundesweit bekannt
Jörg Albrecht ist jetzt mittendrin. Erst recht in diesen Wochen, rund um das Spiel gegen den FC Bayern. Das Hinspiel am 5. November 2016 hat Albrecht schließlich, wenn nicht berühmt, so doch ein wenig bekannter ge- macht. Die Aufnahmen, wie er als einzig erkennbarer Hoffenheim-Fan inmitten des Bayern-Blocks kurz vor Abpfiff aufspringt, die Fäuste ballt und jubelt, lief in der ARD-Sportschau – acht Millionen Menschen sahen zu, die Sequenz machte Karriere. „Das war ein totaler Hype“, sagt Albrecht, lächelt und erinnert sich lebhaft zurück an diese Szene. „Als der Thomas Müller diese Riesenchance in der Nachspielzeit vergab, hab‘ ich meiner Tochter nur zugerufen: Annika, jetzt hole mir `ne Punkt.“ Und kurz nach der Ausstrahlung vibrierte bereits Albrechts Handy. Die SMS kam vom Bürger- meister aus Sandhausen: „Sag mal, bist du gerade in München? Dann bist du eben im Fernsehen gewesen.“ Jörg Albrecht amüsiert sich. „Ich habe gedacht, mein Handy spielt verrückt. Stadträte und Bevölkerung aus Sinsheim, alle haben sich gemeldet.“ Er hat es ja auch genossen. Dabei reist Albrecht seit 2008 mit seiner Frau Christiane und den Töchtern Ronja und
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