Page 56 - Spielfeld_April_2017
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  „EIN WICHTIGER TEIL UNSERER KLUB-DNA“
Nadiem Amiri ist inzwischen fester Bestandteil des Bundesliga-Teams – zuvor sammelte er aber wichtige Erfahrungen in der U23 der TSG.
Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und Darmstadt 98 haben ihre U23-Mannschaften aufgelöst, auch RB Leipzig hat angekündigt, das U23-Team abzuschaffen. Für die TSG Hoffenheim ist und bleibt die zweite Mannschaft dagegen ein entscheidender Baustein in der Entwicklung ihrer Talente.
Sein Wort hat Gewicht. Horst Hrubesch weiß wie kaum ein Zweiter, wie der Nachwuchsfußball funktioniert – und vor allem, was es bedarf, um aus den talentierten
Spielern gestandene Bundesliga-Profis zu formen. Als Trainer hat der gebürtige Westfale die heutigen Weltmeister schon 2009 zum U21-EM-Titel geführt, die deutsche Olympia-Mannschaft mit den Hoffenheimern Niklas Süle und Jeremy Toljan brachte er im vorigen Sommer sensationell ins Finale von Rio. Nun hat sich Hrubesch, inzwischen zum DFB-Sportdirektor ernannt, eindeutig positioniert zum Bestreben einiger Klubs, ihre U23-Manmnschaften abzuschaffen. „Damit habe ich Probleme. Ich glaube, diese Klubs sind verpf lichtet, ein durchgehendes System zu haben“, sagte Hrubesch in einem Interview. Zuletzt hatte RB Leipzig angekündigt, sein Reserveteam abzumelden und zwischen den U19-Junioren und der Profi-Abteilung eine Lücke zu lassen. Zuvor hatten von den Bundesligisten bereits Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und Darmstadt 98 ihre U23-Teams aus dem Spielbetrieb zurückgezogen.
Hrubesch kann darüber nur den Kopf schütteln: „Wenn sie Spieler teilweise schon mit 14, 15 Jahren holen, müssen sie ihnen auch im Verein den Weg aufzeigen, wie sie über die Amateure doch noch den Sprung nach oben schaffen können. Wenn heute jemand erzählt, dass es über die dritte oder vierte Liga nicht möglich ist, in die Bundesliga einzusteigen, dann liegt er ein bisschen verkehrt.“ Das sehen die Verantwortlichen der TSG Hoffenheim genauso. Der Klub hat, auch in der laufenden Saison, herausragende Erfahrungen gemacht mit der eigenen U23, die in der Regionalliga Südwest eine ausgezeichnete
Rolle spielt und sich dauerhaft unter den Top 6 platziert hat. An die Möglichkeit, die zweite Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden, „verschwenden wir keinen Gedanken“, sagt TSG-Geschäftsführer Dr. Peter Görlich deutlich. „Die akribische und verantwortungsbewusste Ausbildung junger Talente ist wesentlicher Bestandteil unserer Klub-DNA. Die achtzehn99 AKADEMIE bildet die Basis unseres Bundesliga-Kaders aus, die U23 ist dabei der Übergang aus der Jugend zu den Profis.“
Die Fakten stützen diesen Kurs dabei nachhaltig. Nicht nur, dass U23-Spieler wie Stefan Posch (siehe Porträt Seite 58-61) oder Dennis Geiger den Sprung in den Profikader durchaus schaffen – es funktioniert auch in der Gegenrichtung: In der U23 der TSG erhalten auch Spieler aus dem Bundesliga-Team Spielpraxis oder können sich nach einer Verletzungspause wieder im Wettbewerb messen. So kamen in dieser Spielzeit bereits Mark Uth, Nadiem Amiri, Steven Zuber oder Marco Terrazzino in der Regionalliga Südwest zum Einsatz.
TSG-Geschäftsführer Peter Görlich betont: „Der Sprung von der U19 zu den Profis ist gewaltig und gelingt nicht jedem Talent auf Anhieb. Es gibt etwa Formschwächen, mentale Durchhänger oder verletzungsbedingte Rückschläge. Auch da übernimmt die U23 eine wichtige Rolle. Wir können unseren Nachwuchsspielern die Möglichkeit geben, sie auch mal aus dem Bundesliga-Geschäft herauszunehmen und ihnen dennoch Spielpraxis auf hohem Niveau geben zu können.“ Einer, der beispielhaft für diesen Weg steht, ist das TSG-Eigengewächs Nadiem Amiri. Der gebürtige Ludwigshafener, der mit der
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