Page 54 - Spielfeld_April_2017
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  DIE FAN-KOLUMNE
„FINGER WEG!“
Nach der Aufstockung der WM auf 48 Teams präsentierte die FIFA noch diverse Vorschläge zum Reglement. „Nichts mehr!“, war die Antwort unseres Fan-Kolumnisten Heiko Walkenhorst auf die Frage, was ihm dazu einfällt. Aber dann wurde es doch eine ganze Menge – Quatsch!
Im Mutterland des Fußballs hat man eine wunderbare Rede- wendung, die auf den ersten Blick nicht mit Fußball zu tun hat: „If it isn’t broken, don’t fix it“. Auf den zweiten Blick
aber sehr viel, denn die FIFA hat ja Marco van Basten und der den Job als „Technischer Direktor“ inne.
In dieser Funktion wartete van Basten mit zahlreichen Ideen auf, die entweder so neu sind wie „3 Ecken, ein Elfer“, „Abseits abschaffen“ oder „Shoot-Out“ statt Elfmeterschießen. Oder der Niederländer zog Vorschläge aus dem Hut, die es in anderen Ballsportarten gibt.
• Zur Vermeidung von Rudelbildung soll es wie im Rugby nur noch dem Spielführer erlaubt sein, mit dem Schiedsrichter zu diskutieren.
• Zeitstrafen (statt gelber Karten) kennt man vom Eishockey oder im Handball (wo es sogar beides gibt).
• Aus dem Basketball kennt man sowohl den Feldverweis für einen Spieler, wenn er eine maximale Zahl an Fouls verübt hat, sowie die effektive Spielzeit, was auch ein Vorschlag von ihm war, allerdings nur für die letzten zehn Minuten.
Das mag gut klingen, ist es aber nicht. Es ist völlig inkon- sequent. Warum z. B. nicht gleich umschalten auf effektive 2 x 30 Minuten? Zudem würde ich als Auftraggeber mein Geld zurückverlangen, denn darauf hätte ja jeder kommen können. Wenn schon Anlehnungen an andere Sportarten, dann aber bitte etwas wirklich Revolutionäres, z.B.:
• Erste Hilfe
Zeitschinden wegen Minimalstverletzungen ist ein rechtes Ärgernis. Deshalb sollte es keine Spielunterbrechungen mehr geben, wenn der Sanitäter auf dem Platz ist (wie im Rugby), oder die Spieler müssten wie im Ringen verpf lichtet werden,
während des gesamten Wettkampfes ein Stofftaschentuch bei sich zu tragen. Manche Vereine und Spieler könnten sich so ganz neue Sponsorengruppen erschließen.
• Geschwätzblitz
Gibt es im Online-Schach. Wenn ein stärkerer gegen einen schwächeren Gegner antritt, muss der Stärkere sein Tun permanent kommentieren. Das brächte gerade der abgeho- benen Champions League wieder das Flair der Kreisklasse zurück. Eine tolle Idee mit hohem Vermarktungspotenzial.
• Trainerlos
Natürlich sollen Teams auch weiterhin mit Trainer spie- len. Aber warum sich nicht vom Modernen Fünfkampf inspirieren lassen? Dessen 4. Disziplin ist Springreiten. Hier werden den Sportlern Pferde zugelost, mit denen sie nicht trainieren, sondern sich nur vor dem Wettkampf ein bisschen warmmachen können. Warum also nicht freitags die Trainer per Auslosung anderen Vereinen zuordnen? Sky würde bestimmt gerne live übertragen.
• Unterschiedlich schwere Trikots
Im Motorsport (Tourenwagen, Rennboote) nennt sich das Balance of Performance. Dabei werden Zusatzgewichte in den Fahrzeugen verbaut, die leistungsstärker sind, um eine Chancengleichheit zwischen allen Teilnehmern her- zustellen. Das könnte man mannschafts- oder spielerweise umsetzen. Die Sportartikelhersteller würde es freuen. Sie könnten dasselbe Trikot mehrfach verkaufen. Die Palette reicht von Seide bis Kevlar mit Bleiverstärkung.
DAS! wäre revolutionär, Herr van Basten. Aber ist natürlich Quatsch, wie auch Ihre Vorschläge, Herr Technikdirektor. Oder wie man in England sagt: „Wenn’s funktioniert, Finger weg!“
Anmerkung: Für den Inhalt dieser Kolumne ist der Autor verantwortlich, seine Meinung muss nicht unbedingt die Meinung der Redaktion widerspiegeln.
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