Page 51 - Spielfeld_April_2017
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 „Irgendwie geht’s immer. Notfalls Scheib’ runner, Kopp raus, Handzeichen, kurz hupen oder schreien und es läuft. Du musst halt stur sein.“
MATTHIAS BAUER
Verein
 Der Marktwert seiner Spieler-Passagiere beträgt dutzende Millionen, das ist ihm bewusst, dennoch wird er nicht müde, eins zu betonen: „Mir ist jeder Passagier und jeder Mensch gleich viel wert. Ob das die 80-jährige Oma ist, ein Schüler oder eben ein Fußballprofi.“ Bauers Bus-Flotte besteht aus drei Fahrzeugen, die mittlerweile alle Teams der TSG überall hinbringen. Dafür hat er bei seiner Hoffenheimer Firma, dem „Matthias Bauer Personenbeförderungsunternehmen“, noch zwei weitere Fahrer angestellt. Anders als auf dem Platz herrscht zwischen den Fahrerkollegen der Bundesliga-Klubs keine Konkurrenz. Im Gegenteil: „Da hilft jeder dem anderen. Wenn es Probleme gibt, ruft man sich an.“ Nach all den Jahren kenne man schon den einen oder anderen Schleichweg zu den Stadien, aber durch Baustellen, Sperrungen oder geänderte Zufahrten ändern sich die Anfahrtswege permanent. „Da ist es gut, die Handynummern von den Kollegen zu haben.“
Beim Frauenteam machten die Lautsprecher schlapp
Ob gef logen oder mit dem Bus gefahren wird, entscheidet die Entfernung. Dauern die Anfahrten zu den Auswärtsspielen länger als drei Stunden, nehmen die Kicker in der Regel den Flieger. Leverkusen sei die Grenze. „Da fahren die Jungs auch mal mit dem Zug. Generell vermeiden wir Pausen auf Au- tobahnraststätten. Und die musst du eben machen, wenn es länger als drei Stunden dauert. Es hat aber auch medizinische Gründe: Die Spieler sollen nicht zu lange in einer Ruheposition verharren.“ So lenkt Bauer den Straßenkreuzer regelmäßig personenfrei über die deutschen Autobahnen, an Bord nur das Gepäck. Er liebt diese Fahrten: „Ich kann meine Musik hören und Pause machen, wann ich will. Das hat schon seine positiven Seiten.“ Erst vor Ort in Hamburg, München oder Berlin fährt er dann die TSG-Profis vom Flughafen zum Hotel, von dort zum Stadion und wieder zum Flughafen.
Es geht aber auch ganz anders: Bauer erinnert sich noch bestens an den Trip, als die Lautsprecher schlappmachten. Das Frauenteam spielte 2014 in München und musste gewin- nen, um nicht in der ersten Erstliga-Saison direkt wieder abzusteigen. Nach dem 2:0 für die Bayern schien alles besie- gelt, doch die Kraichgauerinnen kämpften sich zurück und gewannen das Spiel noch mit 3:2. „Da war was los auf der Rückfahrt. Ich musste an der Tankstelle halten, damit die Mädels sich neue Getränke holen konnten. Die tanzten in der Polonaise aus dem Bus“, erzählt Bauer und grinst. „Im Bus haben sie die ganze Zeit geschrien: ‚Matze, mach lauter!’ Irgendwann war es dann zu viel für die Lautsprecher.“
AUSWÄRTS-ALLTAG
Am Samstag, 8. April, spielt die TSG um 15.30 Uhr in Hamburg. Das ist Bauers Zeitplan:
Freitag, 6 Uhr: Abfahrt mit Gepäck in Richtung Hamburg. In Sonderfällen (z.B. Schnee) reist Matthias Bauer auch schon einen Abend eher an.
Gegen Mittag: Ankunft am Hotel und ausladen
(z.B. Massagebänke, Koffer der Physiotherapeuten und des Mannschaftsarztes, Trikots etc.)
Ca. 17.30 Uhr: Abholen der Mannschaft am Flughafen, im Anschluss: Abendessen.
Samstag zwischen 8.30 und 10 Uhr: Frühstück
11 Uhr: Abfahrt zum Stadion mit den Zeugwarten. Dort werden die Kabinen eingeräumt. Im Anschluss: Rückfahrt zum Hotel.
13.45 Uhr: Abfahrt mit dem Team vom Hotel zum Stadion. Der Bus soll exakt zwischen 14.15 und 14.20 Uhr am Stadion ankommen.
15.30 Uhr: Anpfiff – während des Spiels hat Matthias Bauer verschiedene Betreueraufgaben und ist entweder
in der Kabine oder neben der Bank.
Ca. 17.15 Uhr: Abpfiff.
Während die Spieler duschen und sich umziehen, lädt er den Bus ein: „Das ist Stress pur und hat was von Tetris. Inzwischen weiß ich aber, wie alles passt.“
Zwischen 18.30 und 18.45 Uhr: Abfahrt zum Flughafen. Im Anschluss fährt Bauer alleine mit dem Gepäck zurück, entlädt den Bus in Zuzenhausen und parkt ihn dann auf dem bewachten Parkplatz an der WIRSOL Rhein- Neckar-Arena. Feierabend.
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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