Page 50 - Spielfeld_April_2017
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 Immer voll konzentriert: Busfahrer Matthias Bauer.
 DER STEUERMANN
Seit 14 Jahren bringt Busfahrer Matthias Bauer die TSG-Profis in Fahrt und sicher ans Ziel. Eine Aufgabe mit viel Verantwortung – und eine Zeit voller amüsanter Anekdoten.
Einblicke in das Wochenend-Wohnzimmer der Spieler.
Matthias Bauer dreht auf – aus dem Soundsystem dröhnt ein treibender Hip-Hop-Beat. Motivation in Clublautstärke. „Das hören die Jungs immer direkt bevor wir am Stadion
ankommen“, schreit er gegen den Song an. Der martialisch klingende Titel: „Ready for War“. Bauer sitzt am Steuer des Mannschaftsbusses der TSG-Profis, den er schlicht „mein Auto“ nennt. 502.234 Euro hat das 14-Meter-Monster gekostet. Warum so eine krumme Summe? „Nach einer lautstarken Feier-Fahrt mit der ersten Frauenmannschaft musste ich eine neue Tonanlage einbauen lassen. Die hat genau 2.234 Euro gekostet“, sagt der 57-Jährige und lacht.
Eigentlich fährt Bauer aber die Bundesliga-Profis der TSG durch Fußball-Deutschland. Mit kurzer Unterbrechung kurvt er das Team seit 2003 durch sämtliche Ligen. Damals lebte er noch in Mühlheim am Main (bei Offenbach) und führte das Familien-Busunternehmen „Rita’s Reisedienst“. Mit seiner damaligen Ehefrau fuhr er unter an- derem für Kickers Offenbach oder Mainz 05. Trainer Hansi Flick war zu der Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Busunternehmen für die TSG, als ihm ein Bekannter „Rita’s Reisedienst“ empfahl. Und so fuhren die Hoffenheimer Profis zunächst mit einem Offenbacher
Kennzeichen von Spiel zu Spiel. Später gründete der Kfz-Meister eine Zweigstelle in Hoffenheim, wo er seit 2008 auch wohnt. Er gibt zu: „Als Hansi Flick bei uns anfragte, musste ich erstmal nachschauen, wo Hoffen- heim überhaupt liegt. Inzwischen habe ich mich zu einem echten Hoffenheimer entwickelt.“
503-PS-Koloss mit Komfort
Wie wichtig der Mann am Steuer ist, wird manchen erst so richtig klar, wenn man begreift, was eigentlich alles passieren kann: ein brennender Lkw auf der Autobahn, Straßen-Sperrungen, ein kaputter Turbo- schlauch oder ein defekter Anlasser. Letzterer machte Bauer beim DFB-Pokalspiel in Chemnitz einen Strich durch die Zeitrechnung. Vor jedem Spiel fährt er mit den Zeugwarten Christian und Heinz Seyfert zum Sta- dion, um die Kabine einzuräumen. Im Anschluss holt er die Mannschaft am Hotel zum Spiel ab. Nicht so am 10. August 2008. Der Bus sprang nach dem Einräumen nicht mehr an – der Anlasser war hinüber. Und das 90 Minuten vor Anstoß. Bis der Notdienst kam, dau- erte es. Also wurden die Spieler mit Taxen zum Spiel gefahren. „Die Fahrer haben aber gar nicht gewusst, wohin und haben sie einfach zur Kasse gefahren.“ Bauer muss lachen. Der Weg ins Stadion führte mitten durch die Fans. Mit dem Siegtor für die TSG sprang auch der Motor wieder an.
„Es darf einfach nichts passieren, eine Spielabsage ist undenkbar. Da geht es um Millionen. Deswegen werden die Fahrzeuge auch in relativ frühen Abstän- den erneuert“, erklärt Bauer. Schon nächstes Jahr soll ein Neuer her. Dabei wirkt der „Neoplan Starliner II L“ noch wie neu, hat gerade mal 133.000 Kilometer auf dem Buckel. Den 503-PS-starken Koloss ließ sich Bauer 2012 nach seinen Vorstellungen bauen. Er ist lange genug im Geschäft, um genau zu wissen, was Profikicker wollen: Komfort, guten Sound, eine anstän- dige Kaffeemaschine, kühle Getränke und Flachbild- schirme, um Fußball schauen zu können. Auch die blaue Nachtbeleuchtung passt bestens ins Hoffe-Bild. Das jetzige Modell wird natürlich nicht einfach aus- rangiert, sondern transportiert dann stattdessen die U23-Mannschaft und andere TSG-Teams.
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