Page 30 - Spielfeld_April_2017
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 Im Einklang: Alexander Stolz (r.) wärmt sich unter Anleitung von Torwartrainer Michael Rechner (M.) gemeinsam mit Stammkeeper Oliver Baumann auf.
„Jens war der erste moderne Torwart und hat vor 15 Jahren schon das gemacht, was jetzt alle gut finden. Er war einer, von dem ich mir viel abgeschaut habe. Auch von seiner Art her, die Gestik, Mimik, wie er die anderen gepusht hat.“ Aber Stolz sah es zumeist nur von der Bank aus. Wenn überhaupt. Denn den Platz im Profikader teilte er sich mit dem jungen Sven Ulreich, im Vier-Wochen-Rhythmus wechselte sich das Duo als Vertreter des unantastbaren Lehmann ab. Es kam zur Partie des VfB in Mainz am 13. Dezember 2009, Lehmann wurde kurz vor Abpfiff wegen einer Tätlichkeit vom Platz gestellt. Es schlug die große Stunde des Ersatztorwarts. Er hieß Sven Ulreich. „Es war alles irgendwie verhext“, sagt Alexander Stolz. Eine Woche später, bei der Partie gegen die TSG Hoffenheim, wäre er regulär wieder dran gewesen, hätte er auf der Bank gesessen.
„Hätte, wenn und aber – ist alles nur Gelaber“, sagt Stolz. „Mir hat das Glück gefehlt, regelmäßig zu spielen. Nichts- destotrotz sind wir jetzt oben dabei, dürfen vom Europacup träumen. Ich darf das genießen, jedes Wochenende, und bin glücklich, dass meine Karriere so verlaufen ist, auch wenn auf meinem Steckbrief eben nicht so viele Spiele stehen.“ Selbst die Geschichte seiner Rückennummer 33 fügt sich nahtlos ein in die Rolle des vermeintlich bemitleidenswerten Muster- schülers Alexander Stolz. Eigentlich trug er seit Stuttgarter Zeiten die 28 – bis Adam Szalai kam, dessen Glücksnummer die 28 ist. „Adam hat sie mir dann für ein Essen abgekauft“, sagt Stolz. „Auf das Essen warte ich natürlich heute noch.“
So viel Pleiten, Pech & Pannen kennt man ansonsten eigent- lich nur aus den frühen Dick & Doof-Verfilmungen. Es ist am Ende aber wohl einfach nur eine Frage der Perspektive. Als er im Herbst 2012 nach einer glücklosen Saison in Karlsruhe ohne Klub war, hatte er sich ja schon beruflich neu orien- tiert. „Der Wunsch war schon immer mal da, bei der Polizei zu arbeiten. Ich bin halt ein Typ, der gerne guckt, dass alles in Ordnung ist. Ich hatte mich beworben, die hätten mich
auch genommen, aber dann kam Hoffenheim. Sonst wäre ich vielleicht auch am Wochenende im Stadion, aber in einer anderen Rolle.“ Und so lebt er weiter – der Gedanke, dass es doch passieren könnte. Dass er plötzlich ins Rampenlicht der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena einläuft. „Ich war immer so nah dran. So nah und doch so fern“, sagt Alexander Stolz. Der Blick geht raus auf den Trainingsplatz. Die Gedanken schweifen wohl in eine ausverkaufte Arena. „Aber ich bin nicht nachtragend, ich lebe einfach im Hier und Jetzt. Unterm Strich ist es so, dass für mich die Sonne scheint.“ Sagt der Schattenmann. Und strahlt.
ALEXANDER STOLZ
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Geburtsdatum: Geburtsort:
13. Oktober 1983 Pforzheim
Bei der TSG seit 08/2013
Frühere Vereine:
2012
2007 - 2011 2006 - 2007 2005 - 2006 2004 - 2005 2003 - 2004
- 2003
Karlsruher SC
VfB Stuttgart
TSG Hoffenheim (Leihe) VfB Stuttgart
FC Nöttingen
SV Sandhausen
VfR Pforzheim Stuttgarter Kickers
SV Hohenwart
TSG-Bilanz in der Bundesliga:
1 Spiel, 0 Tore
TSG-Bilanz im Pokal:
0 Spiele, 0 Tore










































































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