Page 29 - Spielfeld_April_2017
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 Profis
 „Du bist froh und genießt es einfach, auf dem Platz zu stehen. Du willst gar nicht, dass das Spiel zu Ende geht.“
ALEXANDER STOLZ
Zupackend: Alexander Stolz in seinem bisher einzigen Bundesliga-Spiel – am 6. April 2014 mit der TSG Hoffenheim bei Hertha BSC.
33-Jährigen aber weht kein Hauch von Unaufrichtigkeit: „Ich habe das erlebt, was Zigtausende auch gerne erleben würden und mir einen Traum erfüllt, das Leben, das ich haben wollte. Für mich geht es nicht mehr darum, Nummer eins zu sein, sondern darum es zu genießen.“
Kein Zweifel: Alexander Stolz ist ehrgeizig. Sehr ehrgeizig. Hochprofessionell. Wohl kaum jemand im TSG-Kader dürfte so durchtrainiert sein wie der imposante Kerl aus dem Nord- schwarzwald. Er gilt als eifrigster Nutzer von Kraftraum und Physiotherapie – weil es für ihn zum Lifestyle eines Profis dazugehört: „Ich gehe ja nicht in den Kraftraum, um mich da wegzuknallen, sondern weil es meinem Kapital, dem Körper, gut tut.“ Und zu seinem Torwartspiel passt. Mutig, offensiv, gern auch mit Körperkontakt. Nur zeigen kann er es dem großen Publikum nie.
Der Platz auf der Ersatzbank nagt an ihm: „Ins volle Stadion einzulaufen, durch die Gegend zu hechten. Das ist schon noch mal eine andere Befriedigung“. Aber er hat gelernt, dass es eben nicht immer alles auf geradem Wege geht. Und sein Blick ging immer schon auch nach links und rechts. Als Jugendlicher ging er von seinem Heimatverein SV Hohenwart zu den Stuttgarter Kickers, kam zum VfB – doch der Stress mit Schule und der Pendelei von Pforzheim in die Landeshauptstadt war zu viel. „Es ging nicht mehr.“ Stolz war konsequent. Er hörte mit dem Fußball auf. Drei Jahre lang. Bis er beim SV Hohenwart wieder anfing – B-Liga. Ganz unten. „Ich wollte einfach nur ein bisschen kicken und dann kam wieder der Spaß dazu“, so
Stolz. Er ging nach Pforzheim, Landesliga. Es folgte die Station in Sandhausen, wo er parallel seinen Zivildienst absolvierte – und zurück in die Heimat: Regionalliga beim FC Nöttingen. Der VfB Stuttgart wurde auf ihn aufmerksam und so landete er als 21-Jähriger wieder dort.
Als Anfänger. So fühlte es sich zumindest ein Stück weit an. „Das war für mich ein Wurf ins kalte Wasser, weil ich mir die ganze Torwarttechnik ja erst erarbeiten musste. Was die anderen mit 12 oder 13 Jahren gelernt haben, das hatte ich ja nicht. Bei mir war alles instinktiv. Da hatte ich dann das große Glück, in Stuttgart Eberhard Trautner als Torwarttrainer zu haben. Das war ein richtiger Schleifer, worüber ich dankbar bin: ‚Ebbo‘ hat mir alles beigebracht.“ Und Alexander Stolz konnte den Fußball zum Beruf machen – die kaufmännische Ausbildung, die er nach dem Abschluss des Berufskollegs ei- gentlich anfangen wollte, wurde ad acta gelegt.
Stolz war wissbegierig, lernte schnell und wurde immer besser. Und der Weg führte ihn tatsächlich schon 2006 in den Kraichgau. Der VfB hatte ihn ausgeliehen, zum damaligen Regionalligisten nach Hoffenheim – und Alex Stolz spielte tatsächlich zweimal mit dem TSG-Wappen auf der Brust (gegen Reutlingen und die Stuttgarter Kickers), durfte den Aufstieg in die Zweite Liga feiern. Anschließend aber schaff- te es Stolz über die VfB-Reserve zu den Profis. Auf den Platz hinter Nationaltorhüter Lehmann. „Ich war immer irgendwie hintendran“, sagt Stolz achselzuckend. Zumindest traf er einen guten Lehrmeister.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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