Page 70 - Spielfeld_Maerz_2017
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 „Vier Augen sehen mehr als zwei. Foul zu rufen und nicht zu wissen, wer es war, ist schlecht.“
REBEKKA WILKE
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Mit Rebekka sind die blinden TSG-Fans sehr zufrieden, die lebhafte Frau schildert sehr anschaulich. Während der Spiele wechselt sie sich bei der Kommentierung mit David oder Markus ab. „Vier Augen sehen mehr als zwei. Foul zu rufen und nicht zu wissen, wer es war, ist schlecht“, sagt Rebekka. Eine besonders kompliziert zu beschreibende Szene hat sie gut hin- bekommen: Es war das „Phantomtor“ im Oktober 2013, als der Leverkusener Stefan Kießling den Ball ans Außennetz köpfelte, der durch ein Loch im Tor- netz schließlich doch im Kasten landete. Schiedsrichter Felix Brych erkannte diesen irregulären Treffer an.
Die Reaktionen auf die Reportagen sind sehr gut. Das erfahren Rebekka und ihre beiden Kollegen oft genug in den Gesprächen mit ihrer „Kundschaft“, denn vor jedem Spiel gehen sie in den Block N und sprechen mit den blinden Fans. „Das Lob der Blinden ist der schönste Lohn“, sagt Rebekka. „Sie sind ganz witzig und wirklich cool. Sie sagen auch mal, schön dich zu sehen, ha, ha, ha.“ Und vor allem: „Die Blinden verstehen das Spiel. Sie wissen, was ein Übersteiger ist“, sagt Rebekka.
Regelmäßige Qualitätskontrolle
Im Block N betreut Gisela Hartmann die Blinden und Sehbehinderten, gibt die Headsets für die Live-Übertragungen aus, erklärt Neulingen, wie alles funkti- oniert, führt die Fans zu ihren Plätzen oder auch mal zur Toilette. „Gisela ist unsere gute Seele“, erklärt Rebekka. Sie selbst ist über die Jahre zu einem echten TSG-Fan geworden, wobei die aus Lüden- scheid stammende Journalistin auch mit Borussia Dortmund sympathisiert. Die TSG unterstütze die Blindenreporter sehr gut, betont Rebekka Wilke. „Das Arbeitsumfeld ist sehr angenehm. Wir werden nicht im Regen stehen gelassen. Wenn wir etwas brauchen, werden diese Wünsche erfüllt.“ Sehr interessant sind die regelmäßigen Tagungen, die die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für die Blindenreporter aller Bundesliga-Vereine organisiert. Wie bei den Schiedsrichtern gibt es sogar eine „Qualitätskontrolle“, wo ein von der DFL beauftragter Experte im Stadion das Spiel auch live verfolgt, die Blindenreportage mithört und aktuell auswertet. Rebekka Wilke, ihr Bruder David und Markus Schulze erzielen bei den Tests übrigens Spitzenwerte.




























































































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