Page 102 - Spielfeld_Maerz_2017
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 Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Sag mal Hermann, jetzt mal nur unter uns Pastorentöchtern: Bist Du auch so stark interes- siert an Kultur?
Um ehrlich zu sein: Ich beschäftige mich lieber mit Wirtschaft (lächelt der Bedienung zu).
Sehr witzig. Hast heute Morgen ‘nen Clown gefrühstückt? Wollte eigentlich nur wissen, ob Du auch dazu gehörst.
Zu wem?
Den Lordsiegelbewahrern echter Fußballkultur. Gegen Kommerz und so.
Wen meinst Du jetzt genau? Die mit den Steinen? Oder die mit den Hetzplakaten?
Jetzt wirst Du sarkastisch.
Im Ernst: Die Leute, die so etwas machen, sind keine Fans, das sind Gewalttäter. Die schwadro- nieren von Tradition und echter Vereinsliebe und können jeden Morgen im Börsenteil der Zeitung gucken, wie viel ihr Klub grad wert ist.
Es ist halt viel Geld im Fußball unterwegs.
Aber es gibt eben nicht gutes und schlechtes Geld. Es gibt nur sinnvolle Verwendung und Kohle verprassen.
Musst mir dann nur noch sagen, was sinnvoll ist (grinst). Oder, um es mit dem legendären George Best zu sagen: „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausge- geben. Den Rest habe ich sinnlos verprasst.“
Hermann: Heinz: Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz: Hermann:
Jetzt nicht ablenken, Heinz. Ich finde es Wahn- sinn, was grade in und um die Stadien abgeht.
Der Fußball ist aber doch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Ganz ehrlich, so ein Gesicht habe ich bei mir im Bad noch nie gesehen. Es ist ja teilweise unterirdisch, auf was für einem Niveau wir uns da bewegen.
Die Sprache des Fußballs ist die Sprache der Straße. Ist halt etwas rauer.
Die Fans sollen ja auch kein Literarisches Quar- tett aufführen. Emotionen gehören dazu. Aber etwas Geist statt Gewalt wäre schon ein guter Tausch.
In Dortmund habe ich auch ein lustiges Banner gesehen: „RB Leipzig: Fast so viele Mitglieder wie das SED-Politbüro“.
Darüber kann ja sogar ich schmunzeln. Und außerdem erinnert mich das an das Spiel von Hertha gegen Bayern.
Hä?
In Ost-Berlin hat Stasi-Mielke doch auch immer so lange spielen lassen, bis der BFC Dynamo noch ein Tor geschossen hat. Das war damals, Achtung Wortwitz, gute Tradition.
Darauf sollten wir trinken.
Prost, Heinz. Auf den Fußball, die Kultur und die Wirtschaft hier. Und nicht vergessen: Es ist nur ein Spiel.
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UNTER UNS
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig am Tresen über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
Heute: Fußballkultur




























































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