Page 70 - Spielfeld_Februar_2017
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Von da an war Zachler auch regelmäßig bei den Auswärtsfahrten an Bord, damals war noch Emil Vetter für die Fahrten zuständig. Irgend­ wann fragte Vetter, ob er ihn vertreten könnte. Machte er. Wer er denn sei, wollte ein TSG­Fan bei seinem ersten Amtsantritt wissen. „Ich bin heut’ der Emil.“ Ab Herbst 2008 war Zachler dann immer der Emil. Seither hat er bei knapp 130 Fahrten Tausende Fans – im Schnitt sind es pro Auswärtsspiel etwa 100 – sicher wieder nach Hause gebracht.
„Darauf bin ich schon stolz. Die Aufsicht für so viele Menschen zu haben, ist eine große Aufgabe und Verantwortung.“ Das war nicht immer ganz einfach: Gleich bei seiner ersten Begleiterfahrt blieb der Bus liegen, Zachler musste 50 Hoffen­ heim­Fans durch Hamburg ins Stadion lotsen. Am heißesten Tag des Jahres fiel im Bus nach Berlin die Klimaanlage aus, bei minus 19 Grad machte die Heizung auf dem Weg nach Stutt­ gart schlapp, auf der Rückfahrt von München brannte der Bus. Letztendlich schafften es alle unversehrt nach Hause.
Doch die positiven Erinnerungen überwiegen bei weitem. „Man erlebt durch die Fahrten so unheimlich viel.“ Wenn die TSG auswärts siegt, dreht Bus 1, in dem Zachler immer sitzt, bei der Rückkehr im Kreisverkehr vor der Arena für jedes Tor eine Ehrenrunde, beim 3:0­Sieg in Leverkusen sogar einmal im Rückwärtsgang. Oft ist der Auswärtsexperte dann schon über 24 Stunden im Auftrag des Kraichgau­Fußballs unterwegs. Für ein Spiel beim HSV steht er um 2:45 Uhr auf, wieder daheim ist der Busbegleiter am nächsten Morgen um 4.30 Uhr.
Zachler widmet jede freie Minute dem Fußball. Dabei hat er davon eigentlich gar nicht allzu viele. Hauptberuf lich ist er Polizeioberkommissar beim Polizeipräsidium Mannheim, kommunal­ politisch engagiert sich der Sozialdemokrat im Gemeinderat in Edingen­Neckarhausen – wo er auch stellvertretender Bürgermeister ist – und als Kreisrat in der Rhein­Neckar­Region.
Zudem ist er dreifacher Vater und dreifa­ cher Großvater. Die Familie hat Verständ­ nis für seine Leidenschaft. Allen voran seine Frau Manuela. „Da bin ich ihr sehr dankbar. Dass es so ausarten würde, hätte man da­ mals nicht geglaubt“, sagt er und lä­ chelt. Auch so mancher Urlaub ist von Zachlers Leidenschaft geprägt. „Manuela ist manchmal schon die Leidtragende.“ Zachler hebt den Zeigefinger und zieht das Wort „Aber“ in die Länge, bevor er trocken argumentiert: „Sie kann von sich behaupten, dass sie in Glasgow alle drei großen Stadion gesehen hat.“





























































































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