Page 28 - Spielfeld_Februar_2017
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                ABENTEURER AUF DER AUSSENBAHN
Der Schweizer Steven Zuber hat in Moskau gespielt und ist seit 2014 in Hoffenheim. Sein Karriereende kann sich der 25-Jährige in Australien vorstellen, nach der Laufbahn plant er eine Weltreise. Doch jetzt zählt für den ehrgeizigen Mittelfeldspieler nur eins: der endgültige Durchbruch bei der TSG. Nun hat Zuber seinen Vertrag in Hoffenheim bis zum Jahr 2020 verlängert.
Während die Vorbereitung für viele Fußballer die Zeit der Qualen ist, genießt Steven Zuber das wochenlan­ ge Training und den Kampf um die Stammplätze. Bei der TSG absolvierte der Schweizer im Winter bereits seine sechste Halbserien­Vorbereitung – und die Motivation war besonders groß: denn in Zuber lodert ein besonderes Feuer: Er hat in Hoffenheim noch einiges vor, der 25­Jährige will es endlich allen beweisen: „Ich bin jetzt ein halbes Jahr am Stück fit, im Jahr 2017 beginnt ein neuer Abschnitt und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Ich hatte im Herbst meinen besten Part bei der TSG, daran will ich nun anknüpfen.“
Nach zweieinhalb Jahren im Kraichgau ist der vom ZSKA Moskau verpflichtete Außenbahnspieler mit seiner Bilanz noch nicht zufrieden. 40 Pf lichtspiel­Einsätze stehen bislang auf der Habenseite. Eine Bilanz, die Zuber auch in Russland erreichte – allerdings in einer Saison, dazu garniert mit der Meisterschaft und dem Sieg im Supercup. Zwar waren Titel­ gewinne nicht das primäre Ziel beim Wechsel zur TSG, Zuber hatte sich jedoch einen weiteren Karrieresprung erhofft, der ihn auch zurück ins Nationalteam befördern sollte. Dass es bislang anders kam, liegt auch an den vielen Verletzungen. Im April 2016 traf es ihn besonders schwer: Im Training zog er sich in einem Zweikampf mit seinem Landsmann Fabian Schär einen Schädelbasisbruch zu. Eine Verletzung, die ihn mehrere Monate außer Gefecht setzte – und nachwirkte. In der Sommervorbereitung überholte die extreme Motivation den Körper, bei hohen Temperaturen spürte Zuber die Folgen des Zusammenpralls noch immer. „Wenn es sehr heiß war und ich über eine Belastungsschwelle gegangen bin, habe ich Kopfschmerzen bekommen. Ich musste nach jedem Training einen Becher Cola trinken. Cola mag ich eigentlich nicht, aber der Zucker hat geholfen, danach waren die Probleme wieder weg.“
Die Schmerzen gingen, doch eine Frage blieb: „Warum musste mir das passieren?“ Es war ein erneuter Rückschlag für Zuber, der sich wieder einmal hinten anstellen musste. Also absolvierte
er Zusatzschichten und powerte sich durch die Vorbereitung. Doch der Rückstand war groß, es dauerte bis zum achten Spiel dieser Saison, ehe Zuber auf den Bundesliga­Rasen zurückkehrte. Und er spielte groß auf: Beim 3:0 in Leverkusen traf er zum Endstand. Es folgten vier Startelf­Einsätze nacheinander sowie ein weiterer Treffer beim 2:2 gegen den Hamburger SV – bis er wieder aus der Mannschaft rotierte. Aus seiner Enttäuschung macht er kein Geheimnis: „Der Konkurrenzkampf ist groß. Der Trainer muss auf keinen Spieler warten – und die anderen Jungs hier sind wirklich gut. Wir haben in der Phase viele Spiele gewonnen, viele Spieler bekamen ihre Chancen und alle haben geliefert. Deswegen kann man kaum Ansprüche stellen und sich nicht beschweren. Man kann nur weiter hart arbeiten.“
Zuber hat damit Erfahrung, seine Einstellung verbietet es ihm zudem, nörgelnd in der Kabine zu sitzen. „Ich bin keiner, der ein großes Theater macht, wenn er nicht spielt. Ich warte auf meine Chance und will dann zeigen, was ich drauf habe, so wie in der Hinserie. Für den Verein ist es doch ein Privileg, Spieler zu haben, die im Training alles geben, nie Probleme machen und dann gleich treffen, wenn sie reinkommen.“
Dass er es kann, weiß Zuber. Bei Grasshoppers Zürich gelang dem Jungen aus Winterthur ein kometenhafter Aufstieg, der ihn schon mit 17 Jahren zu den Profis führte. Die geplante Ausbildung bei einem Sportartikelhersteller fiel aus, stattdes­ sen startete er auch in der Jugend­Nationalmannschaft durch, spielte 45 Mal für Schweizer U­Teams und vertrat sein Hei­ matland bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Auch nach seinem Wechsel in die Millionen­Metropole Moskau verlor er seine Zielstrebigkeit nicht – auf und neben dem Platz: „Ich habe interessante Erfahrungen gemacht, mein Englisch optimiert und mich für eine französische Überset­ zerin entschieden, um auch diese Sprache zu verbessern. Ich wollte auch Russisch lernen, bin dann aber zur TSG gewech­ selt. Die Zeit war super, es war ein krasses Leben, aber ich war nie gefährdet abzuheben. Ich konzentriere mich mein ganzes Leben schon mehr auf den Sport als auf andere Dinge.“
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