Page 15 - Spielfeld_Februar_2017
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                 Profis
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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andere: Profi zu bleiben. Wenn ich in drei, vier Jahren aufhöre, will ich sagen können: Ich war Profi mit Leib und Seele, ich habe alles dafür getan. Wenn der Ehrgeiz irgendwann nicht mehr da ist, sollte man es lassen. Aber noch ist er da.“
Gibt es einen Trainer, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
„Als junger Spieler Jupp Heynckes in Gladbach. Er hatte zwar wenig Erfolg mit uns, hat seine Linie aber immer durchgezogen. Da hat man gemerkt: Er hat sehr viel Erfahrung und Wissen, das er uns vermitteln wollte. In Mainz wurde dann Thomas Tuchel mein Trainer. Das war das erste Mal, dass ich gesehen habe, wie Fußball auch funktionieren kann. Es war plötzlich wie eine andere Sportart, fast Rasenschach. Ab dieser Zeit habe ich das Strategische im Fußball lieben gelernt. Unter Julian Nagelsmann geht das nun genau in diese Richtung, das gefällt mir natürlich. Von den beiden kann man sehr viel mitnehmen. Aber auch die Zeit in Spanien war interessant.“
Gab es große Unterschiede zu den Erfahrungen in Deutschland?
(lacht) „Es war alles anders. Sie wussten dort damals nicht einmal, was Laufschuhe sind. Und das gemeinsame Essen war eigentlich wichtiger als das Training.“
Zum Essen gehören in Spanien oft ein, zwei Gläser Wein – auch vor dem Spiel. Wie hast Du das erlebt?
„Wenn wir einen Tag vorher zu Auswärtsspielen geflogen und abends angekommen sind, war das Trainerteam, nun ja, oft relativ betrunken. Und wir sollten abends auch immer Wein trinken. Ist ja gut fürs Herz (lacht). Meine Frau war damals schwanger und ich war die ersten Monate deshalb allein in Spanien. Dann kam sie irgendwann nach und meinte: ‚Du verkohlst mich doch. Du hast doch niemals jede Woche einen Mannschaftsabend.‘ Aber es war so, das war wichtiger als alles andere. Es wurde alles gefeiert: Wenn einer 30 Spiele für Getafe gemacht oder 80 in der Primera Division. Einen Grund gab es immer, und so gab es immer Teamabende. Allerdings fangen die in Spanien immer erst um halb zwölf an und gingen dann bis vier, fünf Uhr. Morgens war dann um zehn Uhr Training, aber da der Trainer abends ja auch immer dabei war, gab es dann die An­ sage: ‚Jungs, heute können wir nur locker trainieren.‘ Das war schon eine lustige Zeit.“
Hast Du lange gebraucht, um dich daran zu gewöhnen?
„Auf jeden Fall, das war ja ein Riesenunterschied zu allem, was ich vorher gelernt hatte. Zu Beginn habe ich immer nur am Glas genippt, vor allen bei den Essen am Tag vor den Spielen. Am Ende habe ich mich aber daran gewöhnt. Und dass die Mann­ schaft vor den Spielen gemeinsam isst, hat Julian Nagelsmann hier auch eingeführt. Es gibt natürlich keinen Wein, aber ich finde es gut, neue Wege einzuschlagen.“
Du bist Nagelsmanns verlängerter Arm auf dem Spiel- feld und coachst Deine Teamkollegen lautstark. Reizt Dich der Trainerjob nach der aktiven Laufbahn? „Julian hat ja schon mehrfach angedeutet, mir dabei behilf lich sein zu wollen. Es macht mir auch Spaß, sonst wäre ich ja auch nicht der Typ dafür. Aber ich bin jetzt zwölf Jahre Profi, habe tagtäglich Fußball gespielt und im Kopf gehabt.






















































































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