Page 12 - Spielfeld_Februar_2017
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                „ICH WAR MIR FÜR NICHTS ZU SCHADE“
Vor der Saison ernannte ihn Julian Nagelsmann zum Kapitän – auch, weil er der Mannschaft mit seiner Einstellung ein echtes Vorbild ist. In SPIELFELD spricht Eugen Polanski über seine Auffassung von Führung und Profi-Dasein, erinnert sich an den harten Weg ins Fußball- Geschäft und erzählt verrückte Anekdoten aus seiner Zeit in Spanien.
Eugen, mit welchem Gefühl blickt der Kapitän auf die Rückrunde?
„Die Winterpause war in diesem Jahr relativ kurz.
Aber wir konnten nach der intensiven Hinrunde mal durchschnaufen und neue Kraft tanken. Der Auftakt in Augsburg ist uns gelungen, jetzt möchten wir unsere Leis­ tungen bestätigen und uns von Spiel zu Spiel steigern. In der Hinrunde hat es gut geklappt, trotzdem glaube ich, dass wir noch mehr können. Wir haben unser Können nicht in jedem Spiel und auch nicht immer über 90 Minuten gezeigt. Aber wir waren auch nie schlechter als der Gegner, darum haben wir in der Hinrunde ja auch nicht verloren.“
Ausgangsposition nutzen und uns weiterentwickeln, denn das werden die anderen Mannschaften auch tun, zum Beispiel ihr Spielsystem gegen uns umstellen. Da kommt in der restlichen Saison noch viel auf uns zu.“
Du hast fast zwölf Jahre Profi-Erfahrung und ein Gespür für Mannschaften. Wie ist das Verhältnis zwischen Anspannung und Lockerheit?
„Wir sind weit davon entfernt, zu sagen, dass alles super ist und wir larifari trainieren, weil wir ja eh hier sein müssen. Denn auch für unsere Mannschaft gilt: Gute Laune kommt immer durch Erfolge und nicht, weil es Spaß macht, das Trainingsleibchen anzuziehen. Jede
Nach dem 1:1 gegen Bremen zum Jahresabschluss war eine gewisse Enttäuschung zu spüren – trotz der Serie von 16 Spielen ohne Niederlage. Wie siehst Du es im Rückblick?
„Gute Laune kommt immer durch Erfolge und nicht, weil es Spaß macht, das Trainings- leibchen anzuziehen.“ EUGEN POLANSKI
Mannschaft definiert sich über Erfolge. Arbeitet man hart, feiert man diese und dann kommt auch der Spaß – und den wollen wir alle haben. Das ist eine relativ einfache Formel.“
Wie siehst Du Deine Rolle als Kapitän? Julian Nagelsmann hat vor der Saison gesagt, die
„Ich glaube, dass durchaus mehr drin
war. Intern sprechen wir nicht viel
über die Serie, natürlich will niemand
verlieren, aber rein punktetechnisch
wären eine Niederlage und ein Sieg besser als zwei Unent­ schieden. Aber die Punktausbeute darf das große Ganze nicht verfälschen: Wir haben guten Fußball gespielt und meistens abgerufen, was wir können. Und waren nie zu­ frieden mit dem, was wir gezeigt haben, sondern haben den Maßstab Woche für Woche ein bisschen höher ange­ setzt. Und daran möchten wir uns auch in der Rückserie messen lassen. Wir erwarten von uns selbst am meisten und schauen nicht auf andere.“
wichtigste Aufgabe sei nicht die Seitenwahl, sondern vor allem die Zeit zwischen den Spielen. „Ich sehe das genauso. Vor der Saison wurde ich gefragt, was sich für mich ändert. Für mich war es wichtig, dass sich gar nichts ändert. Wenn das so ge­ wesen wäre, hätte ich vorher etwas falsch gemacht. Ich rede viel mit den Spielern, lebe ihnen Dinge vor, bin Ansprechpartner für die ganz jungen und horche natürlich auch mal in die Mannschaft rein, um Un­ stimmigkeiten mit dem Trainer zu besprechen. Aber ich habe einen leichten Job, das Team funktioniert. Außerdem muss ich das nicht allein regeln, wir haben mehrere Typen, die die Richtung vorgeben.“
Sandro Wagner ist auch ein Spieler mit klarer Kante...
„Sandro ist ein Typ, der immer ehrlich seine Meinung sagt. Das ist dann auch nicht immer für jeden leicht mit ihm. Er ist sehr direkt, hat aber wie jeder andere Mensch auch nicht immer mit allem Recht. Sandro ist ein absoluter Gewinnertyp.
Du hast Länderspiele für Polen absolviert, die EM 2012 gespielt und warst Profi in Spanien. Ihr habt auf Rang fünf überwintert, ist der Europacup noch- mal ein großes Ziel für Dich?
„Wir sind mit Mainz damals in der Quali ausgeschieden, das war kein so tolles Erlebnis. Wir dürfen jetzt nicht an die nächste Saison denken, es kann noch so viel passieren. Wenn wir plötzlich drei Spieltage vor Schluss auf einem Champions­League­Platz stehen, denken wir: Sind wir doof, wir haben nur über die Europa League geredet. Und wenn wir im Niemandsland stehen sowieso. Wir sollten unsere
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