Page 7 - Spielfeld_Januar_2017
P. 7

                 6.
In den 1970er Jahren waren die „Fohlen“ aus Gladbach der große Rivale von Bayern München.
6. In der Bundesliga wurde in den vergangenen Jahren vor allem im 4-2-3-1 gespielt. Also mit einer Vierer- kette mit zwei Innenverteidigern, einem rechten und einem linken Außenverteidiger. Die Außenverteidiger sind heutzutage aber auch halbe Außenstürmer. Vor der Vierer-Abwehr agiert eine „Doppelsechs“ mit zwei defensiven Mittelfeldspielern und davor drei offensiven Mittelfeldspielern. Ganz vorne spielt ein Stürmer. Auch das 4-4-2 mit einer „Mittelfeldraute“ wird immer wieder mal angewandt. Dann wird je ein Mittelfeldspieler weiter hinten, einer offensiv und zwei seitlich aufgestellt (wie die Eckpunkte einer Raute).
Mixed Zone
   9.
 7. Manndeckung oder Raumdeckung, Dreierkette oder Viererkette, Doppelpass, lange Bälle, kontrollierte Offensive, ma- gisches Dreieck – in Taktikdiskussionen fallen viele unterschiedliche Begriffe. Pressing ist ein Wort, das ganz wichtig geworden ist. Eine Mannschaft, die Pressing spielt, setzt den Gegner unter Druck durch schnelles Attackieren des Spielers, der den Ball hat, und dessen mögliche Anspielstationen. Beginnt die Verteidigung schon vor dem geg- nerischen Strafraum, nennt man es hohes Pressing. Die TSG Hoffenheim kann das sehr gut – passend zu Julian Nagelsmanns Aussage: „Je eher der Ball erobert wird, desto kürzer ist der Weg zum gegnerischen Tor.“
Trainer Rinus Michels und Johan Cruyff während ihrer Zeit bei den Los Angeles Aztecs.
8. Taktik im modernen Fußball ist kom- plizierter geworden, weil die Spieler viel mehr laufen und viel öfter sprinten müssen als früher. Dazu passt das Um- schaltspiel, das viele Trainer von ihren Mannschaften einfordern. Dabei wird nach der Balleroberung ganz schnell der eigene Angriff eingeleitet. Mit möglichst wenig Pässen wird im Höchsttempo auf das gegnerische Tor zugestürmt. „Dauert ein Angriff länger als zehn Sekunden, hat sich die gegnerische Abwehr formiert“, heißt ein Lehrsatz in der Trainerausbildung.
9. Umschaltspiel ist ein relativ neuer Begriff. Früher hieß das überfallartige Angreifen „kontern“. Die Mönchenglad- bacher waren dafür berühmt. Weil der Gegner überrannt wurde, bekam das Team den Spitznamen „die Fohlen“. Stallmeister war der Trainer Hennes Weisweiler, der als großer Taktiker auch mit dem 1. FC Köln und Cosmos New York erfolgreich und für den FC Barcelona tätig war. Sein Vorgänger in Barcelona war Rinus Michels. Unter ihm entstand in den Niederlanden „Totaalvoetbal“ (totaler Fußball), mit dem Ajax Amsterdam, die Nationalelf und auch Barca große Erfolge errangen. Auf dem Rasen war Johan Cruyff in den drei Teams der wichtigste Protagonist des Offensivkonzepts.
   10. Von den aktuellen Trainern gilt Pep Guardiola als ausgemachter Taktiker, auch wenn er damit bei Manchester City (noch) nicht so erfolg- reich ist wie in Barcelona und bei den Bayern. Der Italiener Arrigo Sacchi führte mit taktischen Schachzügen den AC Mailand zu überragenden Erfolgen. Eine Mannschaft zusammenzustellen, deren Spieler optimal zusammenpassen, ist an sich schon eine taktische Kunst. Über Julian Nagelsmann wundert sich schon halb Europa, dass er mit erst 29 Jahren ein Taktik-Experte ist.
  11.
Pep Guardiola erklärt in der Teamsitzung an der Taktik-Tafel seine Strategie.
11. Als typisch britische Spielweise gilt „kick and rush“ (Schieße und renne), wo mit langen Pässen das Mittelfeld überbrückt wird. Dem gegenüber steht der Ballbesitz- fußball, den der FC Barcelona unter Guardiola zum Tika-Taka perfektionierte und mit dem auch Spanien zweimal Europameister und einmal Weltmeister wurde. Schnelle Kombinationen mit kurzen Pässen sind aber keine Neuerfindung. Mit dem „Schalker Kreisel“ wurde der Klub in den 1930er Jahren mehrmals Deutscher Meister. Taktik-Begriffe kommen und gehen, wie etwa „Catenaccio“ (italienische Defensive), „Ausputzer“, „Vorstopper“ und „Manndecker“. Was durchgehend wichtig bleibt, hat der Erfolgstrainer Udo Lattek beschrieben: „Alle Systeme und jede Taktik hängen zuallererst von der Bereitschaft der Spieler ab, sich zu helfen und zu ergänzen.“
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
7




















































































   5   6   7   8   9