Page 70 - Spielfeld_Dezember_2016
P. 70

                  „Fußball ist inzwischen ein Politikum geworden.“ ROLF MILLER
Haben Sie bei Hoffenheim so etwas wie einen Lieb- lingsspieler?
„Ibisevic! (Lacht) Von Hoffenheim nach Stuttgart, von Baden nach Schwaben. Mein Weg! Und jetzt spielt er in Berlin. Dort kickt mein Sohn in der Verbandsliga. Der hat es fußballtechnisch weiter gebracht als ich. Er ging auf eine Fußballschule und studiert jetzt Sportjournalismus in Berlin.“
Kürzlich haben Sie die Veranstaltung „Fußballspruch des Jahres“ moderiert.
„Ja, ich habe Sir Alex Ferguson kennengelernt. Das war toll. Der Sieger-Spruch von Peter Stöger war auch mein Favorit: ‚Ich habe dem Linienrichter meine Brille ange- boten, aber auch das hat er nicht gesehen.‘ Sensationell!“
Könnte glatt von Ihrer Bühnenfigur kommen. Haben Sie spontan einen Miller’schen Fußballspruch parat? „Ich habe mal zu Silvia Neid gesagt: ‚Frauenfußball ist heute technisch so weit, das hat mit Frauenfußball gar nichts mehr zu tun.‘ Oder ‚Wenn eine Frau schweigt, nicht unterbrechen.‘ Das ist in gewisser Weise auch ein Fuß- ballerspruch. Dann gibt es natürlich noch den Klassiker von Paul Breitner: ‚Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief’s ganz flüssig.‘ Ich hab viele solcher Sprüche im Programm.
Der „Bühnen-Miller“ ist wie Sie Nordbadener. Sehen Sie den typischen Badener so?
„Ich glaube, die Mentalität meiner Figur ist eher hessisch – diese gewisse Rotzigkeit und dieses Selbstbewusstsein, das er zur Schau trägt. Ich bin fast-hessischer, nordbadischer Westfranke – verwurzelt irgendwo zwischen Würzburg und Heidelberg, zwischen Darmstadt und Heilbronn. Wo heute meine Heimat ist, kann ich nur schwer sagen, ich bin ja ständig unterwegs. Dass ich einen Typ spiele, der so fest mit seinem Zuhause verankert ist, ist für mich wie Therapie.“
Wie ist dieser Typ eigentlich entstanden?
„In den 90ern rannten irgendwann alle mit diesen klei- nen Videokameras rum. Da habe ich so einen nervenden Homevideo-Filmer gespielt – in diesem Dialekt. Ich habe schnell gemerkt, dass die Leute auf diese Figur stärker reagierten als auf andere, die ich in petto hatte. Ange- fangen hat alles in der Mensa der Hochschule Kehl, wo ich Verwaltungswissenschaften studiert habe. Dort hatte ich meinen ersten Auftritt, damals noch mit vielen Stim- menparodien. Meinen ersten öffentlichen Auftritt hatte ich 1991 in einer Kneipe. (Rolf Miller scrollt sich durch sein Handy, zeigt dann ein Foto vom Auftritt und lacht). Schau Dir das an: Ich saß damals schon genauso auf dem Stuhl wie heute. Wobei das eine Helmut-Kohl-Parodie war.“
Ihr Bühnenbild besteht aus einem Stuhl und einer Wasserf lasche. Minimalistischer geht es kaum. „Stimmt schon, wobei ich da echt pingelig bin. Der Stuhl wird vorher getestet. Der kann knarzen oder unbequem sein. Die letzten zehn Jahre auf der Bühne saß ich ja im- mer. Die Monitorbox ist noch Teil des Bühnenbilds. Seit einem Jahr habe ich auch ein eigenes Mikrofon. Wenn alles am richtigen Platz steht, ist das für mich wie ein Wohnzimmer. Da fühle ich mich wohl.“
ZUR PERSON
Rolf Miller (49) wuchs in Walldürn auf und studierte nach dem Abitur Verwaltungswissenschaften an der Hochschule Kehl. Dort trat er auch erstmals als Kabarettist auf. 1994 gewann er den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. In den späten 90ern entwickel- te Miller die Bühnenfigur, die er bis heute verkörpert. Im heimischen Dialekt, mit verdrehten Sprichwörtern, Phrasen, verschachtelten Sätzen und langen Pau- sen gibt er seine Sicht der Dinge zum Besten. 2006 gewann Miller dafür den Deutschen Kleinkunstpreis. In den vergangenen Jahren ist er auch regelmäßig in verschiedenen Fernsehsendungen zu sehen.
Machte auch als Fußballer eine gute Figur: Rolf Miller
  70




















































































   68   69   70   71   72