Page 6 - Spielfeld_Dezember_2016
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FAKTEN
...ÜBER REFORMEN IM FUSSBALL
Die ersten Regeln wurden 1863 in der Londoner “Freemasons’ Tavern” beschlossen. Seither hat sich das Spiel rasant entwickelt – und mit ihm das Regelwerk. Wir haben elf Änderungen und weitgehende Reformen im Weltfußball herausgesucht.
1. Die Deutschland-Premiere datiert vom 17. Oktober 2014. Schiedsrichter Robert Hartmann drückte an jenem Tag bei der Zweitliga-Partie Darmstadt gegen Bochum erstmals auf die Tube: Das Freistoßspray war in Deutschland angekommen. Die Markierung des richtigen Mauer-Abstands von 9,15 Meter ist seither Usus. Es hat lange dauert: Erstmals getestet wurde das Spray bereits im Jahr 2000 bei einem Pokalwett- bewerb von Belo Horizonte. Entwickelt wurde es vom Argentinier Pablo Silva und dem Brasilianers Heine Allemagne unter dem Namen „9-15 fair play limit“.
  1.
Aber bitte mit Sahne: das Freistoßspray.
3. Beim Europacup-Viertelfinale 1965 ge- gen den FC Liverpool brach sich der Kölner Wolfgang Weber das Wadenbein – und spielte weiter. Der Grund war überaus simpel: Es durfte noch nicht ausgewechselt werden. Erst ab 1967 durfte – verletzungsbedingt – ein Spieler pro Mannschaft ersetzt werden, von 1968 bis 1994 waren es zwei und der Grund spielte keine Rolle mehr. Seit der Spielzeit 1995/96 können grundsätzlich drei Spieler getauscht werden.
2. Matthias Schober kennt die Rückpassregel seit Mai 2001 so gut wie kaum ein anderer. Der damalige HSV-Torwart nahm den Ball nach einem Rückpass seines Teamkollegen Tomas Ujfalusi in die Hand. Schiedsrichter Markus Merk pfiff Freistoß – korrekt im Sinne des 1992 von der FIFA in den Abschnitt XII des Fußball-Regelwerks eingefügten Passus. Diese Rückpassregel sollte das Zeitspiel unter- binden. Im Fall Schober entschied es durch den verwandelten Freistoß des Bayern-Profis Patrik Andersson die Meisterschaft – gegen Schobers Ex-Klub Schalke.
Unglücklich: Matthias Schober (l.).
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 Ohrenzeuge: Der vierte Offizielle Mark Borsch (l.) bei der Tirade von Leverkusens Trainer Roger Schmidt gegen Julian Nagelsmann.
4. Bereits seit 1889 gehören zum Schiedsrichter-Gespann zwei Linien- richter. Mehr als ein Jahrhundert blieb es dabei – aber seit 2002 gibt es in der Bundesliga den vierten Offiziellen. Er kontrolliert die Ausrüstung der Auswechselspieler, zeigt die Nachspielzeit an – und überwacht das Verhalten der Trainer. Nicht selten rückt der vierte Offizielle dabei in den Mittelpunkt – wie jüngst, als Leverkusens Trainer Roger Schmidt TSG-Coach Julian Nagelsmann verbal beleidigte.
5. Als FIFA-Präsident Jules Rimet die Idee hatte, ein globales Fußballturnier zu orga- nisieren, war die Weltmeisterschaft eine überschaubare Sache. Die erste WM 1930 hatte lediglich 13 Teilnehmer. Im Lauf der Zeit wurde die WM immer weiter auf- gestockt – zumeist auf Betreiben der je- weiligen FIFA-Präsidenten, die sich so die Stimmen der kleinen Nationen sicherten: Zunächst auf 16 Teams, ab 1982 dann 24 Nationen, seit 1998 wird der WM-Titel nun unter 32 Nationen ausgespielt. Ein Ende der irrsinnigen Entwicklung ist nicht abzusehen – FIFA-Boss Gianni Infantino hat jüngst eine Mammut-WM mit 48 Teilnehmern zur Debatte gestellt.
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