Page 52 - Spielfeld_Dezember_2016
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                DIE ABENTEUER DES JUNGEN ALFONS AMADE
Der gebürtige Heidelberger Alfons „Alfi“ Amade hat es über das Kinderperspektivteam
der TSG in die Junioren-Nationalmannschaft des DFB und in die Hoffenheimer U19 geschafft. Seit der vergangenen Saison wohnt die Nachwuchshoffnung in einer Sinsheimer Gastfamilie. Ein großer Unterschied zum Leben im Elternhaus – und vor allem zu den Lebensumständen in Mosambik, dem Heimatland seiner Eltern, das er mehrfach besucht hat.
S einen 17. Geburtstag wird Alfons Antonio Chico Amade so schnell nicht vergessen – er verbrachte
ihn am Boxring. Da die U19 der TSG Hoffenheim am 12. November spiel- frei hatte, nutzte er das Wochenende für einen Trip nach Magdeburg, um den Kampf seines Halbbruders Philip Nsingi zu sehen. Der 23-Jährige ist Mit- glied des „Team Deutschland“, kämpft erfolgreich im Weltergewicht und zählt zu den größten Nachwuchshoffnungen des Landes – und ist damit ebenso ein Ausnahmetalent wie sein jüngerer Halbbruder, der bereits 21 Mal für DFB-Junioren-Nationalmannschaften auflief. Wie „Alfi“ Amade meisterte auch Nsingi regelmäßig seine nächste Prüfung auf dem Weg nach oben und feierte im Vorprogramm des Europameisters Robert Stieglitz einen souveränen Punktsieg gegen Nelson Altamirano.
Amade genoss den speziellen Geburtstag und das seltene Familien- treffen mit Vater und Halbbruder. „Es war unglaublich, so nah am Ring zu sein und meinen Bruder kämpfen zu sehen. Ich habe mitge- fiebert und mich über seinen Sieg gefreut, es war ein toller Abend.“ Papa Antonio Chico Amade ist natürlich stolz auf seine beiden Jungs, auch wenn Alfons nicht zu 100 Prozent davon überzeugt ist, dass er sein Talent nur vom Vater geerbt hat. „Er schätzt sich besser ein, als er ist“, sagt er lachend. Aber auch: „Er kann schon ein bisschen was und hat einen überragenden Schuss, das muss man schon sagen.“
Kein Zweifel besteht darin, dass seine Eltern ihm den imposanten Weg in Deutschland ermöglicht haben. Vater Antonio Chico kam vor 33 Jahren aus Mosambik nach Deutschland, Mutter Teotonia folgte 19 Jahre später. Beide ließen sich in Mannheim nieder und starteten fern der Heimat ein neues Leben. Teotonia Amade als Altenpf legerin, Antonio Chico Amade als Elektriker. Obwohl Alfons in Heidelberg geboren und in Mannheim aufgewachsen ist, fühlt er sich dem Hei- matland seiner Eltern sehr verbunden. Mehrfach verbrachte er seine Ferien in Afrika. Intensive Erfahrungen, die ihn nachhaltig prägten: „Es ist eine andere Welt, meine Verwandten leben unter ganz anderen Bedingungen.“ Die dortigen Lebensumstände veränderten seinen Blick auf die Welt. In den Dörfern seines Heimatlands ist ein Fahr- rad ein Luxusgut, das sich mehrere Kinder auf dem Weg zur Schule teilen – um nicht täglich kilometerlange Märsche absolvieren zu müssen. „Es gibt dort keine asphaltierten Straßen, in vielen Regionen keine Elektrizität oder fließendes Wasser. Die Kinder haben kaum Spielsachen, das hat mit immer sehr leidgetan.“
Auch das Fußballspielen ist nicht wirklich vergleichbar. Auf dem Platz, auf dem sein Vater einst seinen harten Schuss trainierte, hätte auch Amade Junior wohl technische Probleme gehabt: Die Tore werden durch Bäume markiert, der Untergrund besteht aus Sand, Wurzeln und Steinen. Fußballschuhe tragen nur die wenigstens – zum Leid derer, die barfuß spielen und auch mal einen Stollen abbekommen.
Mittlerweile ist Alfi für die Verwandten in der Heimat ein Star, längst hat sich sein Talent herumgesprochen. Mutter Teotonia ist „unglaub- lich stolz“ auf ihren Sohn und glücklich, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Jahrelang fuhren die Eltern Alfons zum Training, besuchten Länderspiele und opferten – natürlich liebend gern – ihre Freizeit.
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Alfons Amade (l.) mit Papa Antonio Chico und Halbbruder Philip Nsingi beim Boxkampf.
























































































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