Page 23 - Spielfeld_Dezember_2016
P. 23

 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
                  F ür viele Menschen ist der heimische Garten eine Oase der Ruhe. Für Familie Hübner aus Taunusstein
galt das Ende der 90er Jahre nicht. Drei Halbstarke pf lügten die Rasenf läche täglich um, ließen kaum eine Blume blühen und benutzten alles, was sie in die Finger bekamen, um daraus Tore zu bauen. Der Garten im Hause Hübner war ein Bolzplatz, auf dem gegrätscht, gef lucht und scharf geschossen wurde – immerhin nur mit dem Lederball.
Die Eltern störte der Trubel nicht, Vater Bruno kickte sogar selbst ab und zu mit und Mutter Karin hatte sich längst damit abgefunden, dass es in ihrem Hause eher rustikal zugehen würde. Angesichts ihrer drei Söhne Christopher, Benjamin und Florian hatte sie alle Hoff- nungen auf andächtigere Hobbys oder vielleicht sogar gemeinsame Interessen aufgegeben: Im Hause Hübner zählte nur der Fußball – und so ist es noch heute. Karin Hübner kann damit gut leben. Zum einen hat sich der Garten mittlerweile doch zu einer farbenfrohen Pf lanzenwelt entwickelt, zum anderen sind auch die einstigen Feinde der Bota- nik prächtig gediehen: Christopher, 29, hat es bis zum vorzeitigen Karriereende mit dem SV Darmstadt bis in die Dritte Liga geschafft. Benjamin, 27, spielt in der Bundesliga bei der TSG Hoffenheim und Florian, 25, wechselte vor der Saison vom SV Sandhausen zu Hannover 96.
Neben dem Stolz auf die drei Söhne, der den leisen Gram über das Fehlen einer Tochter längst überdeckt hat, zahlen sich die auf der Autobahn, im Garten
und in der Waschküche verbrachten Stunden für die Mama längst aus – und das nicht bloß zu Weihnachten: „Es gibt definitiv nicht mehr nur einen Gutschein für drei Mal Geschirr spülen“, sagt Benjamin Hübner und lacht. Der TSG-Profi, der im Sommer aus Ingolstadt nach Hoffenheim gewechselt ist, weiß um die Bedeutung seiner Mutter für den Männerhaushalt – und ist dankbar: „Sie hatte es nicht einfach mit uns. Sie mochte Fußball zwar, aber sonst hätte sie ja auch keine Chance gehabt. Sie war der gute Geist, hat versucht zu relativieren und war total wichtig für uns alle. Was sie geleistet hat, ist ihr gar nicht hoch genug anzurechnen. Aber jetzt ist sie glücklich und stolz, das bedeutet uns viel.“
Denn die Nerven der Mutter wurden ganz schön strapaziert, obwohl die vor Adrenalin strotzenden Brüder den Gar- ten mehr und mehr gegen die Trainings- anlage des SV Wehen Taunusstein tausch- te, der 2007 in den SV Wehen-Wiesbaden umbenannt wurde. Das Trio spielte leidenschaftlich für den Verein seiner Geburtsstadt – den Vater Bruno zwischen 2004 und 2007 als Manager von der Regionalliga in die 2. Bundesliga führte. Dass der derzeitige Sportdirektor von Eintracht Frankfurt vor dem Beginn seiner Funktionärslauf bahn ein hervor- ragender Stürmer war, der für den 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga und sogar im UEFA-Cup-Viertelfinale gegen Real Madrid auf dem Rasen stand, weiß Benjamin – allerdings nur aus Erzäh- lungen: „Ich habe ihn leider nie spielen sehen.
Profis
 Willkommen bei den Hübners: Vater Bruno (2.v.l.) im Jahr 2011 mit seinen Söhnen Christopher (v.l.), Florian und Benjamin.
23

























































































   21   22   23   24   25