Page 66 - Spielfeld_November_2016
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                 GESCHICHTSSTUNDE MIT DIETMAR HOPP
NAH BEI DEN MENSCHEN
Der Börsengang der SAP machte ihn zum Milliardär: Dietmar Hopp aber hat das nicht verändert. Er blieb zutiefst bodenständig – und gibt seiner Heimat mit der Dietmar Hopp Stiftung seit zwei Jahrzehnten unglaublich viel zurück.
Die kleine Kladde; sie hat Dietmar Hopp geprägt. Jeden Abend trug seine Mut- ter damals, in den 1940er Jahren, die
Ausgaben des Tages dort ein; jeder Pfennig wurde gezählt. Denn jeder Pfennig war wichtig. Dietmar Hopp hat das nie vergessen. Es hat ihn angetrieben. Und dann, ein halbes Jahrhun- dert später, war der Moment gekommen. Die SAP-Aktie setzte an der Börse zum Höhenflug an: „In diesem Augenblick hätte ich meiner Mutter gern gesagt: Schau mal, jetzt habe ich es tatsächlich geschafft.“
Wenn der TSG-Gesellschafter, inzwischen 76-jäh- rig, solche Sätze sagt, lassen sich darin nicht einmal Spurenelemente von Überheblichkeit finden. Es ist vielmehr der Satz eines Mannes, der spürte, erreicht zu haben was er sich als kleiner Bub vorgenommen hatte. Und der nun in der Lage war, etwas zurückzugeben: „Das zu machen, was ich immer wollte: Anderen Menschen helfen.“ Und Dietmar Hopp hilft in einem Maße wie kaum eine andere Persönlich- keit in Deutschland. Die Stiftung, die er 1995 gründete, ist mit einem Vermögen von heute rund sechs Milliarden Euro eine der größten Privatstiftungen Europas. 520 Millionen Euro wurden in der gut 20-jährigen Geschichte der Stiftung für gemeinnützige Zwecke bereit- gestellt, umgerechnet rund 70.000 Euro pro Tag. „In sechs bis sieben Jahren dürften es aufgrund der SAP-Dividenden insgesamt knapp eine Milliarde Euro sein“, sagt Hopp. Er stellt es nüchtern fest. Er hat nie vergessen, wo er herkommt. Es sind bemerkenswerte Sätze eines bodenständigen Menschen: „Ich habe meinen Reichtum ja nicht durch Genialität oder aufgrund besonderer Intelligenz geschaf- fen, vielleicht schon eher durch ungeheuren Fleiß und Ehrgeiz. Aber es ist mir vor allem in dieser Gesellschaft ermöglicht worden, mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit. Das ist auch Zufall, viel Glück; ein wenig wie Lotto.“
Die SAP-Gründer um Dietmar Hopp (2.v.r.) und Hasso Plattner (r.).
Es war vor allem auch ein langer und intensiver Weg. Denn mit der Gründung der Firma mit dem sperrigen Namen „Systemanalyse und Programmentwicklung GbR“ am 1. April 1972 war der Weg nicht vorgezeichnet. Von Wein- heim, dem Gründungsort, ging es räumlich als Untermieter zur Walldorfer Sparkasse. Erst 1980 bezog die Firma, kurz SAP, im dortigen Gewerbegebiet an der Max-Planck-Straße eigene Räumlichkeiten. Das eigens erbaute Firmengebäude befeuerte den Aufstieg des einstigen Start-Up-Unternehmens der fünf Gründer um Dietmar Hopp und Hasso Plattner. „Es ging ein Ruck durch die Firma, als alle Mitarbeiter plötz- lich zusammen waren“, erinnert sich Hopp. Zuvor waren die SAP-Angestellten bei den Kunden untergebracht. „Nun hatten wir kurze Kommunikationswege. Ein riesiger Vorteil in jenen Zeiten ohne E-Mail, Handys und WhatsApp.“ Das Unternehmen wuchs stetig, sammelte weiter Großkonzerne in seiner Kundenliste von Boehringer bis BASF, von Linde bis Hoechst. Und schon Mitte der 1980er Jahre ebnete Diet- mar Hopp den Weg zur Weltfirma. „Ab ‘83, ‘84 habe ich in meinem stillen Kämmerlein den Börsengang vorbereitet“, so Hopp. „Wir mussten internationalisieren, sogar schneller als wir eigentlich wollten. Wir wären verkümmert ohne Börsengang.“ Es wurde eine unglaubliche Blüte.
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