Page 28 - Spielfeld_November_2016
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                                    Erstes Tor in der Bundesliga: Beim 2:1-Sieg in Ingolstadt Anfang Oktober bereitet Kerem Demirbay ein Tor vor und erzielt einen Treffer selbst.
Zu dieser Zeit war er in Gelsenkirchen schon ein regionaler Star. Kerem kickte damals in der Jugend des FC Schalke 04 – mit einem kongenialen Partner: Julian Draxler. „Wir haben zusammengespielt und in der Jugend alles auseinanderge- nommen. Immer wenn wir gegen andere Vereine gespielt haben, meinten die Gegner nur: Wir spielen gegen Julian und Kerem. Er vor mir, ich hinter ihm, da haben wir alles zerstört. Das war eine super Zeit.“ Doch das Duo mit vier Füßen trennte sich, Demirbay ging nach Dortmund, lehnte dort einen Profi-Vertrag unter Jürgen Klopp ab und wechselte zum Hamburger SV.
Statt beim HSV durchzustarten, wurde er zum Deutschland-Rei- senden. Erst führte ihn seine persönliche Work-and-Tra- vel-Erfahrung nach Kaiserslautern, dann nach Düsseldorf. Zweitliga-Kampf statt Erste-Klasse-Fußball. Hauen und Stechen statt Zaubern und Tricksen. Trotz des sportlichen Rückschritts blickt Demirbay zufrieden auf die Lehrjahre zurück. „Die beiden Jahre haben mir und meiner Entwicklung gutgetan. Ich kam weg vom lockeren Kicken und Spielen. Da ging es richtig zur Sache, ich musste mich durchsetzen und körperlich zulegen. Das hat mir geholfen. Natürlich hätte ich meinen Durchbruch auch gern früher gehabt. Nun aber bin ich hier gelandet und sehr froh darüber.“
Mit dem Erklimmen auf der Bundesliga-Bühne gibt sich De- mirbay aber nicht zufrieden. Die Motivation ist riesig, er will es seiner Familie, seinen früheren Kritikern und vor allem sich selbst beweisen. „Ich habe lange für dieses Ziel gearbei- tet und auch noch ein paar offene Rechnungen mit ein paar Leuten, die immer babbeln. Ich bin da, wo ich hinwollte und will jetzt über die Schwelle treten.“
Der Weg bis zum Ziel verlief dabei nicht immer geradlinig – das im Ruhrpott gesteckte Ziel verlor Demirbay aber nie aus den Augen: „Ich habe meinem Vater schon als Zehnjähriger versucht zu erklären, dass ich keine Hausaufgaben machen muss, da ich Fußballprofi werde. Das gab immer mächtig Ärger zu Hause, aber mittlerweile hat er es akzeptiert. Für mich gab es nie etwas Anderes.“
NOMINIERT VOM DFB UND DER TÜRKEI
Kerem Demirbay hat zwölf U-Länderspiele für die Türkei absolviert, stand aber auch schon im Aufgebot der U21 des DFB und nahm 2015 an der EM in Tschechien teil, kam aber nicht zum Einsatz. Horst Hrubesch sagte damals über den offensiven Mittelfeldspieler: „Wir haben ihn schon länger beobachtet, seine Spielintelligenz und Präsenz auf dem Platz gefallen mir.“ Demirbay genoss die Zeit beim DFB und vor allem mit der Stürmer-Ikone als Trainer. „Ich habe höchsten Respekt vor Horst Hrubesch und bin sehr dankbar für die Erfahrung. Er ist ein Weltklasse-Typ, über- ragend. Er kann mich jederzeit anrufen, ich würde alles für ihn machen. Ich habe ihm von Herzen gewünscht, dass er die Goldmedaille in Rio gewinnt.“
Da Demirbay seine doppelte Staatsbürgerschaft abgege- ben hat und keinen türkischen Pass mehr besitzt, wäre er momentan nur für die deutsche A-Nationalmannschaft spielberechtigt. Allerdings gibt es auch eine Möglichkeit, eine doppelte Staatsbürgerschaft zu erhalten, um für die A-Auswahl der Türkei spielen zu dürfen. Sprachlich hätte er in beiden Ländern keine Probleme. „Ich spreche beide Sprachen. Keine perfekt, aber beide ganz gut. Nur mit den Hymnen hätte er Probleme, wie er lachend einräumt: „Ich kann beide nicht.“
KEREM DEMIRBAY
 Geburtsdatum Geburtsort
3. Juli 1993 Herten
Bei der TSG seit 07/2016
Frühere Vereine:
2015 – 2016 Fortuna Düsseldorf 2014 – 2015 1. FC Kaiserslautern 2013 – 2014 Hamburger SV 2012 – 2013 Borussia Dortmund
Vereine in der Jugend:
Schalke 04 Borussia Dortmund Wattenscheid 09
TSG-Bilanz in der Bundesliga
5 Spiele, 1 Tor (Stand: 18. Oktober)
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