Page 25 - Spielfeld_Oktober_2016
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                 Profis
VOM SUCHEN UND FINDEN
Alexander Rosen hat als Direktor Profifußball eine auf eibende Transferperiode hinter sich und den Spagat zwischen sportlichen und wirtschaftlichen Ansprüchen bewältigt. Im SPIELFELD verrät der Direktor Profifußball der TSG, worauf der Klub dabei besonders achtet und erklär das Hoffenheimer Selbstbewusstsein.
D ie kleine Schale mit den Schoko-Täfelchen bleibt unangetastet. Alexander Rosen braucht keine Nervennahrung mehr. Der Direktor Profifuß-
ball hat die aufregende Transferperiode hinter sich gelassen – und am Ende dieser hektischen Periode lächelt der 37-Jährige entspannt: „Wir können sehr zufrieden sein mit diesem Transfersommer.“
Dem Team um den Sportdirektor ist es gelungen, den schwierigen Spagat hinzubekommen: Einen konkur- renzfähigen Kader zu bauen und gleichzeitig einen eklatanten Transferüberschuss zu erzielen, um den Klub dauerhaft auf finanziell kräftige wie gesunde Beine zu stellen. „Wir haben eine gute und gesunde Kadergröße“, sagt Alexander Rosen, „und wir haben unsere eigenen wirtschaftlichen Vorgaben erfüllt.“
In diesem Spannungsfeld bewegt sich die TSG schließlich wie fast alle Bundesliga-Konkurrenten. Es geht ja nicht darum, einen absurden Wunschkader zu basteln wie auf der Playstation, sondern eine Mannschaft im Rah- men der eigenen, vor allem finanziellen Möglichkeiten zusammenzustellen. Die Kader-Planung ist ein äußerst diffiziles Unterfangen, gespickt mit Unwägbarkeiten und sich plötzlich ändernden externen Einflüssen.
So gelang es Alexander Rosen, seine Neuverpflich- tungen frühzeitig zu tätigen, und eine gemeinsame Vorbereitung zu ermöglichen. Immerhin sechs Spie- ler (Sandro Wagner, Lukas Rupp, Kevin Vogt, Kerem Demirbay, Marco Terrazzino, Benjamin Hübner) sind von anderen Klubs gekommen, dazu wurden Andrej Kramaric (zuvor ausgeliehen) sowie aus dem eigenen Nachwuchs Baris Atik, Dennis Geiger und Torwart Gregor Kobel fest in den Kader geholt.
„Der Transferüberschuss hätte deutlich, sehr deutlich höher ausfallen können, wenn wir es gewollt hätten.“
ALEXANDER ROSEN
Überrascht hat einige neutrale Beobachter wohl eher, dass der Aderlass gering ausfiel. Aus der Stammelf verließen Kevin Volland (Bayer Le- verkusen) sowie ablösefrei Tobias Strobl (Mönchengladbach) den Klub. Dabei gab es überaus lukrative Angebote für zahlreiche TSG-Profis. Der FC Chelsea etwa, so wurde es unwidersprochen kolportiert, bot rund 30 Millionen Euro Ablösesumme für Niklas Süle. „Der Trans- ferüberschuss hätte deutlich, sehr deutlich höher ausfallen können, wenn wir es gewollt hätten“, sagt Alexander Rosen lediglich. „Aber wir wollten eine qualitativ hochwertige, absolut konkurrenzfähige Mannschaft zusammenstellen, mit der wir angreifen können.“
Die TSG verzichtete dabei auf eine hohe, zweistellige Millionen- summe. „Bei den zahlreichen Angeboten für mehrere Spieler ‚Nein‘ sagen zu können, auch ‚Nein‘ sagen zu dürfen, tut schon gut“, so Rosen. „Es ist auch Ausdruck unseres Selbstbewusstseins.“ Denn in der Klubführung weiß man: Der Kader hat Perspektive, gehört wieder zu den jüngsten der Liga, darunter befinden sich zahlreiche Spieler mit hohem Potenzial. Das wird dann belohnt durch die Anzahl und Höhe der Angebote anderer Vereine aus dem In- und Ausland. Rosen formuliert es bewusst pointiert: „Wenn zu uns einer käme und sagen würde, ihr müsst jetzt bitte zehn Millionen Euro Ablöse erzielen, dann haben wir sicher fünf, sechs Mann im Kader, für die sofort solche Summen gezahlt würden.“
Alexander Rosen hat in seiner Aufgabe als Direktor Profifußball gelernt, mit diesen großen Summen zu operieren, auch wenn es ihm als reflektierten Menschen ab und an Bauchschmerzen verursacht: „Persönlich musst du dich von den Summen freimachen, da muss man die Beträge rein als Nummern oder Tauscheinheiten im Kosmos Fußball betrachten.“
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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