Page 48 - Spielfeld_September_2016
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 WILD AUF FUSSBALL
Wenn Ziegen hüpfen, heißt das in Mönchzell: Tor für die TSG. Emma und Paula sind mehr als Glückbringer. Ein Bauernhof-Besuch bei Anja und Karl Klug.
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Sie sind die wildesten Fans der TSG: Emma und Emma“, sagt Anja Klug, während die Hufen fordernd
Paula aus Mönchzell. In dem Meckesheimer
Ortsteil kennt sie jeder, und wirklich wundern tut sich hier niemand mehr, wenn Anja Klug mit den beiden durch den Ort flaniert. Auswärtige müssen dagegen mehrmals hinschauen: Gassi gehen mal anders – aber wie es sich für Ziegen gehört, an der Leine. Selbstverständlich aber nicht an einer beliebigen – es müssen schon die Leinen ihres Vereins sein: der TSG 1899 Hoffenheim. Passend dazu wurden Emma und Paula mit blauen Hoffenheim-Halsbändern und -Halstüchern ausstaffiert. Der Look ist keine Modeer- scheinung, ein anderer Klub käme niemals in Frage. Anja Klug betont: „Meine Ziegen tragen Hoffe – bis dass der Tod sie scheidet.“
Eigentlich lebt Klug mit ihrem
Mann Karl in Zuzenhausen. In
Mönchzell haben die beiden einen
großen Bauernhof mit Brieftau-
ben, Hühnern und viel Platz für
Emma und Paula. „Wir sind jeden
Tag hier“, sagt Anja Klug. „Das ist
mein Stück heile Welt.“ Ihr Mann
formuliert es so: „Wir leben in Mönchzell und wohnen in Zuzenhausen.“ Nur wenige Meter vom dortigen TSG-Trainingsgelände entfernt.
Ihr Hof ist das passende Tier-Trainingsgelände und bietet perfekte Bedingungen für die Ziegen. Ob im Stall oder auf dem großen Rasenplatz hinter dem Hof – Fuß- bälle, natürlich blau-weiß und mit Hoffenheim-Logo, liegen überall und warten auf die Huf kicker. Und die trainieren tatsächlich: Vor allem Paula ist stark am Ball. Immer wieder stößt sie ihn mit dem Kopf vor sich her. Beim Spielen kommt es auch schon mal vor, dass einem Ball die Luft ausgeht.
„Emma ist die Mittelstürmerin“, sagt Klug. Sie ist neu- gierig und zutraulich, beschnuppert alles Unbekannte und knabbert gern alles appetitlich Aussehende zur Probe an. „Ausziehen brauchst du mich aber nicht,
„Ich rege mich sonst immer so auf. Das Umfeld hier und meine Ziegen beruhigen mich.“ ANJA KLUG
an ihrem Oberkörper scharren, nachdem es ein paar Maiskörner gab. Für Fotos springt sie auf einen Traktor, der auf dem Rasen steht, und posiert fast stolz für die Kameralinse. Emma steht gern im Mittelpunkt – sie ist eine gehörnte Rampensau.
Paula verfolgt das Geschehen aus sicherer Entfernung und nagt generell lieber an Sträuchern, als Bälle durch die Gegend zu schubsen. „Sie klaut sich öfter meinen Hopfen“, sagt Klug und lacht. „Paula ist das scheue Reh“, meint ihr Mann. Aber im Stall tauschen sie die Rollen. Da ist Paula die Anhängliche. Auf dem Fußballfeld wäre sie „die Ausputzerin, zuständig fürs
Grobe“, sagt der 51-Jährige.
Samstag ist auf dem Hof Spiel- tag. Während Dauerkartenbe- sitzer Karl Klug regelmäßig im Stadion mitfiebert, verfolgen Emma, Paula und Anja Klug die Hoffenheim-Partien meist über den Handy-Liveticker auf dem Mönchzeller Rasen. „Ich rege
mich sonst immer so auf. Das Umfeld hier und meine Ziegen beruhigen mich“, sagt sie. Für das Stadion sei die 48-Jährige einfach zu emotional. Die Ziegen reagieren auf den Toralarm. „Sie kommen angerannt und wenn sie merken, dass ich mich freue, freuen sie sich auch. Dann hüpfen sie über das Gras und springen an mir hoch.“ Acht Hufen für ein Halleluja – wilder kann Torjubel kaum sein.
Mittlerweile sind Emma und Paula sogar so etwas wie Glücksbringer. Als Klug einmal wegen Kopf- schmerzen nicht mit ihnen auf dem Grundstück war, verlor die TSG. Das gab Ärger von der Nachbarin, die bei Spielen meistens auch mitfiebert. „Oh, sie hat mich zusammengefaltet: ‚Wenn du noch einmal fehlst... Nur weil ihr nicht draußen wart, haben wir verloren‘“, sagt Klug lachend und winkt zur Nachba- rin hinüber.











































































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