Page 16 - Spielfeld_September_2016
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 Der Kontakt zu den Fans ist Julian Nagelsmann wichtig.
Das Thema Respekt scheint Sie umzutreiben.
„Ich bin nicht der Typ, der gleich jeden um den Hals fällt. Ganz im Gegenteil. Ich bin da eher zurückhaltend, duze nicht einfach jeden, den ich das erste Mal sehe. Das hat etwas mit Umgangsformen zu tun. Ich bin so erzogen, dass man freundlich, höflich ist, egal wie der Status des Gegenübers ist. Das finden ja manche schon komisch, dass ich mit jedem flachse, egal wer das jetzt ist. Es ist ja eigentlich nicht so schwer, jeden so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Ja, Respekt zu zeigen finde ich sehr wichtig. “
Fehlt er Ihnen im Alltag?
„Als ich mit 16, als junger Kerl, allein in München lebte, habe ich es beim Bäcker beobachtet: Wie viele Leute ins Stehcafé kommen und einfach Brötchen bestellen, ihr Kleingeld hinlegen und verschwinden – ohne ein Wort zu sagen. Ohne ‚Guten Morgen‘, ‚Danke‘, ‚Schönen Tag noch‘, ohne irgendeine Geste, die von Empathie für seine Umwelt zeugt. Wenn du beim Einkaufen fröhlich durch den Laden gehst, gucken Dich andere Menschen schon mal erstaunt an; und wenn ich mit dem Fahrrad fahre, mir einer entgegenkommt und ins Gesicht schaut, dann sage ich ‚Hallo‘. Da sind einige total irritiert. Ich finde es bedauerlich wie wir manchmal miteinander umgehen. Deswegen thematisiere ich es.“
Weil es so unnötig ist...
„Wenn ich mit dem Rad durch den Kraichgau fahre, könnte ich heulen, weil diese Welt so schön ist – und wie kaputt wir sie doch machen. Und dabei meine ich nicht nur die Umwelt, sondern schon im Miteinander. Egal, ob wegen Religion, der Politik oder von Nachbar zu Nachbar: Warum macht sich jeder das Leben so schwer, wo es doch so schön ist? Das kriege ich in meine Rübe einfach nicht rein.“
Und was empfehlen Sie uns beim nächsten Gang zum Bäcker?
„Wenn ich mir eine Mohnsemmel kaufe, kann ich doch einfach auch mal sagen: ‚Danke, es schmeckt immer gut bei Ihnen.‘ Dann freut sich die Verkäuferin, geht mit einem besseren Gefühl nach Hause und das überträgt sich dann. Wir sollten einfach mal erkennen: So schlecht geht es uns doch nicht.“
„Ich finde es bedauerlich, wie wir manchmal miteinander umgehen.“ JULIAN NAGELSMANN
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