Page 59 - Spielfeld_August_2016
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 SCHATZSUCHER IM DIENST DER TSG
Michael Mutzel war lange Fußball-Profi – nun sucht er die besten und talentiertesten Spieler für die TSG. Der 36-Jährige ist Chef der Scouting-Abteilung und sichtet mit seinem Team Talente und Neuzugänge für die Bundesliga sowie die Nachwuchsteams.
Wenn Michael Mutzel aus dem Fenster seines Büros schaut, genießt er einen perfekten Blick über die Anlage der TSG Hoffenheim. Doch die Hügel im Kraichgau sind nicht alles, was der Leiter der Scouting-Abteilung an seinem Arbeitsplatz ins Visier nehmen kann. Schaltet er seinen Compu- ter ein, hat der 36-Jährige in Sekundenschnelle so ziemlich jeden Fußball-Profi auf diesem Planeten im Blick: Die Scouting-Abteilung der TSG ist technisch brillant aufgestellt – und so ruft er bei einer kurzen Demonstration nach und nach Profile von Spielern aus allen Winkeln der Erde auf. Es erscheinen Videos, Statistiken und Zahlen – eine unglaubliche Datenfülle mit hoher Aussagekraft.
Die Zeiten, in denen Profis allein durch Spielbeob- achtungen gesichtet wurden, sind lange vorbei. Die Datenerhebung im Fußball hat für gläserne Profis gesorgt und auch das Scouting extrem beeinf lusst. „Es hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan. Wir haben einen viel größeren Zugriff auf eine viel größere Datenmenge und ein schier unendliches Reservoir an Videomaterial. Bevor man Spieler im Stadion sichtet, kann man sich schon so viele Informationen besorgen, dass man beim Live-Spiel nur noch auf sehr spezielle Dinge achten muss. Das war früher nicht möglich“, erklärt Mutzel.
Der ehemalige Profi, der in seiner Karriere für Eintracht Frankfurt, den VfB Stuttgart, den Karlsruher SC und den VfL Wolfsburg spielte, kann sich noch gut an sei- ne aktive Zeit erinnern. „Wir haben uns damals über unsere Leistungsdaten kaum Gedanken gemacht, sie wurden auch nicht wie heute in die Trainingssteue- rung eingebunden.“
Obwohl die Daten heutzutage ein wichtiger Bestandteil der Trainings- arbeit sind und großes Interesse der Profis wecken, ist Mutzel sicher, dass sich die Spieler kaum vorstellen können, wie viele Daten und Videos über sie wirklich auf Knopfdruck verfügbar sind. Und dennoch wird das Scouting nicht den Programmen und Statistiken überlas- sen, sie dienen Mutzel und seinem Team nur als Basis. Sechs Scouts arbeiten für die Profi-Abteilung der TSG, zudem zwei hauptamtliche Scouts in der Nachwuchsarbeit sowie mehrere Aushilfen.
„Das ist ein spannender Job, aber natürlich nicht mit dem Profi-Dasein zu vergleichen.“ MICHAEL MUTZEL
Mutzel fiel der Wechsel vom Spielfeld hin zum Leiter der Scou- ting-Abteilung nicht schwer – im Gegenteil: „Das ist ein spannender Job, aber natürlich nicht mit dem Profi-Dasein zu vergleichen. Ich habe eine enorm hohe Verantwortung, auch für meine Mitarbeiter, und führe nun eine Abteilung. Das ist eine andere Herausforderung, als Fußball zu spielen. Aber es macht großen Spaß und ich habe zudem in den vergangenen fünf Jahren viel gelernt.“ Bereits kurz nach dem Karriereende hatte Mutzel seine zweite Lauf bahn begon- nen. Er wechselte zur TSG, trainierte die U16 und U17 und wurde 2013 Sportlicher Leiter des Nachwuchsleitungszentrums. Im Winter 2015 wechselte er als Direktor Profisport zur SpVgg Greuther Fürth, erweiterte seinen Horizont nochmals und kehrte im Januar dieses Jahres zur TSG zurück. „Ich bin zurückgekommen, weil ich total von der Entwicklung der TSG überzeugt bin und die Konstellation mit Alexander Rosen und Julian Nagelsmann natürlich perfekt passt, da ich mit beiden ja schon erfolgreich im Jugendbereich zusammenge- arbeitet habe.“
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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