Page 17 - Spielfeld_August_2016
P. 17

 Klar, gibt es Ecken, die ein bissel dunkler und gefährlicher sind. Die gibt es aber überall. Mannheim ist eine multikulturelle, tolle, offene Stadt: 144 Quadratkilometer mit viel Lebensqualität. Wirklich schade ist aber, dass Waldhof es nicht gepackt hat, aufzusteigen. Das war bitter. Ich habe zwar nie für den Waldhof gespielt, aber ich bin ein richtiger Mannheimer und habe in der Rückrunde und den Aufstiegsspielen mitgefiebert.“
„Mit 17 trainierte ich plötzlich bei den Profis,
hatte mit professionellem Lebenswandel
aber nichts am Hut.“
MARCO TERRAZZINO
Statt zu Waldhof ging es von Deinem Heimatverein VfL Neckarau in der Jugend nach Hoffenheim. Im ersten Jahr wurdest Du mit den glorreichen Sieben aus Neckarau – außer Dir wechselten sechs weitere Spieler zur TSG – U17-Meister. Verwandelte sich die Bundesliga in dieser Zeit vom Traum zum Ziel?
„Das kann man so sagen. Die Bundesliga war in Neckarau natürlich sehr weit weg. Aber Stephan Groß, der Vater vom Ingolstädter Profi Pascal Groß, war einfach ein überragender Trainer, der uns sehr gut geschult hat, bevor Pascal, ich und die anderen zur TSG wechselten. Dennoch hatte niemand in dem Tempo damit gerechnet. Mit 17 trainierte ich plötzlich bei den Profis, hatte mit professionellem Lebenswandel aber noch nichts am Hut. Ich habe gelebt wie ein normaler Jugendlicher. Beim Thema Alkohol hat mein Bruder zwar auf mich aufgepasst, aber ich habe abends einfach mal zwei Liter Mezzo Mix getrunken und mich von Fast Food ernährt.“
Also nicht gerade das, was man einen professionellen Lebenswandel nennt.
„In dieser Zeit trainierte ich dann unter Ralf Rangnick. Am Anfang unbekümmert und sehr gut, aber dann war der Sprung einfach zu schnell und zu groß für mich. Ich habe als Profi ganz neue Erfahrungen machen müssen: Denn in dieser Phase war ich selten fit, habe selten so überragt wie in der Jugend und selten gezeigt, was ich kann. Erst in Bochum wurde das besser, deshalb sind die zwei Jahre dort mittlerweile die schönste Phase in meinem Fußballer-Leben.“
Hast Du noch Kontakt zu den sechs Jungs von damals, die mit Dir zur „Goldenen Generation Mannheims“ gehörten?
„Pascal Groß und Manuel Gulde sind noch immer enge Freunde. Mit Pascal war ich im Sommer gemeinsam mit Pirmin Schwegler und Präventiv-Trainer Christian Neitzert in der Schweiz, da haben wir für uns trainiert, um schon beim Vorbereitungsstart topfit zu sein. Zu Robin Szarka, Marcel Gruber, Anthony Loviso und Philipp Meyer habe ich nur noch losen Kontakt, aber wir verstehen uns noch alle gut. Wir hatten in Neckarau eine unglaubliche Zeit, die keiner von uns je vergessen wird. Wir sind von der Kreisklasse vier Mal aufgestiegen und waren phasenweise so gut, dass wir gehofft haben, dass die Gegner nicht antreten, damit wir unter uns spielen konnten. Ich will wirklich nicht respektlos gegenüber den damaligen Gegnern sein, aber das hat uns damals mehr gefordert und uns mehr Spaß gemacht. Mit den Jungs zu kicken, war unglaublich schön. Danach die Meisterschaft mit der TSG in der U17 war wirklich etwas Besonderes.“
Im Jahr 2009 wurdest Du sogar mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung des DFB für deutsche Nach- wuchsspieler.
„Die Medaille war im Nachhinein für lange Zeit ein schwieriges Thema für mich. Weil man immer geschaut hat, was die Vorgänger und Nachfolger alles erreicht haben, das konnte ich nicht mehr hören. Bei mir hat es einfach lange gedauert, ich hatte ja auch gar nicht die Athletik in jungen Jahren. Und auch vom Kopf her war ich nicht so weit. Die TSG hatte auch ein unglaubliches Niveau. Wenn Carlos Eduardo und Luis Gustavo den Ball laufen ließen, fühlte ich mich wie bei der brasilianischen Nationalmannschaft.“
COMICS UNTER DER HAUT
Marco Terrazzino hat einige Tattoos. Im Gegensatz zu den meisten Bun- desliga-Spielern hat er sich aber keine Schriftzüge oder Tribals ste- chen lassen – sondern Comic- und Nintendo-Figuren. „Ich bin zwar vom Alter her erwachsen geworden, aber in mancher Beziehung ist man doch noch Kind“, sagt er. Auf der rechten Schulter prangt ein Abbild von Tsubasa Ohzora, dem Held der japanischen Anime-Serie „Die tollen Fußballstars“. Darunter sind die Helden des Nin- tendo-Klassikers Mario Kart – einer besonderen Vorliebe Terrazzinos: „Ich spiele das Spiel seit Jahren auf allen möglichen Konsolen.“ Weitere Tattoos sind bereits geplant, alle im gleichen Stil: „Als nächstes kommt Son Goku aus der Manga-Serie Dragonball, dann kommt Comic-Figur Track. Tick, Trick und Track sind drei Brüder, genau wie wir. Deshalb haben wir uns dazu entschieden. Meine Brüder haben schon vorgelegt, ich bekomme als Jüngster den mit der roten Mütze.“
Profis
  SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
17

















































































   15   16   17   18   19