Page 64 - Spielfeld_Juni_2016
P. 64

                EIN KOPFBALLTOR, EIN 9:0, DIE MEISTERSCHAFT
Für die Zweitligamannschaft der TSG verlief die Saison nicht gerade nach Plan. Das Saisonziel war der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga Süd. In der Winterpause musste man bei der TSG umdenken. Neun Siege und nur zwei Unentschieden machten das Team des Trainerduos Lena Forscht und Siegfried Becker zum Herbstmeister. Es wurde ein neues Ziel gesteckt: die Saison ungeschlagen zu beenden.
 „Ich war der Türöffner“, sagt Franzi Harsch und lacht. Der Satz ist in den Wochen vor dem Saisonschluss ihr Lieblings- spruch geworden. Am vorletzten Spieltag trifft die 18-Jähri- ge gegen den 1. FC Saarbrücken zum 1:0 und leitet so den 9:0-Kantersieg ein. „Ich habe in dem Moment gemerkt, dass durch das Tor der Knoten geplatzt ist.“ Doch auch weil sie es mit dem Kopf erzielt, ist es für Franzi ein besonderer Treffer. Die Mittelfeldspielerin misst 1,82 Meter, schon lange arbeitet sie daran, sich im Kopfballspiel zu verbessern. Nun hat sie sich dafür belohnt. „Der Treffer ist auch bezeichnend für die Entwicklung der Mannschaft“, findet auch Trainer Siegfried Becker, der seit 2012 die TSG II betreut. „Jede Spielerin hat Erfahrungen gesammelt und an sich gearbeitet.“
Die drei Zähler, die die TSG aus dem Saarland mitnimmt, machen sie zum Meister. Gerechnet hatte damit vor der Saison niemand. „Erst als wir kurz vor der Winterpause in Mönchengladbach gewannen, beim Tabellenführer und ohne eine Spielerin aus dem Bundesligateam, kam mir der Gedanke „Oh, wir könnten vielleicht sogar Meister werden“, erzählt Franzi Harsch. Das Spitzenspiel in Gladbach war der Abschluss einer starken Hinrunde. Mit acht Siegen startete das Team von Siegfried „Siggi“ Becker und Lena Forscht in die zweite Zweitligasaison. Erst der TSV Schott Mainz beendete die Serie im Dezember: 0:0 gegen den Aufsteiger. Darauf folgte ein 1:1 gegen den 1. FC Saarbrücken. Die Tabellenführung musste die TSG abgeben. Doch noch vor der Winterpause kehrte Hoffenheims Zweite durch das 3:0 in Gladbach auf den Platz an der Sonne zurück.
Im Winter setzte sich die TSG ein neues Ziel. Der im Sommer formulierte Anspruch, nicht abzusteigen, passte einfach nicht zu den guten Leistungen. Mit der Zielsetzung, in den elf weiteren Begegnungen ungeschlagen zu bleiben, ging es in die Rückrunde. „Das Spiel in Sindelfingen wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben“, erzählt Becker. Vier Spieltage waren nach der Winter- pause absolviert, drei Mal siegte die TSG, gegen den SV Weinberg gab es ein Remis. „Janina Leitzig war bei der Nationalmannschaft, Charlotte Voll fiel kurzfristig krankheitsbedingt aus. So fuhren wir ohne Torfrau nach Sindelfingen. Mit einem 3:0-Sieg kamen wir zurück.“ Ein Sieg, der für die Mannschaftsgeschlossenheit des jungen TSG-Teams steht. In Sindelfingen stellte sich Mittel- feldspielerin Tabea Waßmuth zwischen die Pfosten und hielt den Kasten sauber. Ausfälle kompensieren, mit neuen Situationen f lexibel umgehen – echte Stärken der Zweitligamannschaft.
Zwischen dem 0:8 und dem 9:0 lagen 573 Tage
Am 19. Spieltag hatte die TSG den ersten Matchball. Mit ei- nem Heimsieg gegen den TSV Schott Mainz hätte das Team von Forscht und Becker uneinholbar an der Tabellenspitze gestanden. Doch „Hoffes Zweite“ vergab. Wie im Hinspiel nur ein 0:0. Nur eine Woche später war das Remis vergessen. Die Motivation vor dem nächsten Matchball-Spiel in Saarbrücken war groß. 573 Tage zuvor, die TSG II war im Sommer aus der Regionalliga aufgestiegen, kassierte man an selber Stelle eine 0:8-Niederlage. Insbesondere die sieben Spielerinnen des TSG-Kaders, die bei der bitteren Pleite selbst dabei waren, dürstete es nach einer Revanche: Sieben Tore beim 9:0-Sieg erzielten Spielerinnen, die schon vor 573 Tagen dabei waren.
          64



























































































   62   63   64   65   66