Page 27 - Spielfeld_Juni_2016
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                    Profis
  Inzwischen kann Niklas Süle über seine düstere Prophezeiung schmunzeln. „Nach dem Pokal-Aus bei 1860 München hab‘ ich gesagt: ‚Wenn wir
so spielen, steigen wir ab.‘ Das gab ordentlich Ärger. Aber so ganz falsch lag ich ja nicht.“ Es ist gut gegangen, dank einer famosen Rückrunde. Auch dank des 20-Jährigen, der einer der weni- gen Gewinner dieser bis in den Februar hinein verkorksten Saison der TSG 1899 Hoffenheim war. 33 Spiele absolvierte Süle, von der ersten bis zur letzten Minute. Einzig beim Saisonabschluss musste er dann pausieren – er nahm es gelassen. Eine imposante Bilanz, erst recht vor dem Hinter- grund, dass Süle nach seinem Kreuzbandriss erst in der Sommervorbereitung wieder zum Team stieß. „Das gab es ja wohl auch noch nicht so oft, dass jemand nach so einer schweren Verletzung null Probleme mit dem Knie hat.“ Seine Sorgen waren eher konditioneller Natur. Süle grinst: „Wenn sich einer meiner Laktatwerte im Sommer angeschaut hätte, wäre der nie auf den Gedanken gekommen, dass ich bis auf das letzte alle Spiele machen kann.“
Voller Vorfreude auf Rio
Er hat sich durchgebissen, spielte stabil und gewann die Sicherheit zurück – so wie am Ende auch das ganze Team. Der Klassenerhalt war dann die logische Konsequenz. „Wir hatten den Lauf zur richtigen Zeit“, attestiert der Verteidiger. „Wir haben dem Druck standgehalten. Das ist eine gute Erkenntnis.“ Auch Süle selbst spielte konstanter als in den Vorjahren („Ich hatte weniger richtig schlechte Spiele“), einzig das Offensivspiel litt ein wenig. Kein einziges Saisontor steht auf der Ha- benseite; fast schon erstaunlich bei einem Spieler seiner Länge. Seine Erklärung ist einfach: „Bei den Standards von Salihovic musste ich vorne nur noch den Schädel hinhalten.“ Dafür sind seine Fortschritte in der Zweikampfführung unübersehbar. Gerade einmal 17 Fouls standen nach 33 Spielen zu Bu- che; umgerechnet jedes zweite Spiel ein Foul. Ein imposanter Wert für einen Innenverteidiger, der sich den Zweikämpfen permanent stellen muss. „Vor allem, wenn ich mich daran erinnere, wie ich früher immer zur Grätsche abgetaucht bin. Heute versuche ich, jedes Tackling ohne Foulspiel zu lösen.“ Es klappt nicht immer. Dennoch: vier Verwarnungen sind für einen Innenverteidiger, der „auch mal Stress mit einem Stürmer hat“, eine beeindruckend niedrige Zahl.
Stress verursachte diese Spielzeit reichlich. Der permanente Kampf gegen den Abstieg, um die Erstliga-Zugehörigkeit, hat reichlich Körner ge- kostet. „Ich bin auch langsam platt“, gesteht der
6.
U21-Nationalspieler, „vom Kopf her war das eine unglaublich harte Saison. Von Spiel eins an.“ Zeit, mal etwas auszuruhen. Als erstes fuhr Niklas Süle nach Übersee, zu seinem Bruder Fabian, der dort seit drei Jahren studiert. „Bisher hat es nie geklappt mit einem Besuch, weil immer was dazwischen- kam.“ Erholung erwartet er nicht von der Metropole, dafür sind die folgenden zwei Wochen mit der Freundin da: „Irgendwo am Strand.“
Schließlich soll der Akku wieder voll aufgeladen sein, wenn Ende Juli das bisher größte Abenteuer anstehen dürfte: die Reise zu den Olympischen Spielen in Brasilien, wo die Fußballer nicht nur in Rio de Janeiro spielen. Der U21-Nationalspieler darf davon ausgehen, von DFB-Coach Horst Hrubesch nominiert zu werden; und hat sich auch schon so seine Gedanken gemacht: „Das wäre ein Riesending für mich. Du hast als Fußballer realistisch nur einmal die Chance, daran teilzunehmen.“ Wenn überhaupt; Deutschland war zuletzt 1988 für Olympia qualifiziert.
In der U21-Nationalelf ist Niklas Süle seit langem gesetzt – entsprechend darf der 20-Jährige auf die Olympia-Teilnahme in Rio hoffen.
 TSG – BOR. DORTMUND 1:1
 23. September: Großer Kampf gegen den großen Favoriten: Die TSG kann zwar erneut eine Führung n in einen Sieg umwandeln, nach Rudys 1:0 (42.) trifft aber nur noch der Dortmunder Aubameyang (55.). Position: 17, Punkte: 2
Rückstand auf Platz 15: 1
icht
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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