Page 20 - Spielfeld_Juni_2016
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                 Diese klare Wahrnehmung von außen, wo der Fan, der begeisterte Fußballanhänger uns mit bestimmten Werten verbindet, da haben wir sicher noch eine Strecke vor uns.“
Gibt es da in der Bundesliga Vorbilder für Sie?
„Natürlich schaut man da auch mal zu dem ein oder anderen Etablierten in der Bundesliga. Wirtschaftlich stabile Vereine, die sich vieles selbst erarbeitet haben, für einen bestimmten Fußballstil stehen. An so etwas kann man sich schon orien- tieren, aber sicher nicht kopieren. Die Rahmenbedingungen sind überall anders, da muss jeder seinen eigenen Weg gehen.“
Schon allein, weil sich ein traditionelles Fan-Umfeld bei der TSG erst bilden musste.
„Die Kinder in der Region wachsen jetzt mit der TSG auf, die kennen uns nur als Bundesligisten, identifizieren sich von klein auf mit dem Club. So eine Phase hatten wir ja noch nie. Das lässt uns tiefere und stärkere Wurzeln schlagen. Bei den Erwachsenen ist es anders: Ich diskutiere darüber ja auch mit Freunden und Bekannten, die sozialisiert sind als Fan von Dortmund, Bayern oder Köln. Ich sage: Gebt uns die Zeit, aber begleitet uns doch auch auf dem Weg. Welche Region kann das schon behaupten, einen Bundesliga-Club vor der Haustür zu haben?“
Spüren Sie, dass die Verankerung langsam zunimmt?
„Das erste halbe Jahr in der Bundesliga, dieser kometenhafte Aufstieg, hat uns sicher nicht nur gutgetan. Wir wissen wie schwer es ist, ein One-Hit-Wonder zu sein. Diese Erwartungs- haltung war nicht zu erfüllen – und die folgende Phase hat sicher auch manche Zurückhaltung produziert. Aber es liegt an uns, sich stärker zu öffnen, unsere Arbeit mehr nach außen zu tragen. Die Leute sollen sehen: Wir sind ein bodenständiger Verein mit Leuten aus der Region;
auf dem Feld, in der Führung. Julian Nagelsmann ist da doch das beste Beispiel. Die Leute in der Region können sich identifizieren mit den Protagonisten. Aber mir ist auch klar: Den Weg in die Herzen zu finden, dass die Leute sagen: ‚Die TSG ist ein Teil von mir‘, das ist die schwierigste Aufgabe.“
Fehlt es dem Club da manchmal an der Emotion?
„Zu unserer DNA gehört Mut. Das hat auch etwas damit zu tun, forsch zu sein, sich nicht immer gleich Gedanken zu machen, ob man anecken könnte. Wir dürfen Ecken und Kanten haben, nicht immer nur zurückstecken, sich wegdu- cken, klein beigeben, um keinen Fehler zu machen. Wir verteidigen unser Revier. Da
darf man auch mal Reizpunkte setzen, wo es anschließend vielleicht auch was auf die Nuss gibt. Da müssen
wir auch mal eine Entscheidung treffen, wo andere auf den
ersten Blick sagen: ‚Habt ihr noch alle Kerzen auf dem Christbaum?‘ Diesen Mumm brauchen wir.“
„Zu unserer DNA gehört Mut. Das hat auch etwas damit zu tun, forsch zu sein, sich nicht immer gleich Gedanken zu machen, ob man anecken könnte.“
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