Page 81 - Spielfeld_Mai_2016
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                 Franz Beckenbauer legte für das Foto extra einen Zwischenstopp in New York ein.
Durchbruch. Die New York Times nannte ihn ein „Genie der Komposition“. Doch der Fußball ließ ihn nie los. Im Lauf seiner Karriere war er mehrmals mit der deutschen Frauennationalmannschaft unterwegs und begleitete für ein Fanprojekt auch das DFB-Männerteam. Spielszenen interessierten ihn nie: „Mir geht es schon immer um Typen, Szenen hinter den Kulissen. Was passiert am Rande?“ 2010 kehrte er nach 30 Jahren „Big Apple“ mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen zurück nach Deutschland. Heute lebt und arbeitet der 58-Jährige in Frankfurt und Mannheim.
Im Vorfeld der WM 2006 plante Hamann ein Megaprojekt: Er wollte alle 75 noch lebenden deutschen Fußballweltmeister fotografieren. Dafür flog er mehrmals um die Welt und hatte für die Fotos selbst meist nur wenige Minuten Zeit. Für das Porträt von Pierre Littbarski in Japan war er 47 Stun- den unterwegs. „Litti war zu einem Spiel in Nagoya, musste um 9.30 Uhr aus dem Hotel raus. Mein Zug kam erst kurz vorher in Nagoya an. Er war gerade dabei, in einen Bus einzusteigen. Eine rote Ampel mehr und ich hätte ihn verpasst“, sagt Hamann. Auf Lothar Matthäus wartete er drei Nächte in einem Budapester Hotel, musste seinen Rückf lug dreimal verschieben. Der Einzige, dem er nicht hinterherreisen musste, war Franz Beckenbauer. Der „Kaiser“ war gerade in Mittelamerika unterwegs und legte für das Foto einen Zwischenstopp in New York ein.
Hamann kriegte sie alle. Auch den „Bomber“. „Als ich das Trainingsgelände des FC Bayern München betrat, schlotterten mir die Knie. Ich erkannte ihn schon aus 500 Metern Entfernung.“ Müller reagierte etwas grantig, trainierte gerade einen Spieler. „Kann der was?“, fragte Hamann. „Fauler Sack“, meinte der „Bomber“. Das Eis war gebrochen. Hamann war im richtigen Moment am richtigen Platz. Endlich stand er mit seinem großen Helden auf dem Platz. Hamann und Müller – ein Motivjäger und zwei Mittelstürmer. Männer, die ihre Karrieren vor allem ihrem Instinkt verdanken. Der eine im Strafraum, der andere in der panoramaweiten Fotowelt. Abwarten, fokussieren, blitz- schnell reagieren – und Schuss.
Horst Hamann (l.) mit seinem Kindheitsidol Gerd Müller.
AUSSTELLUNG IN SCHWETZINGEN
Am 28. April erscheint im Verlag Edition Pa- norama das Buch „Schwetzingen by Horst Hamann“. Der Fotograf hat die Stadt zum 1250-jährigen Bestehen abgelichtet. Bis zum 5. Juni sind Bilder daraus in der Orangerie des Schwetzinger Schlossgartens ausgestellt. Der Eintritt ist im Schlossgarten-Ticket enthalten. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr
Region
     SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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