Page 80 - Spielfeld_Mai_2016
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                 Schwetzingen
ZUR PERSON
Horst Hamann wurde am 27. April 1958 in Mannheim ge- boren. 1980 ging er als Fotograf in die USA und lebte 30 Jahre lange in New York und dem Bundesstaat Maine. 1996 erschien sein Fotobuch „New York Vertical“ und wurde zum Bestseller. Hamann galt fortan als “Erfinder“ der Vertikal-Fo- tografie. Der US Postal Service gab eines seiner NY-Motive als Briefmarke heraus und das Museum of the City of New York ehrte ihn als ersten deutschen Fotografen mit einer sechsmonatigen Einzelausstellung. Außerdem erhielt Hamann die Ehrenmedaille der Stadt New York. 2006 erschien nach zweijähriger Arbeit sein Buch „Die Weltmeister“ (mit Texten von Ronald Reng), in dem er alle damals lebenden deutschen Weltmeister vereinte. Hamann hat inzwischen mehr als 25 Bücher veröffentlicht. Seit 2010 lebt und arbeitet er wieder in Frankfurt und Mannheim.
Hamann kannte keinen Menschen in der Millionenmetropole. Es war der Fußball, der ihm Anschluss verschaffte: „Ich habe auf dem Gelände der Columbia University gewohnt und jeden Nachmittag auf dem Campus mit einigen Jungs gekickt. Nach zwei Stunden haben sie mich 'Brasilianer' getauft.“ Er wurde auf Partys eingeladen, lernte Leute kennen und schloss Freund- schaften, die bis heute halten.
Amerika war in den frühen 80ern ein absolutes Fußballentwick- lungsland. Bundesligaspiele wurden nirgendwo übertragen. Hamann litt. „Bei einer WM musste ich mich über düstere Gestalten in Kneipen in Little Italy einschleusen lassen, damit ich ein paar Spiele sehen konnte. Ich habe sie angebettelt: Bitte lasst mich rein“, erzählt er und lacht. Seine Termine habe er sich oft so gelegt, dass er bestimmte Spiele sehen konnte, so- gar Zwischenstopps auf Flughäfen dafür eingelegt. „Alles war minutiös geplant. Später habe ich mir dann einen Satellit aufs Hausdach gebaut.“
Sein erster 100-Dollar-Fotografen-Job als Assistent führte ihn in den 77. Stock des World Trade Centers – Filmrollen wechseln und Kaffee kochen. Doch nach und nach arbeitete sich Hamann nach oben, machte sich einen Namen. 1991 pirschte er sich mit einer Linhof Technorama (eine Panoramakamera) durch die New Yorker Straßenschluchten. Die waren teilweise so eng, dass er die Kamera einfach senkrecht drehte.
Die Grundidee der vertikalen Stadtaufnahmen war geboren: „Das war die Erleuchtung. Da fing der Spaß an“, sagt er. 1996 veröffentlichte Hamann die besten Aufnahmen aus fünf Jah- ren im Fotobuch „New York Vertical“ – sein internationaler
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