Page 76 - Spielfeld_Mai_2016
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                                  HEIMATKUNDE
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wurde die Urkunde unterzeichnet, auf die sich die Stadt Knittlingen beruft. Es ist die Abschrift eines Immobilienkaufs, der belegen soll, dass der bekannte Wunderheiler, Alchemist und Astrologe Johann Georg Faust um das Jahr 1480 in Knittlingen (Enzkreis) geboren wurde. Aus Berichten über Faust, einen Bekannten des Universalgelehrten Philipp Melanchthon, entstand die in vielen literarischen und musikalischen Werken verarbeitete Faust-Sage. In der 8.000-Einwohner-Stadt Knittlingen, die bis 1504 zur Pfalz gehörte, befinden sich heute ein umfangreiches Faust-Museum und das Faust-Archiv. Der Ort, im Jahr 843 als „Cnudelingen“ erstmals urkund- lich erwähnt, hatte durch Belagerungen, Brände und Plünderungen viel zu leiden. 1632 etwa wurde Knittlingen im Dreißigjährigen Krieg durch Truppen des Kaiserlichen Generals Ernesto Montecuccoli niedergebrannt. Die wichtige Handelsstraße von Frankfurt am Main über Speyer nach Cannstatt führte mitten durch Knittlingen, das dem Kloster Maulbronn angehörte und 1840 offiziell das Stadtrecht verliehen bekam.
„OTTO NORMALVERBRAUCHER“ WOHNT IN HASSLOCH
Wenn Sie wissen wollen, was es in Deutsch- land in Zukunft zu kaufen gibt, dann sollten sie nach Haßloch kommen. Denn die Kleinstadt im Landkreis Bad Dürkheim ist seit 1986 der Testmarkt der Republik. Die Nürnberger Gesell- schaft für Konsumforschung (GfK) hat die Stadt mit ihren 21.000 Einwohnern ausgewählt – als repräsentativ für die Wünsche der Gesamt- bevölkerung. Der Haßlocher ist damit offiziell Otto Normalverbraucher.
Die Entscheidung für Haßloch fiel aufgrund der Bevölkerungsstruktur, welche dem deutschen Durchschnitt in Bezug auf Altersstruktur und in ihrer sozialen Schichtung sehr nahekommt. Zu- dem bildet Haßloch eine Mittelstellung zwischen einer städtischen und einer dörflichen Struktur. Wie ein Testmarkt in der Praxis funktioniert? Um die neuen Produkte, die es nur in Haßloch gibt, zu bewerben, werden im örtlichen Kabelnetz gesonderte Werbefilme geschaltet, in Magazi- nen werden individuelle Anzeigen abgedruckt. Zudem besitzen manche Haßlocher eine Karte mit Strichcode, welche beim Bezahlen gescannt wird. Die Konsequenz ist naheliegend: Nur was in Haßloch funktioniert, schafft es später auch in die Regale der Republik.
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Fotos: badener, iuneWind – Fotolia
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