Page 79 - Spielfeld_April_2016
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 STARKER KÄMPFER
Der 28­jährige Jonathan Heimes war uns ein Beispiel für Lebensmut und Optimismus.
Der Kampf des Darmstädters gegen die Krebserkrankung hat die Bundesliga bewegt. Ein Nachruf.
Als Darmstadt 98 Anfang Februar zum Spiel in die Sinshei- mer Arena kam, blieb sein Platz leer. Die TSG Hoffenheim hatte Jonathan Heimes, den bekennenden und bekannten Lilien-Fan, eingeladen. Doch seine Krankheit ließ den Besuch schon nicht mehr zu. Der Krebs ist unbarmherzig.
„Du musst kämpfen. Es ist noch nichts verloren.“ Es war diese SMS im September 2010, die Johnny Heimes später bekannt machen sollte. Der junge Darmstädter hatte die aufmunternde Nachricht von einem Freund erhalten – nach einer erneuten, schweren Operation. Und Heimes kämpfte. Insgesamt mehr als ein Jahrzehnt. Im Alter von zwölf Jahren war er Hessenmeister im Tennis gewesen, seine Trainingspartnerin hieß Andrea Petkovic. Zwei Jahre später kam der Krebs, ein Tumor im Kopf, Metastasen-Bildung, später sogar eine Querschnittslähmung. Acht Operationen, 26 Chemotherapien – und ein Ziel: Leben. Jonathan Heimes kämpfte, lernte die alltäglichen Dinge wieder, spielte Tennis, ging Skifahren, legte sein Fach-Abitur ab.
Der Krebs aber kam immer wieder zurück. Und Heimes kämpfte immer weiter. Aus der SMS entwickelte er eine Kampagne, ließ den Spruch „Du musst kämpfen“ auf Armbändchen drucken und verkaufte sie zugunsten der Kinderkrebsstation, auf der
er so lange gelegen hatte. Viele Hundertausend Euro sind so zusammengekommen, Heimes hatte TV-Auftritte, wurde prominent.
Er habe, so sagte es Heimes, die Kraft aus dem Sport geschöpft. Und der Sport schöpfte Kraft aus seiner Geschichte. Als Darmstadt 98, sein Club, im Jahr 2014 in der Zweitliga-Relegation gegen Bielefeld anscheinend aussichtslos zurücklag, verordnete Trainer Dirk Schuster seinem Team Jonathans Bändchen.
„Nehmt euch ein Beispiel an diesem Jungen. Er kämpft um sein Leben, jeden einzelnen Tag. Wir müssen nur 90 Minuten kämpfen, vielleicht 120", sagte Schuster in seiner Kabinenansprache. „Wenn ihr Probleme habt, wenn ihr nicht weiter wisst, dann schaut auf das Band an eurem Arm.“
Der Rest ist Vereinsgeschichte.
„So lange man kann“, sagte Heimes, „muss man kämpfen
und an das Leben glauben.“ Am 8. März ist Jonathan Heimes gestorben. Friedlich. Er trug sein Bändchen.
   TRAUER UM TOBIAS DRESLEARS
Trauer und Betroffenheit herrschte in der Kabine der TSG Hoffenheim. Am 16. März erhielten die TSG-Spieler die Nachricht, dass ein sehr treuer Fan verstorben war. Viel zu früh, im Alter von erst 24 Jahren, mitten aus dem Leben gerissen. Den Kampf gegen eine unheilbare Krankheit konnte Tobias Dreslears nicht gewinnen. Be- sonders Kevin Kurányi ging der Tod sehr nahe, denn er hatte Tobias am 29. Januar getroffen. „Ein letzter Wunsch von Tobias war es, mich zu treffen. Es war ein ganz besonderer Termin. Und es war nicht einfach. Aber ich bin sehr froh, dass ich hingegangen bin. Denn ich habe einen ganz starken und tapferen Menschen kennengelernt. Eigentlich wollte ich das Ganze auch privat halten. Aber Tobias möchte dieses Erlebnis gerne mit allen teilen“, postete Kevin danach auf Facebook mit einem Foto von Tobias und sich. „Ruhe In Frieden, Tobias. Ich bin froh, dass wir uns noch kennengelernt haben. Ich bewundere, wie stark und tapfer Du warst“, schrieb Kevin, nachdem die traurige Nachricht eingetroffen war.
Die TSG 1899 Hoffenheim trauert mit der Familie und den Freunden von Tobias Dreslears.
  SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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