Page 7 - Spielfeld_April_2016
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                              ... ÜBER KÜNSTLERNAMEN Mixed Zone
Die EM 1992 in Dänemark war das erste große Turnier, bei dem die Namen
der Spieler auf den Trikots standen, in der Bundesliga ist es seit gut 20 Jahren Pflicht. Da tummeln sich im Fußball auch allerhand sonderbare Namen.
Wir haben Künstlernamen und die dahinter steckenden Geschichten gesammelt.
11 FAKTEN
In der „Richtlinie für die Spielkleidung und die Ausrüstung“ der Deutschen Fußball Liga (DFL) heißt es in Paragraf 7, Absatz 1 wörtlich: „Auf der Rückseite des Trikots wahlweise ober- oder unterhalb der Nummer ist zentriert und gut lesbar der Familienname des jeweiligen Spielers aufzuführen. Alterna- tiv kann nach Vorlage eines entsprechenden aussagekräftigen Nachweises gegenüber der DFL auch ein Künstlername des Spielers abgebildet werden. Abkürzungen sind zulässig.“
Die Hürde des Künstlernamens übersprang anno 2002 der da- mals für Hertha BSC Berlin spie- lende Andreas Neuendorf. Er trug den Namen „Zecke“, der ihm ursprünglich von Ulf Kirsten nach einem Zeckenbiss im Spaß verpasst worden war. Neuendorf gefiel „Zecke“, doch die DFL stellte
sich quer. Also fertigte der Berliner zwei Ölgemälde mit den epochalen Titeln „Gesicht“ und „Krickelkrakel“, signierte sie mit „Zecke“ und ließ sie versteigern. Daraufhin wurde „Zecke“ als Künstlername im Pass eingetragen und auf dem Trikot erlaubt.
2015 machte ein weiterer deutscher Profi- Spieler seinen Spitz- zum Künstlernamen. Andreas Lambertz darf bei Dynamo Dresden den Schriftzug „LUMPI“ über der Nummer 17 tragen. Der Weg zum offiziellen Künstlernamen war deutlich leichter als seinerzeit für „Zecke“ Neuendorf – nicht einmal ein künstlerisches Talent musste der Ex-Düsseldorfer angeben: „Der Mitarbeiter im Bürgerbüro meinte, dass in meinem Fall der überregionale Bekannt- heitsgrad ausreicht.“
Der erste deutsche Nationalspieler, der seinen Spitznamen auf dem Trikot trug, war Cacau. Der als Claudemir Jerônimo Barreto in Brasilien geborene Stürmer erhielt den Namen schon an seinem ersten Geburtstag – und hatte daran großen Anteil: Da er seinen Vornamen Claude- mir nicht aussprechen konnte und stattdessen Cacaudemir brabbelte, rief ihn seine Mutter fortan nur noch CACAU.
     Ein früherer Dortmunder hatte Probleme mit der Namens- findung: Der italienische Stürmer Ciro Immobile hatte bei seiner Ankunft 2014 den dringenden Wunsch, mit seinem Vornamen auf seinem Shirt spielen zu dürfen, da Immobile übersetzt „unbeweglich“ bedeutet. Für die DFL reichte das aber nicht, Immobile spielte als Immobile. Ohne Glück – der BVB schob den Italiener nach Sevilla ab.
    Den entgegengesetzten Weg bestritt der frühe- re Dortmunder Jakub Blaszczykowski. Lange prangte auf dem Trikot des Polen der Aufdruck „KUBA“ – eine Abkürzung seines Vornamens. 2012 wünschte er sich aber seinen Nachnamen zurück – vermutlich nicht gerade zur Begeisterung der Dort- munder Trikot-Beflocker.
In Brasilien sind Spitzna- men üblich. Edson Aran- tes do Nascimento wurde als PELÉ zur Legende, und Manuel Francisco dos Santos war schon als Kind trotz seiner körper- lichen Beeinträchtigung mit unterschiedlich lan- gen Beinen dermaßen beweglich und wen- dig, dass sie ihn früh mit einem Zaunkönig verglichen – und den jungen Kicker auf den portugiesischen Namen des Vogels tauften: Als GARRINCHA, den Welt- meister von 1958 und 1962, kennt ihn nun jeder Fußball-Fan.
Den aktuell bekanntesten Künstlernamen der brasilianischen Nationalmannschaft trägt Givanildo Vieira de Souza. Der 29-jährige Angreifer hatte seine Lauf bahn unspektakulär als „Givanildo“ begonnen. Dann heuerte er beim japanischen Club Tokio Verde an, wo ihm aufgrund seiner muskulären Erscheinung und dem grünen Trikot der Name „HULK“ verliehen wurde – in Anlehnung an den Comic-Helden.
Der frühere Stuttgarter Profi und brasiliani- sche Nationaltrainer Dunga heißt eigentlich Carlos Caetano Ble- dorn Verri. Von sei- nem Onkel wurde er
DUNGA genannt – aufgrund seiner abstehenden Ohren und der Ähnlichkeit zum Zwerg Dunga aus der portugiesischen Version des Grimm-Märchens „Die sieben Zwerge“. Teamkollege von Dunga beim WM-Titelgewinn 1994: ein gewisser Müller. Luis Anto- nio Correa da Costa, so hieß der Stürmer eigentlich, hatte sich für den Namen seines großen Idols Gerd Müller entschieden.
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Allerdings unbegründet: Aufgrund des langen und zudem noch äußerst komplizierten Nachnamens wurde sein Vor- zu seinem offiziellen Künstlernamen – den er auch nach seinem Wechsel zu Borussia Dortmund behielt.
   uch SOKRATIS Papastathopoulos jagte den Zeugwarten Schrecken ein, als Werder Bremen den Griechen 2011 verpflichtete.
   SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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In der Bundesliga trägt Leverkusens Javier Hernán- dez den einprägsamsten Künstlernamen. Schuld ist der Vater, dessen grüne Augen bei der Geburt aussahen wie Erbsen – sie nannten ihn ‚Chicharo‘, die spanische Übersetzung für Erbse. „Als ich ge- boren wurde“, so erzählt es der Neu-Leverkusener, „nannten sie mich ‚Chicharito‘, was ‚kleine Erbse‘ bedeutet. Ich habe den Namen einfach geerbt.“
     












































































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