Page 14 - Spielfeld_April_2016
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                                  „Da muss man cool bleiben und es mit einem inneren Lächeln nehmen.“ OLIVER BAUMANN ÜBER DIE BELEIDIGUNGEN GEGNERISCHER FANS
Zu den alltäglichen emotionalen Herausforderungen als Torwart gehört leider auch, trotz all der Anfeindungen gegnerischer Fans cool zu bleiben. Sind das besondere Stressmomente, so allein vor vielen pöbelnden Fans? „In den Aktionen bekommt man das gar nicht mit, da es im Stadion ja die ganze Zeit total laut ist. Eigentlich nur, wenn man den Ball holt. Da wird man Spiel für Spiel beleidigt. Die Fans wollen Dich fertigmachen und beleidigen Dich, Deine Familie und alles, was sie können. Da muss man cool bleiben und es schaffen, dies mit einem inneren Lächeln zu nehmen. Mir tut es nicht weh, was sie schreien, das schadet mir im Spiel auch nicht. Weil mir ja auch klar ist, warum sie es tun: Ich bin der Gegner, ich verhindere das, was sie sehen wollen. So gehe ich da ran. Aber selbst zu provozieren ist eher kontraproduktiv. Dann hagelt es Feuerzeuge oder Hartgeld. Man muss der Klügere sein, ich feiere dann als Antwort lieber nach dem Spiel mit den eigenen Fans.“
Wie erlebt Deine Familie Deine Spiele – und die Be- leidigungen?
„Meine Mutter ist immer sehr nervös, vor allem jetzt im Abstiegskampf. Da geht sie manchmal lieber spazieren als sich das Spiel anzuschauen. Aber die Gesänge kann sie ganz gut einordnen.“
Dein Wechsel vom SC Freiburg nach Hoffenheim hat auch für negative Emotionen bei den Fans gesorgt...
„Der letzte Tag in Freiburg war sehr emotional. Klar, ich war lange dort und viele Mitspieler waren mehr als nur Kollegen. Ich habe auch viele Mitarbeiter im Verein liebgewonnen und auch
noch gute Kontakte nach Freiburg. Die Fans waren natürlich enttäuscht. Sie haben ein Lied für mich gesungen und mich mit Geldscheinen beworfen. Das ist ja auch eine Art Anerkennung, wenn sie sich so viel Arbeit für mich machen, auch wenn sie so ihren Frust zeigen wollten. Ich war ihnen wichtig genug, um bei ihnen Emotionen wecken zu können.“
Schmerzt so ein Moment mehr als Beleidigungen gegne- rischer Fans?
„Es ist etwas anders. Weil es diejenigen sind, die Dich vorher bejubelt haben. Aber das ist im Fußball immer so: Wenn Du nicht das machst, was sie sich von Dir vorstellen, ist es egal, ob Du ein guter Typ bist, nett bist und einen guten Charakter hast: Wenn Du als Profi schlecht spielst oder eine Entscheidung triffst, die den Fans nicht gefällt, pfeifen sie Dich aus. Von den eigenen Fans so behandelt zu werden, war erst komisch. Beim Nachden- ken über die Gründe aber auch verständlich: Weil ich zum Rivalen gehe. So ist es halt im Fußball.“
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