Page 84 - Spielfeld_Maerz_2016
P. 84

                WIE DAS FERNSEHEN DEN FUSSBALL VERÄNDERT
Der Fußball war, kaum zu glauben, nicht immer so groß, so bestimmend wie heutzutage. Es gab sogar Zeiten, in denen die Fans überhaupt keine Bilder von den Spielen ihres Clubs im TV sehen konnten. Doch die Entwicklung ist rasant, inzwischen zahlen die Fernsehsender viel Geld dafür, dass sie Spiele zeigen dürfen. Dafür hat sich auch der Fußball gewandelt.
1) WIE WIRD DAS SPIEL TECHNISCH ÜBERTRAGEN?
In der Anfangszeit der Fußball-Bundesliga wurden die Spiele noch auf Filmrollen aufgezeichnet und diese per Kurier mit Motorrädern in die Sendeanstalten gebracht. Dort wurden die Partien dann zu einem Bericht zusammengeschnitten – und in der „Sportschau“ gezeigt. In jener Zeit gab es auch nur drei Kameras, die das Spielgeschehen beobachteten. Jeweils eine Kamera war auf die Tore gerichtet, eine dritte fing die Mitte des Spielfelds ein. Heutzutage sind zwölf Kameras der Mindeststandard für ein Fußball-Bundesligaspiel. Bei Spitzenspielen sind es gar bis zu 30 Kameras, die jede Szene, jeden Moment, auch in Zeitlupe, festhalten. Inzwischen gibt es auch die sogenannte Spidercam (übersetzt: Spinnen- kamera). Diese Kamera hängt an Seilen über dem Spielfeld und kann Spielszenen in Bewegung verfolgen. Sie gibt dem TV-Zuschauer einen Überblick über das gesamte Spielfeld und bringt zusätzliche Dynamik in die Übertragung. Und die Aufnahmen werden natürlich längst vor Ort, zumeist noch während des Spiels, geschnitten und aus dem Ü-Wagen (Ü für Übertragung), der am Stadion steht, direkt digital in die Redaktion des Fernsehsenders geschickt.
2) WIE HABEN SICH DIE TV-GELDER ENTWICKELT?
Derzeit laufen die Verhandlungen über die so genannten medialen Verwertungsrechte an der Bundesliga ab der Sai- son 2017/18. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Clubs hoffen darauf, erstmals mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr von den TV-Sendern und Internet-Anbietern zu bekommen. Dafür dürfen die Sender dann die insgesamt 306 Bundes- liga-Partien einer Saison live oder zeitversetzt zeigen. Das ist wahnsinnig viel Geld. Vor allem, wenn man bedenkt, wie es einmal angefangen hat. Als vor gut 50 Jahren der Vertrag über die Bundesliga-Übertragung geschlossen wurde, haben die Sender ARD („Sportschau“) und das ZDF („Das Aktuelle Sportstudio“) nur 640.000 Mark (rund 330.000 Euro) dafür bezahlt. Eine vergleichsweise lächerliche Summe, die auch in den folgenden zwei Jahrzehnten nur wenig höher wurde. Im Jahr 1983 zahlten ARD und ZDF umgerechnet gut vier Millionen Euro pro Bundesliga-Spielzeit. Der Grund für die verhältnismäßig geringe Steigerung ist einfach: Es gab neben den öffentlich-rechtlichen Anstalten keine anderen TV-Sender, also auch keine Nachfrage. Wenn die Clubs viel mehr Geld verlangt hätten, wäre es für ARD und ZDF möglich gewesen, damit zu drohen, gar keine Bundesliga zu zeigen – und die Vereine hätten keine Alternative gehabt. Es hätte dann keinen Fußball im Fernsehen gegeben. Das war ein gutes Druckmittel.
         84
24. August 1952: Erstmals wird ein Fußballspiel live
in voller Länge gesendet. Der Hamburger SV siegt 4:3 gegen Altona 93. TV-Zuschauer: vermutlich rund 10.000.
4. Juli 1954: Das „Wunder von Bern“ wird zum ersten Public-Viewing. Nur rund 40.000 deutsche Haushalte besitzen einen Fernseher – die Fans versammeln sich zum WM-Finale 1954 in den Kneipen oder vor den Fenstern der Rundfunkge- schäfte und erleben dort das 3:2 der DFB-Elf ge- gen Ungarn. Es ist die erste Fußball-WM, die teils live im TV übertragen wird. Legendär aber wird die Radioreportage von Herbert Zimmermann: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen...“
01. Oktober 1958:
Die ARD schließt erstmals ein Abkommen mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) über die Übertragung und Bezahlung von Fußball- spielen im Fernsehen.
19. November 1958: Das deutsche Fernsehen überträgt das Länderspiel zwischen Deutschland und Österreich (2:2) in Berlin. Gegen die Über- tragung protestiert der Fernseh- beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, da die Übertragung am Buß- und Bettag dem Charakter dieses Feiertags nicht angemessen sei.






















































































   82   83   84   85   86