Page 75 - Spielfeld_Maerz_2016
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 Das Leben nach dem Titel, so wird es Christoph Ullmann immer sehen, ist vor allem das Leben für den nächsten Titel. Nach dem Rausch des Sommers
2015, als er mit den Teamkollegen der Adler Mannheim auf dem Autodach eines riesigen Hummer „Atemlos“ von Helene Fischer sang, folgt der nächste Angriff, der nächste Kampf. „So eine Meisterschaft ist schöner als eine Hochzeit“, pf legt Ullmann zu sagen. Denn eine Meisterschaft hat einen Vorteil: „Es kann sie nicht nur einmal im Leben geben.“
Den Tanz der Glückshormone nach einem Titel hat seine Frau Nadine im eigenen Heim miterlebt: Das Hochzeitsfoto musste einem Meisterfoto Platz machen. Nadine ist Mannhei- merin, insofern geriet der Familienfrieden nicht in Gefahr. Und mittlerweile sind die Dinge wieder zurechtgerückt: „Die Bilder haben einen Platz nebeneinander gefunden.“ Ullmann hätte sicher nichts dagegen, wenn die Fotos Gesellschaft be- kommen. „Dieser Moment hat einen Suchtfaktor. Wenn du zurückblickst auf den langen Weg dorthin, die Entbehrungen, die Schmerzen, wie du als Team zusammengewachsen bist, wie der einzelne dahinter zurücktritt – wenn du dann den Pokal holst, dann willst du das einfach noch mal erleben.“
Drei Mal hat der 32 Jahre alte Mittelstürmer diesen Moment schon erlebt. 2002, mit knapp 19 Jahren, als er gerade den Sprung zu den Profis schaffte, stand er im Kader jener Mann- schaft der Kölner Haie, die ausgerechnet in Mannheim, damals noch im altehrwürdigen Friedrichspark, die Meisterschaft gewann. Fünf Jahre später folgte ein überlegener Triumph mit den Adlern, die unter dem vormaligen Bundestrainer
 Greg Poss die Hauptrunde beherrschten und in den Play- offs für die nötigen zehn Siege nur elf Spiele benötigten. Acht weitere Jahre, von denen er drei bei den Kölner Haien verbrachte, musste der Bayer aus Altötting warten, bis der Traum wieder Wirklichkeit wurde. „Die Jahre zuvor waren durstig und lang. Es war eine große Erlösung, endlich mal wieder den Titel zu holen“, sagt Ullmann.
Achterbahnfahrt für den Titelverteidiger
Die aktuelle Saison ist bisher eine Achterbahnfahrt gewesen für den Titelverteidiger. Schlechter Start, dann erster Platz, dann wieder ein Tief. Christoph Ullmann weiß, wie schnell sich die Dinge drehen können in seinem Sport. Seinen ersten Titel holte er mit Köln nach einer verkorksten Hauptrunde inklusive Trainerwechsel von Platz sechs aus. Auch heute sieht er keinen Anlass zu Pessimismus im Kampf um die Playoffs. „Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir den Titel abhaken und nur nach vorn schauen müssen. Das werden wir auch weiter tun“, sagt Ullmann.
Zehn Jahre insgesamt steht der Center nun bei den Adlern unter Vertrag. Der Erfolgsdruck und die Erwartungen, die es bei einem siebenmaligen Meister immer gibt, sind für ihn Ansporn und Herausforderung. Gebunden ist er bis 2017 – eine Vereinstreue, die Adler-Legenden wie Harold Kreis oder Marcus Kuhl auszeichnete, deren Trikots unterm Dach der SAP-Arena hängen und deren Nummern gesperrt sind. Die Ullmanns – Christoph, Nadine, Sohn Lennox (6) und Tochter Lina (2) – und Mannheim: das passt.
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM 75
  
























































































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