Page 58 - Spielfeld_Maerz_2016
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                  PRÄSENTIERT VON
             Leonie Pankratz beim 2:0-Sieg der TSG-Frauen im Bundesligaspiel gegen Freiburg am 20. Dezember 2015.
Du hast Deine Zeit an der Uni Heidelberg unterbrochen, um im November 2012 nach Porto zu gehen. Was hat Dich dazu bewogen und welche Erfahrungen hast Du gemacht?
„Es ist sinnvoll, längere Zeit in das Land zu gehen, dessen Sprache man studiert. Und ich bin neugierig und wollte wissen, genauso wie vorher in meiner Zeit in Spanien, wie die Leute denken und wie ihre Kultur ist. Ich habe beide Male sehr genau durchgeplant und viele gute Erfahrungen gemacht.“
Musste der Fußball dafür zurückstehen?
„Nein, auf keinen Fall. Das Studium war die rationale Entscheidung, aber Fußball zu spielen, war mir auch sehr wichtig. Sonst hätte ich das nicht gemacht. Ich bin der TSG sehr dankbar, dass sie mir keine Steine in den Weg gelegt hat. Ich konnte bei Boavista Porto spielen. Wir haben den portugiesischen Pokal gewonnen. Es war mein erster großer Titel. Insgesamt war die Zeit ein tolles Erlebnis.“
Du hast das Studium und den Fußball kombiniert. Eine berufliche Ausbildung ist im Frauenfußball viel bedeutender als im Männerfußball, wo die Jungen doch schon früh viel Geld verdienen können. Was glaubst Du, wie viele Profis es im deutschen Frauenfußball gibt? „Ich glaube, dass mittlerweile bei Bayern, Frankfurt und Wolfsburg sich viele nur auf den Fußball konzentrieren. Sie verdienen genug, um gut zu leben, aber nicht, um auszusorgen. Hinter den drei Topclubs klafft aber eine große Lücke zu den anderen Vereinen. Da sollte jede Spielerin intelligent genug sein, sich neben dem Fußball einer Ausbildung zu widmen. Es ist gut, dass sich die TSG so stark für die duale Ausbildung ihrer Spielerinnen engagiert.“
Frauen- Bundesliga
Offizieller Fitness- und Gesundheitspartner
LEONIE ENGAGIERT SICH BEI „ANPFIFF INS LEBEN“
Wie fast alle anderen Spielerinnen der TSG Hoffenheim engagiert sich auch Leonie Pankratz innerhalb des Ju- gendförderkonzepts „Anpfiff ins Leben“. Im Förderzentrum Ludwigshafen arbeitet sie an zwei Nachmittagen, insge- samt sieben Stunden, in der Hausaufgabenbetreuung. „Ich gebe Nachhilfe besonders in Mathematik und in al- lem, was die Kinder brauchen. Es handelt sich um Schü- lerinnen und Schüler von der 1. bis zur 11. Klasse. Das ist für mich eine schöne Abwechslung“, sagt die 26-Jährige. Im Förderzentrum in St. Leon-Rot unterstützt sie die U11-Juniorinnen der TSG beim Koordinationstraining.
Hältst Du es für möglich, dass die Frauen-Bundesliga eines Tages komplett professionell ist?
„Es ist immer noch schwierig, Frauen- und Männerfußball zu vergleichen. Bei den Männern stehen viel mehr Sponsoren dahinter, das Fernsehen zahlt unheimlich viel Geld. Das ist alles Jahrzehnte lang gewachsen. Es wäre schön, wenn es für uns in Zukunft noch mehr öffentliches Interesse gäbe. Aber es ist schwer einzuschätzen, wie es sich entwickeln wird.“
Dass Dir jemand, wie es vor 20 Jahren vielleicht noch gewesen wäre, mit einem Naserümpfen begegnet, weil Du als Frau Fußball spielst, das gibt es nicht mehr?
„Nein, definitiv nicht. Ich habe immer nur Fußball gespielt. Von sechs Jahren an bis 16 beim VfB Gießen als einziges Mädchen immer nur mit Jungen. Das war früher schon noch etwas Besonderes. Aber der Frauenfußball insgesamt hat sich in Deutschland sehr gut entwickelt. Diese Vorurteile gibt es nicht mehr, dass man gefragt wird: ‚Was, du spielst Fußball und hast gar keine dicken Beine?‘ Durch unser Aushängeschild Nationalmannschaft hat sich sehr viel getan.“
Du hast in der deutschen U17-Auswahl gespielt. Ist die Nationalmannschaft eigentlich ein Thema für Dich? Wie geht es weiter im Studium, wie geht es weiter mit Dir bei der TSG?
„Die Nationalmannschaft ist momentan überhaupt kein Thema. Da bin ich total realistisch. Aber niemand würde Nein sagen, wenn mal eine Einladung käme. Bei der TSG fühle ich mich superwohl. Ich weiß zu schätzen, was ich hier habe. Mein Vertrag läuft im Sommer aus, die Gespräche für eine Verlängerung laufen. Mein Masterstudium dauert noch zwei Jahre. Vielleicht gehe ich noch einmal ins Ausland.“
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