Page 46 - Spielfeld_Maerz_2016
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                   „TORRO“ PACKT AUS
Torsten Hartl sammelt Fanschals – inzwischen besitzt er mehr als 200.
Und hinter jedem steckt eine eigene Geschichte. Für SPIELFELD öffnet er seine Schatztruhe.
Manchmal setzt sich Torsten „Torro“ Hartl hin und Hartl gründete den Fanverband ‚Supporters Hoffenheim‘ und
packt seine Fanschals aus den Pappkartons. Einen
nach dem anderen. Und jeder einzelne trägt neben den Vereinsfarben eine Erinnerung in sich. Mehr als 150 TSG- Schals und 60 Auswärtsexemplare stecken in den Boxen, die in seiner Waibstädter Wohnung lagern – über 200 Geschichten, die nur der Fußball und seine Fans schreiben können.
„TSG Hoffenheim – Die richtige Entscheidung“ prangt auf einem. Ein ganz besonderer Schal mit einer ganz besonderen Geschichte. „Das ist der allererste offizielle TSG-Schal. Noch aus der Zeit vor der Regionalliga. Habe ich bei Ebay gefunden und ersteigert. Für 16 Euro.“ Der Verkäufer wohnte im vier Kilometer entfernten Nachbarort Neidenstein. Um 20.30 Uhr war die Auktion beendet, um 20.35 Uhr hielt „Torro“ den Schal in den Händen und seitdem für immer in Ehren. Ein paar Schals hatte er vorher schon gesammelt, so richtig begann es aber erst mit der Gründung der Fanclubs. „Mit ihnen kamen die Schals und die Kreativität“, sagt Hartl.
„Torro“ war einer der Protagonisten des Kinofilms „Hoffenheim – das Leben ist kein Heimspiel“ (2010), der den Aufstieg mit all seinen Begleiterscheinungen dokumentierte. Nach außen gab er den TSG-Fans damals ein Gesicht, stand stellvertretend für die Anhängerschaft eines ganzen Vereins. Sogar die „New York Times“ schickte einen Redakteur zu ihm in den Kraichgau. Für ihn stand immer fest: „Ich bin wie ich bin. Auch bei den Dreharbeiten zum Film habe ich mich nie verstellt.“
versuchte gerade in der Zeit des Aufstiegs, die einzelnen Lager miteinander zu verbinden. „Die anfänglichen Dispute, die auch im Film zu sehen sind, haben sich schnell geklärt. Es ist wichtig, dass die Fanclubs zusammenhalten und nicht jeder seine eigene Suppe kocht.“ Heute hat er seine Aktivitäten etwas zurückgefahren. „Ich kriege zwar noch alles mit, muss aber nicht mehr aktiv in den Vordergrund treten.“ Stattdessen betreibt er auf Facebook „Torro’s Hoffenheim Seite“.
„Ich bin in der Szene als Sammler bekannt.“ TORSTEN HARTL
„Torro“ ist nach wie vor fest in der Fanszene verwurzelt, ist Mitglied in einer Handvoll Fanclubs. Für ihn beginnt ein Fußballspiel schon Stunden vor dem Anpfiff. An Spieltagen setzt er sich auf seinen Roller, fährt die paar Kilometer von Waibstadt nach Sinsheim und isst irgendwo zu Mittag, bevor er zum Stadion weiterrollt. „Zwei Stunden vor dem Spiel bin ich am Zweiradparkplatz, treffe Freunde, gehe ins Fanhaus, oder schaue einfach zu, wie sich der Parkplatz und das Sta- dion langsam füllen. Das gehört für mich alles dazu. Das ganze Drumherum, die Atmosphäre.“ Bisher hat „Torro“ nur ein einziges Spiel in der Rhein-Neckar-Arena verpasst. Aus- gerechnet gegen die Bayern. „Meine Eltern feierten Goldene Hochzeit. Das hatte Priorität.“ Seine Karte habe er bewusst nicht verkauft. „Diesen Hype, gerade bei den Bayern-Spielen, will ich nicht unterstützen.“
Noch bevor die Arena überhaupt gebaut wurde, hatten die Fanclubs „Zwinger-Club“ (Hartl ist Gründungsmitglied) und „Blue Dragons“ einen Schal mit der Aufschrift „Südtribüne“ entworfen. „Torro“ holt ihn aus der Kiste. „Es war klar, dass wir Fans auf die Südtribüne kommen. Also haben wir es einfach schon mal publik gemacht.“ Ein anderes Mal war jemand dann aber doch etwas vorschnell. Nach der Herbstmeisterschaft wurden Schals verkauft, auf denen stand: „Deutscher Meister 2009 – TSG Hoffenheim“. „Torro“ konnte auch dem etwas abgewinnen: „Den Schal wird es nie mehr geben“, sagt er, zieht das Exemplar aus dem Karton und lächelt. „Einmalig!“
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