Page 33 - Spielfeld_Maerz_2016
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                 Beispiel das aggressive Nach-Vorn-Spielen, was dann auch Markus Gisdol mit seinem Konzept weitergeführt hat.“
Du bist das Urgestein der TSG, die einen nach wie vor einzigartigen Aufstieg im deutschen Fußball hingelegt hat. Wie siehst Du die Entwicklung?
„Sie war einzigartig, aber sie war auch rasant schnell, ganz besonders unter Ralf Rangnick. Wir sind 2008 aufgestiegen in die Bundesliga, nachdem wir zwei Jahre durchmarschiert waren. Dann kam der Wahnsinnserfolg mit der Herbst- meisterschaft. Da schoss die Erwartungshaltung in der ganzen Region, aber vielleicht auch die im Verein, auf ein ganz anderes Niveau. Das Komplettpaket musste aber erst wachsen, und das hat gedauert. Aus der Jugendakademie kamen die ersten Spieler wie Niklas Süle erst 2012/13 in den Profikader. Es gab Entwicklungen, die der Verein erst einmal machen musste. Deswegen gab es vielleicht auch einmal das Tal, in dem wir unseren Weg etwas verloren hatten.“
„Ich glaube, dass die TSG auf allen Ebenen gewachsen ist.“
Meinst Du, dass die TSG zu schnell gewach- sen sein könnte?
„Ich glaube, dass die TSG auf allen Ebenen gewachsen ist und damit Schritt gehalten hat, was in der Bundesliga nötig ist. Aber so etwas braucht vielleicht auch Zeit, damit es sich nach dem Wachstum noch festigt. Das ist eigentlich ein ganz normaler Anpassungsprozess.“
Was hat sich während Deiner Karriere geändert: Ist das Business rauer oder un- persönlicher geworden? Ging es früher kameradschaftlicher zu?
„Da gab es auch einen normalen Anpassungsvorgang. In dem Moment, in dem ein Club in der Bundesliga spielt, ändern sich die Erwartungen. Der Markt öffnet sich, er ist nicht mehr nur regional. Damals hat man sich nach Spielen im Clubhaus getroffen und noch ein Bierchen getrunken. Aber es ist doch klar, dass das nicht mehr geht. Die Spieler, die nun zur TSG kommen, stammen aus anderen Regionen und anderen Ländern. Alles ist professioneller und so muss es auch sein. Fankontakte im Clubhaus gibt es auch bei keinem anderen Bundesligisten mehr. Wichtig ist es doch, dass unsere Region in der Bundesliga vertreten ist. Die TSG hat keine große Stadt im Rücken, aber eine ganze Region. das ist etwas Besonderes in der Bundesliga. Das sollten wir pf legen, es ist genau das Projekt, dass wir betonen sollten. In dem Punkt sind wir anders als die anderen Bundesligisten.“
Wie empfindest Du Deine Stellung in diesem besonderen Club?
„Grundsätzlich ist es so, dass hier Menschen arbeiten, die unheimlich dank- bar sind und es wertschätzen, wenn einer lange hier ist. Und andererseits ist es so, dass ich diesen Menschen auch dankbar bin, dass ich bisher so lange hier sein durfte. Es ist also eine beiderseitige Wertschätzung vorhanden. Ich glaube, ich werde bei der TSG auch in Zukunft nie Probleme bekommen.“
Du hast auch eine spezielle Verbindung zum Hauptsponsor SAP. Kannst Du sie einmal beschreiben?
„Ich habe eine Berufsausbildung bei der SAP gemacht. Herr Oswald, der dem Vorstand angehört, hat mir damals sehr geholfen, als ich bei der SAP zum Bürokaufmann ausgebildet wurde, aber auch in meiner weiteren Entwick- lung. Wenn ich ihn oder Dietmar Hopp bei Spielen im Stadion treffe, dann begrüße ich sie natürlich. Ich bin ihnen sehr dankbar.“
Hast Du damals nach der Schule gewusst, dass es gut ist, neben dem Fußball einen Beruf zu lernen?
„Mein Vater hat Druck gemacht, dass ich die Ausbildung mache. Mein Daddy war alte Schule. Seine Vorschrift war, wenn du die Ausbildung nicht durch- ziehst, kannst du den Fußball vergessen. Ich musste sie machen, sonst hätte es Feuer gegeben. Aber ich war meinen Vater sehr schnell dankbar dafür, dass er damals darauf bestanden hat. Außerdem bin auch gern einer, der über den Tellerrand schaut.“
Du hast auch noch ein Studium als Sportfachwirt absolviert.
„Als ich 25 war, habe ich das angefangen, aus Lust neben dem Beruf des Fußballprofis noch etwas zu machen. Es war ein Fernstudium an der IST in Düsseldorf. Und ich war zudem zweieinhalb Jahre Co-Trainer von Frank Fröhling bei der U15 hier im Verein.“
Nun noch einmal in die aktuelle Zeit: Nach der Saison 2012/13 mit der Relegation, ist in dieser Saison wieder eine heftige Krise einge- treten. Glaubst Du daran, dass noch alles ins Lot kommt?
„Wir sind immer noch auf einem guten Weg. Der Verein hat ein gutes Konzept und eine super Jugendarbeit mit vielen Talenten.
Profis
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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 Höhenflug:Kai Herdling setzt sich im DFB-Pokal-Achtelfinale 2003 gegen den Leverkusener Nationalspieler Jens Nowotny durch.
 












































































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