Page 31 - Spielfeld_Maerz_2016
P. 31

                   Profis
 Du bist der Spieler im Bundesliga-Kader, der mit Abstand am längsten der TSG angehört. Seit 2002 spielst Du, mit kleinen Unterbre- chungen, für den Club. Mit 31 musst Du Deine Karriere auch noch nicht beenden, aber nach so einer langen Zeit ist die Frage erlaubt, wie Du Deine sportliche Laufbahn rückblickend bewertest?
„Ich habe in den 14 Jahren alles kennengelernt, es gab Höhen und Tiefen. Ich hatte Rückschläge, gerade in letzter Zeit, aber genauso auch die schönen Seiten erlebt. Das alles hat mich geprägt und weitergebracht, auch als Persönlichkeit. Ich spüre eine gewisse Demut, dass ich den Job des Fußballprofis ausüben darf. Ich weiß, das ist ein Privileg und ich bin froh, dass mein Körper das mitgemacht hat. Aber das, was man den jungen Spielern heute predigt, das war mir immer bewusst: Dass es mit dem Fußball wegen einer Verletzung von heute auf morgen vorbei sein kann. Auch das hat mich geprägt.“
Was bedeutet Dir diese ungewöhnliche Treue zur TSG? Und was die beiden jeweils recht kurzen Abstecher zu anderen Clubs? „Ich werde vielleicht der erste Spieler sein, der hier seine Bundesliga-Karriere beendet. Alle, die den Bundesliga-Kader bisher verlassen haben, haben woanders weitergemacht. Ich bin hier zu Hause, hier fühle ich mich wohl, ich möchte den Verein nicht missen. Ich habe diese beiden Auswärtspar- tien spielen dürfen, aber auch zweimal die riesige Chance erhalten, wieder zur TSG zurückzukommen. Mir ist nach beiden Abstechern klargeworden, dass dieser Verein meine Heimat ist.“
Du hast 2012 den Sprung in die USA gewagt und in der Profiliga MLS einige Monate für Philadelphia Union gespielt. Wie kam es zu dem Wechsel?
„Der frühere Bundesliga-Profi Piotr Nowak war dort Trainer und ist auf mich aufmerksam ge- worden. Außerdem gab es einen Kontakt von der TSG Hoffenheim in den Vorstand des Clubs. Das Projekt Ausland hatte mir schon länger im Kopf rumgeschwirrt. Ich fand es interessant, eine neue Kultur kennenzulernen, auch die Sprache mitzu- nehmen. Das alles kann das weitere Leben prägen. Und dazu kam, dass meine Frau nach der Geburt unserer ersten Tochter relativ frei war in ihrer Ent- scheidung. Das Gesamtpaket hat einfach gepasst. Da es für die TSG und mich ein Ausleihprojekt war, konnte ich im Endeffekt nur gewinnen.“
Akrobatisch: Kai Herdling.
Der frühere Hoffenheimer Martin Lanig (l.) schaut staunend zu.
„Ich spüre eine gewisse Demut, dass ich den Job des Profis ausüben darf.“
Und wie hast Du die Zeit konkret erlebt?
„Auch dort habe ich Höhen und Tiefen kennengelernt. Zu Anfang bekam ich durch Piotr Nowak viel Unterstützung, doch als er entlassen wurde, konnte ich die andere Seite kennenlernen. Aber auch, dass man die Tiefen erlebt, macht das Leben lebenswert. Ich bin unheimlich dankbar dafür, dass ich nicht nur alles positiv sehen konnte, sondern auch Rückschläge überstehen musste. Das hat mich auch in meinem Wesen geprägt. Das hilft mir jetzt auch bei der Erziehung meiner beiden Kinder.“
2008 hattest Du noch einen kleinen Ausflug zu Waldhof Mann- heim. Wie kam es dazu?
„Ich hatte damals das Gefühl, dass es bei mir hier einen Stillstand gab. Wir waren in die Bundesliga aufgestiegen, der Konkurrenzkampf war groß. Ich habe mich gefragt, ob es richtig ist, bei der TSG zu bleiben. Waldhof starte- te ein interessantes Projekt. Wegen meiner regionalen Verbundenheit habe ich mich dann für den Wechsel entschieden. Aber in Mannheim hat es sich anders als erwartet entwickelt. Die TSG hatte mitbekommen, dass es nicht lief und wollte mich zurückholen. Und für mich war der Club der einzige Ansprechpartner. Dann kam ich also im Winter 2008/09 nach einem halben Jahr zurück, zum Herbstmeister der Bundesliga. Das war auch nicht ganz so schlecht.“
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
31




















































































   29   30   31   32   33