Page 13 - Spielfeld_Maerz_2016
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                 Als endlich alles beginnt, ist Julian Nagelsmann um- zingelt. Während seine Spieler auf dem Rasen den obligatorischen Kreis bilden und sich auf das in wenigen Sekunden beginnende Spiel bei Werder Bremen einschwören, haben sich ein Dutzend Fotografen und Kame- raleute um den auf der Hoffenheimer Trainerbank sitzenden 28-Jährigen versammelt. Die Objektive klackern und sind sogar im emotional aufgeladenen Stadion zu hören. Der Moment, in dem der jüngste Bundesliga-Cheftrainer das Abenteuer Bundesliga beginnt, ist das wohl begehrteste Motiv des 21. Spieltages. Nagelsmann verfolgt den Trubel gelassen. Er sitzt auf der Trainerbank, kaut Kaugummi und blickt fokussiert auf das Spielfeld. Dann endlich geht es los. Schiedsrichter Benjamin Brand pfeift die Partie an. Die Bundesliga hat eine verbesserte Rekordmarke – und die TSG Hoffenheim ist um eine Attraktion reicher. Er selbst ist längst im Tunnel: „Ich war nicht nervöser als bei jedem U19-Spiel.“
Es dauert nicht lange, bis Nagelsmann sich von der Bank erhebt und erstmals zur Außenlinie schreitet. Er beobachtet seine umformierte und mutig offensiv aufgestellte Mannschaft. Er gestikuliert, dirigiert, motiviert. Dann ruft er Nadiem Amiri zu sich, stellt seinen 19-jährigen Schüler, der ihn 2014 zur Deutschen A-Junioren-Meisterschaft geschossen hatte, noch einmal auf den Bremer Spielauf bau ein. Die Feinjustierung wird wenige Minuten später belohnt: Amiri gewinnt den Ball im Mittelfeld, passt auf Tobias Strobl, der zu einem famosen Solo auf bricht und per Traumf lanke Andrej Kramarić bedient. Der Kroate hebt ab – und trifft per Kopf zum 1:0. Auf der Bank herrscht Hochbetrieb, Nagelsmann jubelt und wird geherzt. Dann wendet er sich auf das Spielfeld und applaudiert Amiri für die beachtliche Umsetzung seiner Idee. Es war ein perfektes Tor und ein Spielzug mitten aus Nagelsmanns Taktikbuch. Die Bundesliga musste keine zehn Minuten warten, um ein Musterbeispiel des von Nagelsmann präferierten Fußballs zu bekommen: frühes Pressing, Ballgewinne im Mittelfeld und schnelles Umschaltspiel – veredelt mit einem Treffer. „Das war das, was ich gerne sehe“, sagt er später.
Nagelsmann ist angekommen auf der großen Bühne der Bundesliga, die er bereits rund drei Jahre zuvor erstmals betreten hatte. In Hamburg. Als Co-Trainer. Durch den Hin- tereingang – weit entfernt von der Aufmerksamkeit in Bremen. Nagelsmann erinnert sich lebhaft an seine ersten Schritte, die er deutlich nervöser absolvierte als bei seinem Cheftrainer-Debüt:
Im Fokus der Fotografen: Julian Nagelsmann (links unten) bei seinem Debüt.
JULIAN NAGELSMANN
Geburtsdatum 23.Juli1987 Geburtsort Landsberg am Lech
Stationen als Spieler
FC Issing, FC Augsburg, TSV 1860 München
Stationen als Trainer
Profis
 AUF DER GROSSEN BÜHNE
In Bremen absolvierte Julian Nagelsmann sein erstes Spiel als Cheftrainer in der Bundesliga – souverän im Umgang mit dem gewaltigen medialen Interesse, mutig in der Aufstellung. Und ohne jeglichen Ansatz von Nervosität.
     2008: 2008-10: 2010-lfd.:
FC Augsburg Jugend, Co-Trainer TSV 1860 München, Co-Trainer U17 TSG 1899 Hoffenheim
2010-2011: 2011-02.12.12: 03.12.12-30.06.13: 01.07.13-10.02.16: seit 11.02.2016:
Co-Trainer U17 Trainer U16 Co-Trainer Profis Trainer U19 Cheftrainer Profis
 Größter Erfolg
Deutscher Meister A-Junioren 2014
Privates
ledig, liiert, einen Sohn (Maximilian, 1 Jahr)
  SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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