Page 74 - Spielfeld_Februar_2016
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KRAICHGAUER KILT-KULT
TSG-Mitglied Donald McPhee führt in Mühlhausen Europas größten Schotten-Shop – für seine Ware nehmen Kunden weite Reisen auf sich.
Schotten kaufen ihre Kilts in Mühl- hausen. Bei Donald McPhee. Er ist Experte in Sachen schottischer Be-
kleidung und Dudelsäcke. In seinen Laden kommen Kunden aus ganz Europa. Der Name „Kilts & More“ ist Programm. Die Betonung liegt auf „More“. Hier muss es mehr geben, als die gesamte Insel hergibt. McPhee steht zwischen Sockenhaltern, Clan-Wappen, Mützen, Instrumenten und dem schottischen Nationalgericht: Haggis, hauptsächlich bestehend aus Schafsinnereien und -fleisch – frisch oder aus der Dose. Doch der Laden ist nur der eine Teil seines schottischen Daseins im Kraichgau. Nebenbei spielt der 51-Jährige Dudelsack in der Gruppe Heidelberg & District Pipes and Drums.
Geboren ist McPhee im schottischen Oban, was jedem Whiskykenner ein Begriff ist, aufgewachsen in Bridge of Weir. Mit dem Instrument kam er erstmals in der Schule in Berührung. „Damals gehörte das sozusagen zum Schulunterricht. Man lernte es auf einer Übungsf löte“, sagt er. Das Bagpipe-Fie- ber kam allerdings erst später, als er fern der Insel war. 1982 war McPhee als Soldat der britischen Armee in Os- nabrück stationiert, lernte dort seine heutige Frau kennen und zog 1985 nach Leimen. In Heidelberg arbeitete er als Einkäufer im Europäischen Labor für Molekularbiologie. Ein Kollege – Schotte und Dudelsackspieler – unterrichtete ihn – seither ließ ihn das Instrument nicht mehr los.
McPhee ist seiner neuen Heimat auch im Sport verbunden und seit vielen Jahren Mitglied und Fan der TSG 1899 Hoffenheim: „Wenn man so einen Verein und ein Stadion direkt vor der Tür hat, muss man es auch nutzen. Ich habe eine Dauerkarte.“ Sein Traum: „Mit unserer Band bei einem Spiel im Stadion auftreten. Das wäre es.“
„Bei einem Spiel im Stadion auftreten. Das wäre es.“ DONALD MCPHEE
Im Jahr 2000 gründete McPhee „Heidelberg & District Pipes and Drums“ und arbeitete dann zehn Jahre auf die Dudelsack-WM in Glasgow hin. Ein Riesen-Event mit bis zu 70.000 Zuschauern und 3.000 Teilnehmern. Sie kamen ins Finale und belegten in ihrer Kategorie den siebten Rang unter 52 Teilnehmern. „Der Klang des Dudelsacks, das ist für mich ein Stück Heimat. Das ist einfach einzigartig.“ Bis man den aber entsprechend hin- bekommt, braucht es viel Übung: „Das dauert ungefähr sieben Jahre. Eigentlich hat ein Dudelsack ja nur neun Töne und acht Löcher, aber ich kann Ihnen sagen: Es ist sehr mühsam.“ McPhee zieht einen Vergleich zum Sport: „Ohne Training kann man auch keinen Marathon laufen.“
Filiale in Schottland eröffnet
Er selbst trainiert seit gut 30 Jahren. Anfangs fiel ihm auf, dass die Ausstattung der deutschen Musiker oft zu wünschen übrig ließ. „Früher besorgte man sich all die Sachen irgendwie aus Schottland. Und wenn etwas nicht passte, wurde es halt so getragen wie es war. Die Schuhe zu groß, die Jacken zu klein.“ So kam dem Einkäufer die Idee des Schotten-Shops. Seit 15 Jahren kauft er also Kilts, Dudelsäcke und alles Mögliche ein – anfangs noch von Zuhause. Was als Online-Shop begann, ist inzwischen ein extrem breit gefächertes Ladengeschäft geworden – „europaweit das größte seiner Art“, wenn man ihn fragt. Die Läden in Schottland seien oft sehr auf Touristen ausgelegt. Inzwischen expandierte er sogar und eröffnete einen Ableger in Schottland.
























































































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